Pressemitteilung | Verband der Bahnindustrie in Deutschland e.V. (VDB)

Internationaler Schienengüterverkehr: Wie holt die Schiene gegen die Strasse auf? / Gelungene Veranstaltung des VDB auf der transport logistic 2003 in München

(Berlin) - Am 21. Mai 2003 fand auf der transport logistic in München ein Infomarkt des VDB zur aktuellen Situation, den Perspektiven und Chancen des internationalen Schienengüterverkehrs statt. Moderiert von Dr. Walter Breinl (Vorsitzender des VDB-Arbeitskreises Güterverkehrssysteme, Geschäftsführer Siemens Dispolok GmbH) und Michael Clausecker (Hauptgeschäftsführer des VDB) diskutierten in Anwesenheit von etwa 120 Teilnehmern Klaus Kremper (Vorstand DB Cargo), Guiseppe Sciarrone (Director, Rail Traction Company SPA, RTC), Volker Kefer (President Locomotives Division, Siemens TS), Dan Otteborn (Vice President Rail Signaling, Bombardier Transportation), Margrith Hanselmann (Vizedirektorin Bundesamt für Verkehr, Schweiz) und Michael Harting (Abteilungsleiter Eisenbahnen, BMVBW).

Der Schienengüterverkehr von heute ist vorwiegend eine nationale Angelegenheit. Durchgehende internationale Züge sind die Ausnahme. An den Grenzen sind lange Wartezeiten für den Lokwechsel, Lokführerwechsel und die Zugübergabe an eine andere Bahn üblich. Während der Lkw längst nicht mehr an der Grenze hält.

"Wachstum und attraktive Margen können wir nur im internationalen Verkehr finden" erklärte Klaus Kremper und unterstrich damit die Bedeutung des Themas. Dafür will er bei DB Cargo vier Maßnahmen ergreifen:
- den Vertrieb internationalisieren,
- die horizontale Integration vorantreiben,
- Produktivität und Qualität steigern und
- Investieren - ca. 500 Mio. Euro pro Jahr.
Gefragt nach einem eigenen Engagement beispielsweise in Frankreich erläuterte Kremper: "Solange Preis und Angebot unseres Kooperationspartners SNCF stimmen, habe ich keinen Grund, dort selbst zu fahren."

"Liberalisierung bringt Erfolge und Vorteile für alle", konstatierte Guiseppe Sciarrone. So habe die RTC als private Bahn im Jahr 2002 rund 1500 und im ersten Quartal 2003 bereits rund 1000 Kombizüge über den Brenner gefahren - mit einer Pünktlichkeit von 90 %. Diesem Beispiel folge nun Trenitalia und arbeite ebenfalls an der Verbesserung ihrer Pünktlichkeitsquote im Brennerverkehr von bislang 40 %. Auf die Frage, wo denn die wesentlichen Hindernisse für weiteres Wachstum seines Unternehmens zu sehen sein, nannte Sciarrone

- die Verfügbarkeit von Lokomotiven. So tue sich die Industrie mit kleinen Orders von z.B. fünf Lokomotiven schwer,
- das Management der Kapazitäten von Umschlageinrichtungen durch den Wettbewerber Trenitalia und
- das Diskriminierungspotential durch den Netzbetreiber, der gleichzeitig mit dem größten Wettbewerber verbunden sei.

Volker Kefer sagte in seinem Statement, dass "alle Prognosen ein dramatisches Verkehrswachstum, vor allem im internationalen Güterverkehr voraussagen. Aber sie sind sich auch einig, dass dieses Wachstum vor allem auf der Strasse stattfinden wird." Dabei sei die Industrie bereits in Vorleistung gegangen und habe unter anderem europafähige Fahrzeuge entwickelt. Und dennoch: "15 Länder - 15 Zugsicherungen, mangelnde Interoperabilität der nationalen Bahnsysteme sowie lange und kostspielige Zulassungsverfahren", so fasste Kefer die wesentlichen Verbesserungspotentiale zusammen, um in Europa einfacher und kostengünstiger Fahrzeuge für den internationalen Verkehr bereitstellen zu können.

Dan Otteborn erläuterte die Vorteile und Perspektiven von ETCS, dem neuen einheitlichen Zugsicherungssystem für die Bahnen Europas: "ETCS wird die Zugsicherungstechnik vereinfachen und standardisieren. Damit wird die Technik kostengünstiger und für alle Betreiber einfacher im Handling."

Für Margrith Hanselmann steht die Zusammenarbeit aller Verkehrsträger im Mittelpunkt ihrer Überlegungen. Jedoch müsse "ganz besonders die Schieneninfrastruktur verbessert werden. Straßen und Flughäfen sind Tipptopp - dort lag der Investitionsschwerpunkt der vergangenen Jahrzehnte - aber die Schienen sind veraltet." Sie forderte in diesem Zusammenhang alle Akteure auf, international zu denken und entsprechend zu handeln.

Michael Harting unterstützte diese Forderung und zeigte am Beispiel der deutschen Investitionen in die Schieneninfrastruktur auf, in welchem Maße sich die Bundesregierung zum Ausbau des Verkehrsträgers Schiene bekenne. So würden im Jahr 2002 etwa 4,1 Mrd. Euro Investitionszuschüsse für die Schiene gewährt. Und in Zukunft solle auf diesem Niveau weiter investiert werden. Das Wachstum von DB Cargo gegen alle konjunkturellen Trends sieht Harting als einen Erfolg dieser Investitionsstrategie.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Bahnindustrie in Deutschland e.V. (VDB) Jägerstr. 65, 10117 Berlin Telefon: 030/206289 - 0, Telefax: 030/206289 - 50

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