Pressemitteilung | Bund der Deutschen Landjugend e.V. (BDL)

Landwirtschaft braucht Wahlfreiheit / Bestens besuchter Junglandwirtekongress auf der Grünen Woche

(Berlin) - "Ihr seid Unternehmer. Ihr entscheidet, was zu euch passt, was ihr erreichen wollt. Lasst euch nicht von anderen treiben." Mit diesem Rat beendet Matthias Daun, Vorsitzender des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL), den Junglandwirtekongress auf der Internationalen Grünen Woche. Zur gemeinsamen Veranstaltung von BDL und Deutschem Bauernverband (DBV) hatten sich am Wochenende mehr als 300 junge Landwirtinnen und Landwirte im ICC Berlin eingefunden, um unter dem Titel "Wachsen, weichen oder...?" den Strukturwandel und seine Chancen zu diskutieren.

Wie unterschiedlich die Konsequenzen des Strukturwandels sein können, zeigten zum Auftakt zwei 33-jährige Jungunternehmer aus dem Nordwesten. Sie stellten ihre Zukunftskonzepte vor: Stefan Teepker aus Handrup hat von Anfang an auf Kooperation gesetzt und seinen Ein-Mann-Betrieb so zu einem großen Familienbetrieb mit mehreren Angestellten entwickelt. Harje Kaemena hat eine andere Strategie gewählt: Für ihn stand ein Aufstocken des Tierbestandes oder eine Vergrößerung der Fläche nicht an erster Stelle. Er hat vielmehr die Nähe zu Bremen genutzt und seinen Hof so umgebaut, dass er dort Feriengäste und Tagestouristen begrüßen und sie mit dem Eis aus der Milch seiner Kühe bewirten kann. "Letztlich muss der Hof zum Betriebsleiter, seiner Familie und in die Region passen - da sind die Voraussetzungen nicht bei jedem gleich", stellt Kaemena fest.

Der Strukturwandel in der Landwirtschaft birgt durchaus gesellschaftliche Brisanz. Die CSU-Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler machte in der Diskussion deutlich, dass sie die Zukunft in Produktivität und Effizienz sieht: "Vermarktung findet nicht nur auf den Wochen-, sondern auch auf den Weltmärkten statt!". Unterstützt wurde sie vom DBV-Vizepräsident Udo Folgart, der darauf hinwies, dass jeder vierte Euro, der in der Landwirtschaft verdient wird, aus dem Exportgeschäft stammt. Er ging auch auf die Situation in Brandenburg ein. Nach 1989 habe es kaum ein Zurück in die alten Familienbetriebe gegeben. Vielmehr wird Landwirtschaft dort in Mehrfamiliengesellschaften betrieben.

Für Henrik Maaß ist das keine bäuerliche Landwirtschaft. Der junge Mann aus dem Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) sieht die Zukunft vielmehr in landwirtschaftlichen Betriebe, die regional und in geschlossenen Wirtschaftskreisläufen arbeiten. Zugleich warnte er davor, Eigentum in großen Strukturen zu bündeln. "Lieber zehn Kleinbetriebe statt ein großer. Sonst haben Neueinsteiger keine Chance", sagte er.

Magdalena Zelder, die den BDL auf dem Podium vertrat, hat gerade diesen Neueinstieg gewagt. Sie ging auf die Herausforderungen und Schwierigkeiten dabei ein. Wichtiger sei jedoch, dass die JunglandwirtInnen in Deutschland in der privilegierten Lage seien, selbst darüber zu bestimmen, für welche Art der Betriebsführung sie sich entscheiden. Das müsse auch in Zukunft unbedingt erhalten bleiben. Denn ungeachtet der Betriebsform wollen und müssen LandwirtInnen mit ihrer Arbeit Geld verdienen. "Wir diskutieren gerne über unsere Arbeit. Aber wir wollen uns nicht die Idealvorstellungen anderer aufzwingen lassen. Ich möchte als Landwirtin und Unternehmerin meine eigenen Entscheidungen treffen können!" so die junge Landwirtin.

In der vom stellv. BDL-Bundesvorsitzenden Thomas Huschle moderierten Diskussion spielten gerade die Zwänge eine große Rolle. Die Unabhängigkeit, sei es von Saatgutunternehmen oder von den Vorstellungen anderer, sei ein wichtiges Gut und die Betriebsgröße nicht das Maß der Dinge. Groß sei nicht automatisch schlecht für Tier und Land, und Klein gut. Diese Schwarz-Weiß-Malerei sei wenig hilfreich, wenn es um die Zukunft ginge, zeigten sich die JunglandwirtInnen in der Debatte einig.

Grabenkämpfe seien fehl am Platz. "Wir treffen uns hier als Vertreter der Zukunft, um eine Ebene zu finden, damit wir mit einer Stimme sprechen können. Unsere Botschaft an die Politik und die Gesellschaft ist klar: Bitte sorgt dafür, dass wir alle Möglichkeiten haben, uns wirtschaftlich gut aufzustellen", so Harje Kaemena beim Junglandwirtekongress.

Quelle und Kontaktadresse:
Bund der Deutschen Landjugend im Deutschen Bauernverband e.V. (BDL), Haus der Land- und Ernährungswirtschaft Carina Gräschke, Pressereferentin Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin Telefon: (030) 31904-253, Fax: (030) 31904-206

(cl)

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