Pressemitteilung | Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ)

Kinder-und Jugendärzte fordern mehr Schutz von Kindern und Jugendlichen vor zuckerhaltigen Getränken / BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach: "Die Politik muss endlich Verantwortung übernehmen!"

(Köln) - Eine aktuelle foodwatch-Marktstudie hat ergeben, dass jedes zweite Erfrischungsgetränk überzuckert ist.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) fordert seit Jahren die Lebensmittelampel, eine Zuckerabgabe, ein Werbeverbot für süße Getränke und die Verringerung des Zuckergehalts in Lebensmitteln.

Die aktuelle Studie liefere nun schlagende Argumente für diese Forderungen, so BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach heute in Köln: "Wir brauchen sowohl mehr Schutz vor Zucker für Kinder und Jugendliche, denn Zucker macht dick und krank, er verursacht Diabetes Typ II, Gefäßerkrankungen, orthopädische Probleme und Karies. Das ist wissenschaftlich bewiesen. Die Politik nimmt hier jedoch anders als beim Kampf gegen das Rauchen ihre Verantwortung nicht wahr. Sie schützt vor allem Kinder und Jugendliche nicht ausreichend vor Cola, Limonade, Eistee und Co. Minderjährige trinken laut der KIGGS-Studie, der großen Basiserhebung zur Kinder und Jugendgesundheitsuntersuchung, im Schnitt mehr als zwei Gläser der Zuckerbomben pro Tag.

Mit Zucker gesüßte Getränke sind auch deshalb so gefährlich, weil sie zusätzlich zur normalen Nahrung aufgenommen werden. Vielen Eltern ist nicht klar, wie gesundheitsschädlich Soft Drinks sind. Vor allem Eltern mit Migrationshintergrund oder schlechter Schulbildung verstehen die komplizierten Angaben auf den Flaschen nicht. Denn die Hersteller sind sprachlich äußerst kreativ, wenn es darum geht, das Wort Zucker zu vermeiden. Stattdessen steht dann da Maltodextrose, Fruchtextrakt oder Glukosesirup, was sich harmlos oder sogar gesund anhört.

Die Forderungen der Kinder- und Jugendärzte: Lebensmittelampel, weniger Zuckerbeimengung, Werbeverbot, Zuckerabgabe und Aufklärung

Hier brauchen wir endlich eine einfache Kennzeichnung wie die Lebensmittelampel.

Was wir ebenfalls brauchen: weniger Zucker. Das Bedürfnis nach Zuckerhaltigem lässt sich durch geringere Beimengungen verringern, die Geschmacksnerven passen sich wie beim Salz der Dosis an. Und Umsatzeinbußen einzelner Unternehmen lassen sich vermeiden, wenn alle Hersteller von Soft Drinks den Zuckergehalt senkten.

Weiterhin plädieren wir für ein Werbeverbot für zuckerreiche Lebensmittel, vor allem im TV-Programm für Kinder. Soft Drinks gehören auch nicht in den Schulkiosk.

Und dann fordern wir auch endlich die Zuckerabgabe nach dem Vorbild der Alkopops-Steuer. Nachdem die Politik die bei Jugendlichen überaus beliebten Schnapsmischgetränke mit einer Sondersteuer belegt hatte, sank der Absatz binnen eines Jahres um 80 Prozent. Das Beispiel, aber auch die Beispiele Mexiko, Frankreich, Finnland, Ungarn und Groß Britannien zeigen, dass Steuerungsmechanismen die Gesundheit wirksam schützen können. Durch die Einführung von Zucker-Abgaben und damit höheren Preise vergeht den Verbrauchern die Lust auf Süßes, die Absatzzahlen an Süßgetränken gehen deutlich zurück. In Mexiko wurden Ende letzten Jahres zwölf Prozent weniger zuckergesüßte Getränke konsumiert als vor Einführung der Steuer. Darüberhinaus ist es auch wichtig, dass Kinder von früh auf "Ernährungsbildung" im Kindergarten und in der Schule bekommen, um sich bestmöglich zu informieren und gesund zu essen."

Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ) Pressestelle Mielenforster Str. 2, 51069 Köln Telefon: (0221) 689090, Fax: (0221) 683204

(dw)

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