Pressemitteilung | Nürnberg Institut für Marktentscheidungen e.V.

Konsumklima: Nachhaltige Besserung noch nicht in Sicht / Ergebnisse der GfK-Konsumklima-Studie im Dezember 2002

(Nürnberg) - Nach einem Tief in den Monaten Oktober und November ging es mit der Konsumstimmung der deutschen Verbraucher im letzten Monat des Jahres 2002 nicht weiter bergab. Allerdings wäre es verfrüht, jetzt schon von einer Trendwende zu sprechen - so das Fazit der Dezemberumfrage im Rahmen der Konsumklimastudie, die die GfK regelmäßig für die Europäische Kommission durchführt.

Ein schwacher Arbeitsmarkt, die Ungewissheit, wie sich die neuen Steuer- und Abgabenbeschlüsse der Bundesregierung auf das Einkommen auswirken, drohende Konflikte im Irak und anderen von internationalen Terrorismus bedrohten Weltregionen sind einige der wesentlichen Ursachen dafür, dass deutsche Verbraucher ihre Hoffnungen und Erwartungen in Bezug auf Konjunktur und Konsumstimmung auch weiterhin auf Sparflamme halten. Zwar kommt die nach der Bundestagswahl eingesetzte Talfahrt der Anschaffungsneigung deutscher Verbraucher vorerst zum Stillstand. Nach wie vor jedoch beherrschen ein gewisses Maß an Pessimismus und Vorsicht ihre Einstellungen.

Konjunkturerwartung: Keine spürbare Erholung

Am Deutlichsten kommt der nach wie vor unverändert vorherrschende Pessimismus deutscher Konsumenten in Bezug auf die Erwartungen über die weitere wirtschaftliche Entwicklung zum Ausdruck. Gegenüber November sank der Indikatorwert der Konjunkturerwartung im Monat Dezember noch einmal um etwa einen Punkt. Mit einem Wert von minus 26,5 liegt der Indexwert, der die Konjunkturstimmung misst, auf einem Niveau, das er zum einen während der wirtschaftlichen Schwächephase in der zweiten Jahreshälfte 2001 und zum anderen in den Rezessionsjahren 1993 und 1996/97 hatte.

Eine der wesentlichen Ursachen für den Konjunkturpessimismus der Deutschen sind die sich in Wirtschaft und Politik manifestierenden negativen Konjunkturaussichten. Zudem drohen mögliche Streiks im Öffentlichen Dienst, die wirtschaftliche Lage weiter zu beeinträchtigen. Hinzu kommen die nach wie vor noch steigende Arbeitslosigkeit sowie der drohende Irak-Konflikt. Dementsprechend bleiben die Hoffnungen deutscher Konsumenten auf eine spürbare wirtschaftliche Erholung im Jahr 2003 gering.

Einkommenserwartung: Weiterhin schwache Entwicklung

Nach der vergleichsweise starken Abwärtsentwicklung des Indikators der Einkommenserwartung im November legte dieser im Dezember wieder um 3,1 Punkte zu. Damit wurden die großen Verluste des Indikatorwerts vom November jedoch nur zu einem geringen Teil kompensiert. Aktuell liegt der Indikator mit minus 21,4 Zählern auf gleich niedrigem Niveau wie zum Jahreswechsel 1993/94 und in den Jahren 1996 und 1997.

Eine durchgreifende Trendwende, die beinhaltet, dass die Erwartungen der Verbraucher hinsichtlich der Entwicklung ihrer Einkommen ins Positive umschlagen, ist nicht in Sicht. Die zum Jahresbeginn 2003 wirksam werdenden Steuer- und Abgabenerhöhungen werden vermutlich verhindern, dass es zu einem grundsätzlichen Stimmungsumschwung kommt. Vielmehr ist zu befürchten, dass die Einkommensstimmung Anfang dieses Jahres noch einmal einen Dämpfer erhält, nämlich dann, wenn die Beitragserhöhungen zur Kranken- und Rentenversicherung auf den Lohn- und Gehaltszetteln sichtbar und die Konsequenzen für den persönlichen Konsumspielraum konkret spürbar werden.

Anschaffungsneigung: Quo vadis?

Nach dem historischen Tiefstand des Indikators, der die Anschaffungs- beziehungsweise Konsumneigung von Verbrauchern erfasst, stieg dessen Wert zum Jahresende an und glich den Verlust des Vormonats mehr als aus. Nach einem Anstieg von über 13 Punkten liegt der Indikator aktuell bei minus 42. Damit ist zumindest vorerst die Talfahrt der Anschaffungsneigung gestoppt. Jedoch ist wie bei der Einkommenserwartung in Bezug auf die weitere Entwicklung keine nachhaltige Trendwende in Sicht.

Angesichts der eher bescheidenen Erwartungen für die zukünftige Einkommensentwicklung sind die weiteren Aussichten für die Entwicklung der Konsumneigung eher mäßig einzuschätzen. Die bevorstehende finanzielle Belastung der Haushalte durch steigende Steuern und Sozialabgaben sowie die Furcht vor Arbeitslosigkeit sind wenig geeignet, die Verbraucher zu motivieren, ihre ausgeprägte Kaufzurückhaltung aufzugeben. Der einzige Faktor, der gegenwärtig eine positive Bewegung bewirken könnte, ist die mit einer Inflationsrate von etwas über einem Prozent stabile Preisentwicklung in Deutschland. In der Vergangenheit wirkte sich eine niedrige Teuerungsrate in der Regel positiv auf die Anschaffungsneigung aus.

Fazit für die Entwicklung des Konsumklimas: Kaum Aussichten auf nachhaltige Besserung

Die Indikatoren, die das gegenwärtige Stimmungsbild der deutschen Verbraucherlandschaft charakterisieren, sprechen dafür, dass sich das Konsumklima insgesamt in Deutschland auch weiterhin leicht abschwächen wird. Die weiteren Aussichten für die Konsumstimmung dürften dementsprechend für die nächsten Monate als eher bescheiden einzustufen sein. Insbesondere Steuer- und Abgabenerhöhungen und die schwache Entwicklung des Arbeitsmarkts werden eine nachhaltige Besserung des Konsumklimas zumindest bis zur Jahresmitte 2003 verhindern. Zusätzliche Unwägbarkeiten, wie beispielsweise der drohende Irak-Krieg, steigende Rohölpreise, aber auch die möglichen Streiks im Öffentlichen Dienst sorgen für zusätzliche Beeinträchtigungen der Entwicklung der Konsumstimmung.

Zur Studie

Die Ergebnisse stammen aus der Studie „GfK-Wirtschaftsdienst Konsum- und Sparklima“, die von der GfK Marktforschung herausgegeben wird. Sie basieren auf monatlichen Verbraucherinterviews, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt werden. In der ersten Novemberhälfte 2002 wurden turnusmäßig rund 2.000 repräsentativ ausgewählte Personen unter anderem gefragt, wie sie die gesamtwirtschaftliche Lage, ihre Anschaffungsneigung und ihre Einkommenserwartung einschätzen.

Weitere Informationen: Rolf Bürkl, GfK Marktforschung, Fon 0911 395-3056, Fax 0911 395-4036, rolf.buerkl@gfk.de.

Zur GfK Gruppe

Die GfK Gruppe, weltweit eines der führenden Marktforschungsunternehmen, ist in den vier Geschäftsfeldern ‚Consumer Tracking´, ‚Non-Food Tracking´, ‚Medien´ und ‚Ad Hoc Forschung´ aktiv. Im Geschäftsjahr 2002 wird das Unternehmen voraussichtlich einen Umsatz von 568 Millionen Euro nach US GAAP (Vorjahr: 506 Millionen Euro nach Pro-Forma US GAAP) erzielen. Neben 16 Niederlassungen in Deutschland gehören zur GfK Gruppe weltweit über 110 Unternehmen und Beteiligungen in 50 Ländern. Von den derzeit 4.821 Beschäftigten arbeiten 1.461 in Deutschland. Weitere Informationen unter: www.gfk.de.

Quelle und Kontaktadresse:
GfK-Nürnberg e.V. Nordwestring 101 90319 Nürnberg Telefon: 0911/3952368 Telefax: 0911/3952715

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