Pressemitteilung | Bundesverband deutscher Banken e.V. (BdB)

Leitzinsanhebung nachvollziehbar, aber möglicherweise verfrüht

(Berlin) - Die Anhebung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) um 25 Basispunkte ist für den Bundesverband deutscher Banken grundsätzlich nachvollziehbar. Allerdings könne sich die Zinsanhebung angesichts der ungesicherten Wachstumsperspektiven im Euro-Raum als verfrüht erweisen.

„Der EZB-Rat hatte eine schwierige Entscheidung zu treffen“, so Prof. Dr. Manfred Weber, geschäftsführender Vorstand des Bankenverbandes. „Es gibt Indikatoren, die für eine Zinsanhebung sprechen. Das sind vor allem der Preisauftrieb der letzten Monate, der hauptsächlich durch den Anstieg der Energiepreise bedingt war, und die seit längerem deutlich oberhalb des Referenzwertes wachsende Geldmenge.“ Dem stünden jedoch Argumente für eine Beibehaltung der EZB-Sätze gegenüber.

Aus Sicht des Bankenverbandes hätten die nach wie vor nur eher mäßigen Wachstumsaussichten und die hohe Arbeitslosigkeit auch ein Stillhalten der EZB gerechtfertigt. „Das Risiko von Zweitrundeneffekten an den Güter- und Faktormärkten, die die Inflation weiter beschleunigen würden, ist angesichts der nicht ausgelasteten Produktionskapazitäten, des scharfen internationalen Wettbewerbs und der bislang moderaten Lohnentwicklung sehr gering“, so Weber weiter. „Unserer Auffassung nach hätte die EZB noch etwas warten können, bis klarer erkennbar ist, ob die gegenwärtige wirtschaftliche Erholungstendenz tatsächlich eine Aufwärtsbewegung einleitet. Mit einer abwartenden Haltung wäre die Preisstabilität nicht gefährdet gewesen.“

Weber warnte zugleich davor, wegen der Zinsanhebung in Konjunkturpessimismus zu verfallen. „Eine Anhebung der Leitzinsen um 25 Basispunkte ändert die fundamentale wirtschaftliche Lage nicht. Und in der Grundtendenz bleibt die Geldpolitik expansiv. Außerdem hat die EZB ihre Wachsamkeit an der Preisfront unter Beweis gestellt. Damit hält sie die Inflationserwartungen in Schach, was wiederum einen möglichen Anstieg der Kapitalmarktrenditen begrenzt.“ Allerdings müsse vor weiteren Zinsschritten jeweils erneut eine genaue Analyse der Nachhaltigkeit der Inflationsrisiken stehen.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband deutscher Banken e.V. (BdB) Pressestelle Burgstr. 28, 10178 Berlin Telefon: (030) 16630, Telefax: (030) 16631399

(tr)

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