Pressemitteilung | Bund der Versicherten e.V. (BdV)

Kommentar zu angekündigten Prämienerhöhungen in der privaten Krankenversicherung

(Henstedt-Ulzburg) - Die private Krankenversicherung (PKV) wird drastisch teurer, die Unternehmen werden durch die Bank ihre Beiträge zweistellig erhöhen. Von diesen und ähnlichen Hiobsbotschaften werden privat Versicherte in diesen Tagen aufgeschreckt. Dabei hat der Verband der privaten Krankenversicherungen in den letzten Monaten noch mit einer Angstkampagne geworben. Die Pläne des Gesundheitsministeriums, die Pflichtversicherungsgrenze der gesetzlichen Krankenversicherung von derzeit 3.375 € auf 4.500 € anzuheben, führte die Branche der privaten Unternehmen - ohne ersichtlichen Grund - zur offensiven Spekulation darüber, ob auch die Beitragsbemessungsgrenze um bis zu 33 % steigen würde. Werbeanzeigen mit diesem Inhalt wurden dem Verband privater Krankenversicherungen – weil haltlos - allerdings gerichtlich verboten. Der Verband privater Krankenversicherer warb allerdings unter der Überschrift „Keine Wahl mehr?“ weiter mit der Aussage, dass die Gesellschaft älter werde, die Gesundheitskosten steigen und es daher mehr privater Vorsorge bedürfe. Die Rechnung, gesetzlich Versicherte noch schnell in die Arme der privaten Versicherer zu treiben, ging auf: In der Folge kam es zu einem deutlichen Anstieg der Neuabschlüsse von privaten Krankenversicherungsverträgen.

Und nun? Kaum hat man die Welle von Neuverträgen in der Tasche, sollen die Prämien drastisch erhöht werden. Nicht nur, weil die Kosten im Gesundheitswesen sich weiter erhöhen, sondern auch, weil die Lebenserwartung steigt. Eigentlich nichts Neues, sollte man meinen. Und dennoch stellt die Branche der privaten Versicherer gerade bei den jungen Leuten die gegenüber der gesetzlichen Krankenkasse vermeintlich günstigeren Prämien heraus. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, wenn diese Prämien nun deutlich nach oben angepasst werden und sich der ohnehin fragwürdige Prämienunterschied weiter verringert. Dabei gilt die Aussage der möglichen Prämienersparnis ohnehin meist nur bei Singles, solange sie jung sind. Wer als Single in die PKV wechselt und später eine Familie gründet, muss für jedes Kind und für den etwa nicht erwerbstätigen Ehepartner eine eigene Prämie zahlen. Beitragsfreie Mitversicherung kennt der private Versicherungsvertrag nicht. Zudem wird sich die Prämie mit dem Älterwerden immer weiter erhöhen und kann so schnell unbezahlbar werden. Anders als bei der gesetzlichen Krankenversicherung ist der private Versicherungsvertrag nicht an die Einkommensentwicklung gekoppelt.

Da trifft es sich aus Sicht der privaten Versicherungsunternehmen gut, dass ein Wechsel zurück von der privaten in die gesetzliche Krankenversicherung so gut wie ausgeschlossen ist. Nur Arbeitnehmer, die jünger als 55 Jahre und ein ganzes Jahr als pflichtversichert sind, also weniger als 40.500 € im Jahr verdienen, könnten ihre Entscheidung revidieren.

Selbst innerhalb der privaten Krankenversicherung bringt ein Wechsel kaum etwas: Der Wechsel in einen günstigeren Tarif wäre mit Leistungseinbußen verbunden, da hätte man auch billiger gesetzlich versichert bleiben können. Wer nicht mehr gesund ist, hat wegen der erforderlichen Gesundheitsangaben sowieso Probleme, das Unternehmen zu wechseln. Sollte ein Wechsel zu einem anderen Unternehmen noch möglich sein, werden aber die bereits gezahlten sog. Alterungsrückstellungen, die dafür sorgen sollen, dass die Prämie im Alter nicht allzu drastisch steigt, nicht mitgegeben, sondern verbleiben beim Unternehmen.

Den Versicherten bleibt am Ende nur, einen höheren Selbstbehalt zu vereinbaren, um die Prämie vorerst bezahlbar zu gestalten, doch irgendwie klingt das nach Zuzahlungen wie bei der gesetzlichen Kasse. Und weitere Prämienerhöhungen werden nicht lange auf sich warten lassen. Drum prüfe, wer sich ewig bindet !

Quelle und Kontaktadresse:
Bund der Versicherten e.V. Postfach 11 53 24547 Henstedt-Ulzburg Telefon: 04193/99040 Telefax: 04193/94221

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