Pressemitteilung | (vzbv) Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.

Kennzeichnung von Zucker und Fett soll Pflicht werden / Europaweite Verbraucherbefragung: Deutsche Verbraucher wissen wenig und vertrauen viel

(Berlin) - Das Wissen der deutschen Verbraucher in Ernährungsfragen ist gering. Dennoch schenken die Deutschen Herstellerangaben wie "wenig Fett" oder "kalorienreduziert" mehr Vertrauen als in anderen EU-Staaten. Zugleich sprechen sich vier von fünf Europäern für eine obligatorische Nährwertkennzeichnung bei Lebensmitteln aus. Dies ist eines der Kernergebnisse einer europaweiten Verbraucherbefragung zur Lebensmittelkennzeichnung. Verbraucherorganisationen in 24 EU-Staaten forderten am Donnerstag eine europaweite Nährwertkennzeichnung bei allen Lebensmitteln.

"Die Stickstoffbelastung des Rheins ist leichter in Erfahrung zu bringen als der Fettgehalt eines Schokoriegels," sagte Edda Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) bei der Veröffentlichung der Studie. "Der mündige Verbraucher bleibt ein Phantom, solange der Konsument nicht erfährt, wie viel Zucker, Eiweiß oder Fett in einem Lebensmittel enthalten ist."

Der vzbv und die 40 im Europäischen Verbraucherverband BEUC zusammengeschlossenen Verbraucherorganisationen forderten die Europäische Kommission auf, die seit Jahren angekündigte Nährwertkennzeichnung so schnell wie möglich in Angriff zu nehmen. Für alle verpackten Lebensmittel soll demnach die Angabe des Gehalts der wichtigsten Nährwerte zur Pflicht werden.

Für die Verbraucherbefragung wurden in fünf europäischen Ländern - Deutschland, Spanien, Polen, Ungarn und Dänemark - im Februar und März 2005 insgesamt 3.000 Konsumenten befragt. In allen Ländern spricht sich die Mehrzahl der Befragten für eine klare Nährwertkennzeichnung bei verpackten Lebensmitteln aus - europaweit sind es 81 Prozent. Bei Zucker und Fett sind dies sogar neun von zehn Konsumenten.

Deutschland: Viel Vertrauen, wenig Wissen
In Deutschland vertrauen 70 Prozent der Konsumenten auf gesundheitsbezogene Angaben der Hersteller - im europäischen Durchschnitt waren dies nur 53 Prozent, in Dänemark sogar nur 33 Prozent der Befragten. Die Aussage "reich an Kalzium" würde immerhin 52 Prozent der Deutschen dazu motivieren, das Produkt zu kaufen - selbst wenn es wegen eines hohen Zucker- oder Fettgehalts alles andere als gesund wäre.

Hintergrund für dieses auf den ersten Blick widersprüchliche Ergebnis ist das mangelnde Ernährungswissen bei vielen Verbrauchern. So wusste beispielsweise nur die Hälfte der Befragten, was Kohlenhydrate sind oder konnte die Bedeutung von ungesättigten Fettsäuren angeben. "Doch selbst gut informierten Verbrauchern, die sich bewusst ernähren können und wollen, werden die wichtigsten Basisinformationen vorenthalten," sagte vzbv-Vorstand Edda Müller.

Nährwertkennzeichnung - das soll auf die Packung:
Für die Nährwertkennzeichnung bei verpackten Lebensmitteln gibt es in der Europäischen Union bisher keine verbindlichen Vorschriften. In den USA und vielen anderen Ländern ist es dagegen längst üblich, Angaben zu den folgenden Nährwerten zu machen:

* Energiegehalt (kJ/kcal)
* Eiweißgehalt
* Fettgehalt (gesättigte/ungesättigte Fettsäuren)
* Kohlenhydrate (Stärke und Zucker)
* Ballaststoffe
* Vitamine
* Mineralstoffe, Spurenelemente

Dabei sollen sowohl der absolute Gehalt (in Gramm oder Milliliter) als auch der Anteil an den Referenzwerten angegeben werden.

Quelle und Kontaktadresse:
vzbv Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. Markgrafenstr. 66, 10969 Berlin Telefon: 030/258000, Telefax: 030/25800218

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