Pressemitteilung | BTE - Handelsverband Textil Schuhe Lederwaren

Keine unfaire Konkurrenz durch FOC- und Direktverkäufe / BTE-Appell an Lieferanten: Nur Alt- und fehlerhafte Ware anbieten

(Köln) - Der Direktverkauf von Lieferanten entwickelt sich bundesweit wieder zu einem Besorgnis erregenden Problem für den Modefachhandel. Obwohl auch Fabrikläden am (ehemaligen) Produktionsstandort immer wieder für Ärger sorgen, stehen aktuell besonders Factory Outlet Center (FOC) im Fokus. Zwar wurden unlängst die Pläne für ein FOC im niedersächsischen Soltau gerichtlich abgeschmettert, doch hat aktuell mit Ingolstadt das mittlerweile vierte Fabrikverkaufszentrum (ohne die Stadt Metzingen) seine Tore geöffnet. Und weitere Projekte sind u.a. in Wolfsburg und Neumünster in der Planung.

Hinzu kommen einige grenznahe ausländische FOC, die vor allem auf deutsche Kunden abzielen. Große Sorgen macht vor diesem Hintergrund die für den Dezember angekündigte Eröffnung eines ca. 2000 qm großen BOSS-Stores im FOC der niederländischen Stadt Roermond – 5 km hinter der deutschen Grenze. Bereits jetzt findet man auf dem dortigen Besucher-Parkplatz am Wochenende zu 80 Prozent deutsche KFZ-Kennzeichen aus dem gesamten Rheinland und Ruhrgebiet. Solche grenznahen FOC müssen deshalb vom Handel wie deutsche Ansiedlungen betrachtet werden.

Tatsache ist allerdings: Wer als Lieferant von seinen Partnern im Handel - z.B. im Rahmen von Flächenbewirtschaftungssystemen – nicht verkaufte Ware zurücknimmt, dem muss dafür auch eine Verwertungsmöglichkeit zugestanden werden. Vergleichbares gilt für Unternehmen, die ein größeres Lager für Sofortgeschäfte unterhalten. Trifft aber beides nicht zu, so ist aus Handelssicht allenfalls ein kleiner Fabrikverkauf für (fehlerhafte) Retouren akzeptabel.

Auch das Argument von Überproduktionen oder Warenüberhängen kann nicht für größere Direktvermarktungs-Aktivitäten herhalten. Der deutsche Lieferant, der bekanntlich oftmals selbst nur Auftraggeber eines ausländischen Fertigungsbetriebs ist, hat schon aus eigenem Interesse durch genaue Planung sicher zu stellen, dass möglichst keine Überhänge entstehen. In Zeiten von schneller Kommunikation, EDI und ausgefeilter Planungssoftware müsste dies realisierbar sein.

Sollten Direktverkäufe unvermeidlich sein, müssen sie unschädlich für die Handelspartner durchgeführt werden. Der BTE fordert in diesem Zusammenhang:

- Es darf nur fehlerhafte und Ware vergangener Saisons angeboten werden. Die Definition der Saison muss dabei aus Handels- bzw. Endkunden-Sicht erfolgen und sich deshalb am Saisonende des breiten Konsumenten-Marktes orientieren. Monatskollektionen sollten z.B. mindestens sechs Monate aus dem Verkauf sein.

- Werbung für Direktverkäufe sollte unterbleiben oder zumindest zurückhaltend betrieben werden. Keinesfalls darf der Eindruck beim Kunden entstehen, es würde aktuelle Mode – und die womöglich auch noch günstiger als im Einzelhandel - offeriert oder das Angebot des Handels sei überteuert.

- Aus Gründen der Abgrenzung sollte die Waren-Präsentation im Direktverkauf unter dem üblichen Fachhandels-Niveau liegen. Auf „echte“ Beratung und besondere Serviceleistungen ist grundsätzlich zu verzichten.

BTE-Fazit: Direktverkäufe – vor allem in FOC - sind und bleiben eine echte Konkurrenz für den Modehandel. Wer als Lieferant solche Aktivitäten forciert, muss fairerweise von seinen Handelspartner verstärkt unverkaufte Ware zurücknehmen!

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels e.V. (BTE) Pressestelle An Lyskirchen 14, 50676 Köln Telefon: (0221) 921509-0, Telefax: (0221) 921509-10

(mm)

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