Pressemitteilung | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

Konjunkturprognosen: Schwache Erholung auf wackeligen Füßen / Wirtschaftswachstum von 1 Prozent erwartet

(Köln) - Nach der Einschätzung der Wirtschaftsforschungsinstitute wird die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr nur um rund 1 Prozent wachsen. Selbst dieses magere Plus ist jedoch gefährdet, wenn die Bundesregierung all ihre Steuerpläne umsetzt und der Irak-Konflikt eskaliert.

In den vergangenen Monaten wurden die Aussichten für die deutsche Wirtschaft immer düsterer. Hatten die Institute in ihrer Gemeinschaftsprognose vom Oktober noch eine BIP-Zunahme von 1,4 Prozent für möglich gehalten, geht etwa das HWWA inzwischen nur noch von einem Zuwachs von 0,7 Prozent aus. Die jüngsten Frühindikatoren lassen eine schnelle Genesung der Konjunktur immer unwahrscheinlicher werden. Außerdem setzt der steuerpolitische Kurs von Rot-Grün den Unternehmen und Verbrauchern härter zu, als viele Experten vermutet hatten. Im Einzelnen:

- Außenhandel: Ungeachtet des teureren Euro kommen Wachstumsimpulse im Jahr 2003 im Wesentlichen aus dem Ausland. Die meisten Konjunkturforscher glauben allerdings nicht, dass die deutschen Exporte mit dem Anstieg des Welthandels von voraussichtlich 6 Prozent mithalten können. Nur das IWH sieht die Ausfuhren um 6,4 Prozent klettern.

- Investitionen. Die deutsche Bauwirtschaft wird auch in diesem Jahr noch nicht die Talsohle erreichen. Alle neueren Prognosen gehen von weiter abbrö-ckelnden Bauinvestitionen aus. Einen Lichtblick gibt es bei den Ausrüstungen, die nach ihrem Einbruch um rund 8 Prozent in 2002 nach überwiegender Meinung wieder leicht zulegen dürften.

Insgesamt halten sich die Unternehmen aber noch sehr zurück – die nur moderate Belebung der Weltkonjunktur, die schwache Nachfrage im Inland und die von der Regierung geschwungene Steuerkeule lassen die Wirtschaft kaum Mut zu mehr Investitionen schöpfen.

- Privater Konsum: Angesichts der bereits realisierten Steuererhöhungen sowie der Verschiebung der zweiten Stufe der Einkommensteuerreform wird der Konsum der privaten Haushalte 2003 allenfalls um 0,5 bis gut 1 Prozent zulegen. Kommt die Regierung mit ihren weiteren Plänen durch – z.B. dem Wegfall der ermäßigten Mehrwertsteuersätze für bestimmte Güter –, dürfte sich die private Nachfrage weiter abschwächen.

- Preise: Fast alle Konjunktur-Auguren gehen für dieses Jahr von einem Verbraucherpreisanstieg um etwa 1,5 Prozent aus – und vertreiben damit das in manchen Köpfen herumspukende Deflations-Gespenst.

- Arbeitsmarkt: Der von der flauen Wirtschaftsentwicklung und den überhöhten Tarifabschlüssen des Jahres 2002 gebeutelte Arbeitsmarkt wird sich vorerst kaum erholen. Abermals dürften die Löhne stärker steigen als die Produktivität; die Lohnzusatzkostenlast wiegt erneut schwerer, und durchgreifende Reformen zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes bleiben weiterhin aus. Daher erwarten die Institute für 2003 zwischen 4 und 4,3 Millionen Arbeitslose.

Hoffnungen, dass sich die Lage im Laufe des Jahres bessert, könnten schließlich zunichte gemacht werden, wenn der Irak-Konflikt eskaliert. Steigende Ölpreise, sinkende Aktienkurse sowie Währungsturbulenzen würden dann wohl die ohnehin labile Konjunktur in Deutschland stärker ins Wanken bringen.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Gustav-Heinemann-Ufer 84-88 50968 Köln Telefon: 0221/49811 Telefax: 0221/4981592

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