Pressemitteilung | Deutscher Naturschutzring (DNR) - Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände e.V.

Importverbot für Jagdtrophäen gefährdeter Arten gefordert / 86 Prozent gegen Hobbyjagd auf Elefanten, Nashörner und Löwen

(Bonn) - 86 Prozent der Bevölkerung in Deutschland halten die Hobbyjagd auf Tierarten, die von der Ausrottung bedroht sind, wie zum Beispiel Löwe, Elefant, Nashorn, Leopard oder Giraffe für nicht vertretbar. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die Kantar TNS im Auftrag von Tier- und Naturschutzverbänden erhoben hat. Anlässlich der Übergabe von 189.000 Unterschriften am 17. Mai in Bonn fordern der Deutsche Naturschutzring, der Deutsche Tierschutzbund, der IFAW, der NABU, Pro Wildlife, Rettet den Regenwald, Rettet die Elefanten Afrikas und Vier Pfoten das Bundesumweltministerium auf, die Einfuhr von Jagdtrophäen gefährdeter Tierarten zu verbieten.

"Die Trophäenjagd ist ein grausames Erbe der Kolonialzeit, das angesichts der dezimierten Bestände der meisten Wildtiere längst abgeschafft gehört", so Dr. Christian Felix, der Initiator der Petition an Umweltministerin Dr. Barbara Hendricks. "Das Geschäft mit dem Ausverkauf der letzten Wildtiere ist ein makabres Beispiel für die zerstörerische Wirkung einer ausschließlich auf Eigennutz ausgerichteten Branche", so Mathias Rittgerott von Rettet den Regenwald.

Die Niederlande haben den gesamten Trophäenimport bedrohter Arten bereits verboten, Frankreich unterbindet ihn für Löwen. "Wann zieht Deutschland endlich mit einem Importverbot nach und setzt sich auch in der EU hierfür ein? Bürgern und Wählern ist das Zögern unverständlich", sagt Undine Kurth, Vizepräsidentin des Deutschen Naturschutzrings.

Deutschland ist gemeinsam mit Spanien nach den USA der größte Importeur von Jagdtrophäen bedrohter Arten. "9.638 Trophäen gefährdeter Tierarten wurden zwischen 2004 und 2014 importiert, zu den 20 am stärksten betroffenen Arten gehören Bergzebras, Paviane, Leoparden, Schwarz- und Grizzlybären, Wölfe, Löwen, Elefanten und Wildkatzen", so Robert Kless vom IFAW.

Alle diese Arten sind international und nach EU-Recht geschützt, der Handel mit ihnen ist verboten oder streng reglementiert. Jäger können die meisten Arten aber trotzdem einführen. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN), das dem Umweltministerium untersteht, nutzt seinen Spielraum nicht, solche Einfuhren zu untersagen. "Es kann nicht angehen, dass deutsche Hobbyjäger in ihrer Gier nach Statussymbolen im Ausland reihenweise bedrohte und streng geschützte Tiere abschießen und mit deutscher Genehmigung einführen. In Deutschland wäre dies nach Tierschutz-, Naturschutz- und Jagdrecht verboten", so Daniela Freyer von Pro Wildlife.

Bisher genehmigt das BfN nahezu alle Importanträge mit der Begründung, die Trophäenjagd sei nachhaltig. "Leider entspricht dies oft nicht der Realität", so Dr. Barbara Maas vom NABU. "Viele Wildtierbestände, z.B. der Löwen, sind bereits stark dezimiert, wozu die Großwildjagd nachweislich beiträgt. Meist liefern die Jagdländer keine zuverlässigen wissenschaftlichen Daten, Jagdquoten werden willkürlich gesetzt, Wilderei und Korruption grassieren. Einfuhrbeschränkungen sind also ein wichtiger Kontrollfaktor."

"1.028 Elefanten wurden von afrikanischen Jagdländern alleine dieses Jahr zum Abschuss und Export durch ausländische Trophäenjäger freigegeben - und das obwohl sie in Afrika in den letzten acht Jahren um etwa ein Drittel dezimiert wurden. Sogar die extrem seltenen Wüstenelefanten und Waldelefanten werden von Jägern abgeschlachtet", so Birgit Hampl von Rettet die Elefanten Afrikas.

"Die Jagd ist kein Beitrag zum Artenschutz und hilft auch nicht der Bevölkerung vor Ort, wie so häufig behauptet wird. Ganz im Gegenteil geht nur ein verschwindend geringer Prozentsatz des Erlöses an die Menschen vor Ort oder in die Finanzierung von Wildtiergebieten. Den großen Profit machen die meist ausländischen Jagdreiseanbieter und Großgrundbesitzer", so Thomas Pietsch von Vier Pfoten.

"Der Löwe Cecil, erschossen von einem amerikanischen Zahnarzt, rückte das Thema Trophäenjagd in den Fokus der Öffentlichkeit. Nun darf es nicht wieder vergessen werden. Deutschland als Schlüsselland in der EU muss endlich Verantwortung übernehmen und den unnötigen Abschuss unzähliger bedrohter Tiere zumindest durch deutsche Großwildjäger stoppen", fordert Dr. Henriette Mackensen vom Deutschen Tierschutzbund.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Naturschutzring Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände e.V. (DNR) Pressestelle Marienstr. 19-20, 10117 Berlin Telefon: (030) 678 17 75-70, Fax: (030) 678 17 75-80

(rf)

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