Pressemitteilung | Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e.V.

Jahrespressekonferenz 2002: Handwerksbäcker setzen auf Qualität und Vielfalt

(Hamburg) - "Deutschlands Handwerksbäcker werden in eine neue Qualitätsoffensive gehen" kündigte Peter Becker, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks auf der Jahrespressekonferenz des Verbands in Hamburg an. Seit Jahren herrscht im deutschen Backwarenmarkt ein stetig wachsender Wettbewerb. Supermärkte, Tankstellen und nun auch sogenannte Discountbäcker setzen die Handwerksbäckereien mit industriell gefertigter Aufbackware zu Dumpingpreisen unter Druck. Durch eine stärkere Kundenorientierung, mehr Informationen und Verbraucherschutz werden die Handwerksbäcker zukünftig ihre Kunden überzeugen, sich für qualitativ höherwertige Backwaren beim Bäcker ihres Vertrauens zu entscheiden.

"Wir wollen das Bewusstsein der Verbraucher für hochwertige Backwaren schärfen. Wohin es führen kann, wenn Nahrungsmittel ausschließlich über den Preis produziert und gekauft werden, haben die Lebensmittelskandale der letzten Jahre eindrucksvoll gezeigt. Diesem Trend stellen wir uns bewusst entgegen mit hochwertigen Zutaten aus der Region und einem meisterlich gefertigten Sortiment aus eigener Herstellung. Frische, Geschmack, Vielfalt und höchste Qualität werden auch zukünftig das Markenzeichen der Handwerksbäcker sein," so Becker. "Das werden wir verstärkt kommunizieren müssen. Denn Brot ist mehr als ein Grundnahrungsmittel. Seine Vielfalt stellt in Deutschland ein Stück Lebensqualität dar und ist wichtiger Bestandteil der Lebenskultur."

Nach Auswertungen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) wurden im vergangenen Jahr rund 1,9 Millionen Tonnen Brot gekauft. Das entspricht einem Verbrauch von 58 Kilo Brot pro Haushalt (bei 33,4 Millionen Haushalten). Mit einem Jahresumsatz von 26,3 Milliarden Mark (13,45 Mrd. Euro) ist das deutsche Bäckerhandwerk Marktführer in seinem Fachgebiet.

Eine aktuelle Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach zeigt überdies, dass Verbraucher mit dem Service der Handwerksbäckereien sehr zufrieden sind. Bei der Beurteilung von Dienstleistern lagen Bäckereien insgesamt auf dem dritten Platz, hinter Apotheken und Friseurgeschäften.

Konsequenzen für das Bäckerhandwerk aus dem Koalitionsvertrag der Regierung
Viele der Maßnahmen, die im neuen Koalitionsvertrag festgeschrieben sind, werden den Mittelstand und damit das Bäckerhandwerk nochmals belasten. Die Steuergesetzgebung wird nicht, wie versprochen vereinfacht, die Bürokratisierung nimmt weiter zu und die Abgabenlast wird erhöht statt reduziert.

Im Rahmen der Ökosteuer ist geplant, steuerliche Vergünstigungen des produzierenden Gewerbes zu vermindern. Gleichzeitig werden die steuerlichen Abgaben auf Erdgas steigen. Da viele Bäcker aus Umwelt- und Kostengründen ihre Öfen heute mit Gas betreiben, träfe diese Abgabenerhöhung empfindlich. Die 5. Stufe der Ökosteuer tritt zum 1. Januar 2003 in Kraft und wird sowohl den Fuhrpark als auch den Betrieb von ölbeheizten Öfen erneut verteuern. Insgesamt werden diese Maßnahmen das Preisgefüge im Bäckerhandwerk verändern und den Wettbewerbsdruck noch weiter verschärfen.

Nach den sogenannten Leipziger Beschlüssen sollen Betriebsübernahmen im Handwerk erleichtert werden, indem zum Beispiel Gesellen in Ausnahmefällen auch ohne Meisterbrief einen Handwerksbetrieb führen können. "Diese Liberalisierung ist zu begrüßen, wenn bestehende Betriebe so gesichert werden können. Grundsätzlich ist der Meisterbrief jedoch unverzichtbar. Zum einen benötigen wir im Lebensmittelhandwerk eine hohe Qualifikation, zum anderen sind Existenzgründer mit Meisterbrief deutlich erfolgreicher als andere, da sie auch über eine betriebswirtschaftliche Ausbildung verfügen. Für eine weitere Liberalisierung besteht daher kein Handlungsbedarf", sagte Becker.

Mit Skepsis betrachtet das Bäckerhandwerk die mögliche Ausweitung der Kennzeichnungspflicht für lose Lebensmittel nach Vorgaben des Verbraucherministeriums. So würden beispielsweise Brötchen und Kuchen mit Verbraucherinformationen versehen werden müssen, auf der die Zutaten aufgelistet sind. Dies ist ein bürokratischer Aufwand, der vor allem kleine Betriebe nicht leisten können." Dieses unsinnige Gesetz begünstigt Industriebetriebe und wird daher von deren Lobbyarbeit unterstützt", so Becker.

Um die Verbraucher zu informieren, füllen Bäckerei-Fachgeschäfte auf freiwilliger Basis Informationsblätter für ihre Produkte aus. Darauf sind alle Zutaten explizit aufgelistet. Diese Mappe kann auf Wunsch von jedem Kunden in der Bäckerei eingesehen werden. "Der Zentralverband des Bäckerhandwerks wird sich während der Gesetzgebungsverfahren massiv für eine vernünftige Produktinformation einsetzen. Unnötige Belastungen für die Bäckereibetriebe werden wir verhindern," stellte Becker klar.


Arbeits- und Ausbildungsplätze im Bäckerhandwerk
Die rund 18.900 Handwerksbetriebe beschäftigten im vergangenen Jahr rund 310.000 Arbeitnehmer. Eine Zahl, die im Vergleich zur Vorjahr um 2,6 Prozent zurückging, doch unter dem Rückgang der Betriebszahlen lag (-4,7 Prozent). Ein Trend, der sich auch im laufenden Jahr fortsetzt. Zur Jahreshälfte 2002 sank die Zahl der Betriebe auf 18.500. Betroffen von den Schließungen waren überwiegend kleine Betriebe mit einem Umsatz von unter 500.000 Euro. Gleichwohl gehört das Bäckerhandwerk zu den wichtigsten Ausbildern Deutschlands: Insgesamt 33.000 junge Menschen werden zur Zeit in Handwerksbäckereien ausgebildet. 16.676 Männer und Frauen lernen zur Zeit den Bäckerberuf, 16.194 Frauen lassen sich zur Bäckerei-Fachverkäuferin ausbilden.

Die PISA-Studie hat öffentlich gemacht, womit Handwerksbetriebe wie die Bäcker seit Jahren zu kämpfen haben: Viele Schulabgänger beherrschen weder die Grundrechenarten, noch reichen die Fähigkeiten im Lesen und Schreiben, um die Berichtshefte zu führen. Dabei steigen die Anforderungen an den Bäckernachwuchs kontinuierlich. Um den Handwerksberuf interessanter auch für Abiturienten und Realschüler zu machen, wurden neue Ausbildungsmodelle entwickelt. Erfolgreich ist beispielsweise die Ausbildung zum technischen Betriebswirt des Handwerks, bei dem Abiturienten und Schüler mit Fachhochschulreife innerhalb von vier Jahren eine Ausbildung im Betrieb machen, die ergänzt wird durch Seminare in BWL, VWL, Personalführung und Recht. Ein Angebot, das großen Anklang fand: Im vergangenen Jahr wurden 20,5 Prozent der Ausbildungsverträge im Bäckerhandwerk mit Realschülern und Abiturienten abgeschlossen.


Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e.V. Bondorfer Str. 23 53604 Bad Honnef Telefon: 02224/77040 Telefax: 02224/770440

NEWS TEILEN: