Pressemitteilung | Arbeitsgemeinschaft Rohholz e.V.

Klimaschutzbremse statt Klimaschutzplan - Holzindustrie kritisiert Entwurf des Bundesumweltministeriums

(Berlin) - Der zweite Hausentwurf des Aktionsplans Klimaschutz 2050 lässt wesentliche Maßnahmenvorschläge aus der Stakeholderbeteiligung unberücksichtigt, kritisiert die Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher e. V. (AGR). Darüber hinaus ergänzte das Bundesumweltministeriums im neuen Entwurf Maßnahmen, die die treibhausgasmindernde Wirkung der Forst- und Holzwirtschaft stark reduzieren.

Der aktuelle Entwurf des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) ist so ambivalent wie die Forderungen vieler Umweltschutzverbände. Einerseits möchte man den Energie- und Ressourcenverbrauch verringern, um so die Klimaschutzziele der Bundesregierung noch erreichen zu können. Gleichzeitig fordert man jedoch die Beschränkung der Nutzung alternativer nachwachsender Rohstoffe, die genau diese Klimaschutzeffekte erzielen könnten. "Der Entwurf ist voll von ideologischen Allgemeinplätzen und Halbwahrheiten mit teils protektionistischen Ansätzen, die wahrlich nicht dem gemeinsamen Ziel des Klimaschutzes dienen", so das Fazit von Dr. Denny Ohnesorge, Geschäftsführer der AGR.

Berechnung des CO2-Speichereffekts fragwürdig
"In den Wäldern in Deutschland wurden im Jahr 2014 ca. 58 Mio. t CO2-Äq. gebunden. ... Aufgrund der Kohlenstoffspeicherung in langlebigen Holzprodukten wurden hingegen etwa 2 Mio. t CO2-Äq. eingebunden" heißt es im aktuellen Entwurf des BMUB. Wissenschaftliche und international anerkannte Studien des Thünen-Instituts kommen jedoch zu ganz anderen Ergebnissen: Das Institut errechnet ein jährliches Minderungspotenzial in Höhe von 105 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten:
- 18 Millionen Tonnen durch den in Holzprodukten gebundenen Kohlenstoff,
- 57 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente durch die stoffliche Holzverwendung entstehende Substitutionseffekte, also indem die Produktion klimaschädlicherer Stoffe vermieden wird,
- 30 Millionen Tonnen CO2-Minderung aus Substitutionseffekten durch die energetische Verwertung von Holz.

Insgesamt entspricht die CO2-Minderung rund 13 Prozent der gesamten jährlichen Treibhausgasemissionen Deutschlands. "Wie kann man so etwas wissentlich ignorieren?", fragt Ohnesorge. Entsprechende Vorschläge zur Nutzung des Potenzials wurden dem BMUB von der AGR und anderen Akteuren im Rahmen der Stakeholderbeteiligung unterbreitet und finden sich in dem Maßnahmenkatalog wieder, der Bundesministerin Dr. Hendricks am 19. März 2016 überreichtet wurde.

Weiter fordert das BMUB im Entwurf, die Umtriebszeiten zu verlängern, den Nadelwaldumbau voranzutreiben und weitere Waldflächen stillzulegen, um mehr Wälder einer natürlichen Entwicklung zu überlassen - alle drei Maßnahmen würden jedoch zu einer deutlichen Verringerung des jährlichen Holzaufkommens führen. Zugleich soll aber die vom BMUB erwartete steigende Holznachfrage zugunsten des ökologischen und energieeffizienten Holzbaus "nach 2020 überwiegend aus heimischer Erzeugung" gedeckt werden. Holzimporten wird - pauschal und ohne entsprechende Angabe wissenschaftlicher Quellen - unterstellt, dass sie zu einer Emissionsverlagerung führen.

"Es bleibt zu hoffen, dass dieser zweite Entwurf des Aktionsplans Klimaschutz 2050 noch einer weiteren Revision unterzogen wird und zumindest die offensichtlichen Fehler und Widersprüchlichkeiten korrigiert werden, bevor das BMUB damit Klimaschutzpolitik betreiben möchte", fasst Ohnesorge die Kritik der AGR zusammen.

Quelle und Kontaktadresse:
Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher e.V. (AGR) Pressestelle Reinhardtstr. 18, 10117 Berlin Telefon: (030) 720204388-6, Fax: (030) 22320489

(wl)

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