Pressemitteilung | Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE)

Lesekompetenz so früh wie möglich fördern

(Berlin) - "Funktionaler Analphabetismus ist auch in Deutschland nach wie vor ein dringendes Problem und wird trotzdem gern unter den Tisch gekehrt", kritisiert VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann. Es sei aber nicht damit getan, einmal pro Jahr weihevoll den 8. September, den Tag der Alphabetisierung, zu würdigen.

Beckmann weiter: "Wir müssen die Prävention ausbauen. Individuelle Förderung in der Kita, Leseförderung in der Familie und Stärkung der Grundschulen sind der notwendige Dreiklang. Es muss alarmieren, dass 19 Prozent der 15-Jährigen Texte kaum lesen und nicht verstehen können. Viele Jugendliche mit Schulabschluss verfügen nicht über notwendige Lesefähigkeiten. Gravierend ist dabei der Zusammenhang zur sozialen Herkunft. Von Jugendlichen aus gut verdienenden Elternhäusern gehören 10 Prozent zur Risikogruppe, dagegen sind es mehr als drei Mal so viele, wenn die Eltern angelernte Tätigkeiten ausüben. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen mit geringer Lesekompetenz hat einen Migrationshintergrund. Diese Entwicklung lässt sich nur stoppen, wenn noch konsequenter als bisher jedes Kind frühzeitig in den Genuss von Sprach- und Leseförderung kommt."

Insbesondere der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz für U3-Kinder müsse ohne Abstriche qualitativ und quantitativ umgesetzt werden, bekräftigt Beckmann. "Die flächendeckende Einführung von Sprachstandstests, die nicht einmal evaluiert sind, löst das Problem nicht, wenn keine ausreichende individuelle Förderung der Kinder angeboten werden kann. Allerdings kann die beste Bildungseinrichtung allein weniger ausrichten, wenn in der Familie Leseförderung kein Thema ist. Leseförderung zu Hause und mindestens drei Jahre Kita-Besuch verschaffen diesen Kindern am Ende der Grundschule einen Lernvorsprung von einem Schuljahr." Zurückhaltend sieht Beckmann den jüngsten Vorschlag von EU-Experten, spezielle Leselehrer zu schaffen: "Diese Art von Outsourcing birgt die Gefahr, Lese- und Sprachförderung in eine Nische zu geben, es ist aber der Auftrag für jede Erzieherin und jede Lehrperson."

Hintergrund: Laut "Bildung in Deutschland 2012" erreichten 6,5 Prozent der Schulabgänger 2010 keinen Schulabschluss. 2009 zählten 19 Prozent der 15-Jährigen zur Risikogruppe mit schwacher Lesekompetenz. Jeder vierte Junge gehört dazu. 57 Prozent der Eltern von Vorschulkindern geben häufige familiäre Leseaktivitäten an.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE) Pressestelle Behrenstr. 23-24, 10117 Berlin Telefon: (030) 7261966-0, Telefax: (030) 7261966-19

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