Pressemitteilung | Bundesverband deutscher Banken e.V. (BdB)

Konjunkturbericht: Moderate Erholung im zweiten Halbjahr

(Berlin) - Nachdem die Wirtschaft in Deutschland im zweiten Quartal dieses Jahres lediglich auf dem Niveau des Vorquartals verharrte, deuten Stimmungsindikatoren und Auftragseingang auf eine Besserung in den kommenden Monaten hin. Angesichts der lebhaften Weltkonjunktur werden die Exporte dabei die zentrale Wachstumsstütze bleiben. Zugleich gibt es aber auch erste Anzeichen dafür, dass sich die Binnenkonjunktur allmählich von der Talsohle löst. Die Hoffnungen für die Inlandsnachfrage beruhen vor allem auf den Investitionen, die von einer recht guten Ertragslage der Unternehmen, moderaten Lohnabschlüssen und günstigen Finanzierungsbedingungen profitieren.

Die deutsche Wirtschaft wird deshalb bereits im dritten Quartal wieder auf einen Wachstumspfad zurückkehren. Ob sich daraus diesmal auch ein nachhaltiger Aufschwung entwickelt, ist allerdings noch sehr fraglich. Mit den hohen Rohölpreisen und dem zuletzt wieder etwas gestiegenen Euro-Kurs gibt es nämlich Risikofaktoren, die die wirtschaftliche Erholung merklich bremsen können. Zudem darf nicht übersehen werden, dass das Potenzialwachstum in Deutschland in den letzten Jahren auf ein sehr niedriges Niveau gesunken ist. Dies wird tendenziell auch die kurzfristige Konjunkturentwicklung belasten. Nimmt man alles zusammen, dann dürfte das Wirtschaftswachstum in Deutschland in der zweiten Jahreshälfte nur moderate Zuwachsraten von annualisiert rund 1 1/2 Prozent erreichen. Für das Wirtschaftswachstum im Jahresdurchschnitt 2005 bleibt die Prognose unverändert bei rund 1 Prozent.

Für eine nachhaltige Trendwende am deutschen Arbeitsmarkt wären diese Wachstumsraten weiterhin zu gering. Gleichwohl steigen die Chancen, dass sich mit der konjunkturellen Besserung im zweiten Halbjahr die Lage am deutschen Arbeitsmarkt zumindest stabilisiert. Saisonbereinigt dürfte die Arbeitslosigkeit deshalb vorerst ihren Höhepunkt erreicht haben. Zu dieser verhalten optimistischen Einschätzung tragen auch die eingeleiteten Arbeitsmarktreformen und die bisherige Lohnzurückhaltung bei. Es wäre daher völlig falsch, den Kurs der moderaten Lohnpolitik gerade jetzt zu verlassen. Kräftige Lohnerhöhungen würden zu einem steigenden Rationalisierungsdruck führen und über eine geringere Beschäftigtenzahl keinerlei Vorteile für die Massenkaufkraft bringen. Für eine nachhaltige Reduktion der Arbeitslosigkeit muss allerdings auch ein funktionsfähiger Niedriglohnsektor entstehen. Hier wären eine deutliche Senkung der Lohnzusatzkosten sowie die Einführung von Kombi-Lohn-Modellen die richtigen Ansatzpunkte.

Bei der Senkung der Lohnzusatzkosten würde auf mittlere Sicht auch ein höheres Renteneintrittsalter helfen. Der gegenwärtig vergleichsweise frühe Renteneintritt und die steigende Lebenserwartung führen nämlich zu einer deutlichen Ausdehnung der Rentenbezugszeiten. Über die lohnbezogenen Rentenversicherungsbeiträge belastet dies wiederum die Arbeitskosten. Die schrittweise Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters könnte diese Belastung nennenswert dämpfen. Dieser offensichtliche Befund sollte – auch in Wahlkampfzeiten – nicht aus dem Blick verloren werden.

Quelle und Kontaktadresse:
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