Pressemitteilung | Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)

Konjunkturgerechte Wirtschaftspolitik / Das dänische Modell

(Berlin) - Dänemark ist seit einem Jahrzehnt eines der wirtschaftlich erfolgreichsten Industrieländer in Europa. Bei vergleichsweise hohem Wirtschaftswachstum erreichte das Land in den letzten Jahren fast Vollbeschäftigung. Der aktuelle Wochenbericht 3/2004 betont, dass hierzu vor allem ein spezifischer „policy mix“, aber auch eine tendenziell antizyklische Finanzpolitik beigetragen haben.

Ausgesprochen positiv entwickelten sich die öffentlichen Finanzen. Die konjunkturelle Erholung in Dänemark ist im vergangenen Jahrzehnt vor allem auf eine angemessene Nutzung des Verteilungsspielraums durch die Lohnpolitik zurückzuführen. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit ist hoch, und der Anstieg der Verbraucherpreise entspricht etwa dem Durchschnitt in der Eurozone. Anders als etwa Großbritannien, ein wirtschafts- und beschäftigungspolitisch ebenfalls überdurchschnittlich erfolgreiches Land, ist Dänemark – obwohl nicht Euroland – währungspolitisch de facto an die Eurozone gekoppelt: Seit 1993 wurde der Kurs der dänischen Krone zum Ecu bzw. Euro annähernd konstant gehalten. Dennoch ist die konjunkturelle Entwicklung nicht synchron zum Euroraum verlaufen, selbst wenn sich Dänemark nicht völlig den dämpfenden Einflüssen von dort entziehen konnte.

Die Strategie, auch in längeren Wachstumsperioden den Anstieg der Staatsausgaben gering zu halten, ist im dänischen „Modell“ von besonderer Bedeutung. Im Unterschied zum Stabilitäts- und Wachstumspakt der Eurozone ist hier die Symmetrie des finanzpolitischen Handelns im Aufschwung und Abschwung angelegt: In längeren Wachstumsperioden kommt es zu einer automatischen Konsolidierung der öffentlichen Haushalte. Es zeigt sich aber ebenfalls, dass es gerade im Hinblick darauf, strukturellen Reformen zur Wirksamkeit zu verhelfen, sinnvoll ist, eine Restriktionspolitik im Abschwung oder in Zeiten der Stagnation zu vermeiden. Reformen am Arbeitsmarkt, wie sie in Dänemark frühzeitig und konsequent im Hinblick auf Arbeitsmarktprobleme und demographische Entwicklung durchgeführt wurden, können zwar langfristig das Wachstumspotential erhöhen bzw. dabei helfen, in Boomperioden preistreibende „bottle-necks“ zu vermeiden; für den Aufschwung selbst können sie normalerweise nicht die Initialzündung geben. Es bleibt das wirtschaftspolitische Verdienst Dänemarks wie auch anderer beschäftigungspolitisch erfolgreicher Länder (z.B. Finnland, Großbritannien), die antizyklische Bedeutung der Finanzpolitik in ihrem „policy mix“ stärker berücksichtigt zu haben, als dies in vielen EWU-Ländern der Fall war.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Königin-Luise-Str. 5, 14195 Berlin Telefon: 030/897890, Telefax: 030/89789200

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