Pressemitteilung | Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed)

MedTech-Branche wächst im Ausland stärker als im Inland - und schafft weiter neue Jobs / BVMed-Herbstumfrage 2016

(Berlin) - Die Medizintechnik-Branche wächst im Exportgeschäft nach wie vor deutlich stärker als in Deutschland. Das Umsatzwachstum der BVMed-Unternehmen beträgt weltweit rund 6 Prozent. Die Entwicklung im Inland ist dagegen mit einem Umsatzwachstum von 4 Prozent leicht rückläufig. Das geht aus der BVMed-Herbstumfrage 2016 hervor, an der sich über 80 internationale Unternehmen der Medizintechnik-Branche beteiligt haben. Trotz der schwierigeren Inlandssituation sorgt die Medizintechnik in Deutschland nach wie vor für zusätzliche Jobs. Zwei Drittel der Unternehmen haben in diesem Jahr zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. "Um die Innovationskraft der MedTech-Branche zu erhalten, müssen wir unsere Erstattungs- und Bewertungssysteme an die Dynamik der Technologien anpassen, damit die Patienten auch in Zukunft ohne Verzögerungen am medizinischen Fortschritt teilhaben können", so der BVMed-Vorstandsvorsitzende Dr. Meinrad Lugan bei der Vorstellung der Ergebnisse im Rahmen des BVMed-Medienseminars in Berlin. Die Ergebnisse der BVMed-Herbstumfrage können unter www.bvmed.de/medienseminar2016 abgerufen werden.

Die unterschiedliche Entwicklung spiegelt sich auch beim Ausblick auf das kommende Jahr 2017 wider. Für den deutschen Markt erwarten nur 26 Prozent eine bessere Geschäftslage. 20 Prozent erwarten schlechtere Geschäfte. Der Ausblick fällt damit deutlich schlechter als im Vorjahr aus. Etwas besser sieht es beim Blick auf die weltweite Geschäftslage aus: 51 Prozent der Unternehmen erwarten hier eine bessere Entwicklung. "Generell ist davon auszugehen, dass die Fallzahlen in der Medizintechnik durch die demografische Entwicklung und den medizintechnischen Fortschritt in den nächsten Jahren weiter zunehmen werden. Eine ausreichend versicherungstechnische Vergütung ist daher unabdingbare Voraussetzung für die MedTech-Unternehmen und die weiterhin gewünschte qualitative Versorgung der Patienten", so BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Joachim M. Schmitt.

"Regulatorische Hemmnisse und langsame Entscheidungsprozesse"

Die zunehmenden regulatorischen Hemmnisse durch langsame Entscheidungsprozesse in Deutschland und zusätzliche Anforderungen durch die europäische Medizinprodukte-Verordnung sind vor allem für die kleinen und mittelständischen Unternehmen eine große Belastung. Zu den weiteren Hemmnissen aus nationalen Regelungen gehören die Absenkung sachkostenintensiver DRG-Fallpauschalen und die neue MedTech-Nutzenbewertung nach § 137h SGB V.

Bemängelt wird vor allem das niedrige Niveau der Erstattungspreise in Deutschland. 60 Prozent bezeichnen das Erstattungsniveau als "eher schlecht" bzw. "sehr schlecht". Das spiegelt die Tatsache wider, dass Deutschland beispielsweise durch die Mechanismen des G-DRG-Systems weltweit die niedrigsten Preise für Implantate hat. Nur 16 Prozent der befragten Unternehmen bezeichnen das Niveau der Erstattungspreise in Deutschland als "gut".

BVMed-Innovationsklima-Index ist rückläufig

Der seit dem Jahr 2011 erhobene Innovationsklima-Index des BVMed ist daher weiter leicht rückläufig. Auf einer Skala von 0 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut) bewerten die Unternehmen das Innovationsklima für Medizintechnik in Deutschland im Durchschnitt mit 4,8. Der Index 2016 ist damit gegenüber dem Vorjahr (4,9) leicht rückläufig. In den Jahren 2012 und 2013 lag er noch bei 6,2 Punkten.

Als innovativsten Forschungsbereich schätzen die Unternehmen die Kardiologie ein, gefolgt von der Onkologie und der Neurologie. Nur 41 Prozent der MedTech-Unternehmen sehen sich derzeit von der Digitalisierung betroffen. Die größten Veränderungen erwarten sie bei medizinischen Apps und elektronischen Beschaffungsmaßnahmen.

Gesundheitspolitische Forderungen

Bei den gesundheitspolitischen Forderungen wünschen sich die MedTech-Unternehmen vor allem eine bessere gegenseitige Anerkennung von Studien und einheitliche europäische Nutzenbewertungsverfahren. Weit oben auf der gesundheitspolitischen Agenda stehen weiterhin die Beschleunigung der Innovationseinführung und die Forderung nach einer stärkeren Einbindung der Industrie in die G-BA-Prozesse. Im Hilfsmittelbereich wünschen sich die Unternehmen Verhandlungsverträge statt Ausschreibungen sowie die Wahlfreiheit des Hilfsmittel-Leistungserbringers für den Patienten.

Branche schafft mehr Jobs

Trotz der schwierigeren Inlandssituation sorgt die Medizintechnik in Deutschland nach wie vor für zusätzliche Jobs. 66 Prozent der Unternehmen haben mehr Arbeitsplätze geschaffen, nur 7 Prozent Arbeitsplätze abgebaut. Das sind deutlich bessere Werte als bei der letzten Herbstumfrage. Die Berufsaussichten für Fachkräfte in der MedTech-Branche bewerten 92 Prozent der Unternehmen unverändert gut bzw. besser. Gesucht werden vor allem Wirtschaftswissenschaftler, Ingenieure und Medizintechniker. 85 Prozent der Unternehmen geben an, offene Stellen zu haben. Das ist gegenüber dem Vorjahr nochmals eine Steigerung. An der Spitze der offenen Stellen stehen Vertriebsmitarbeiter und das Key Account Management. 80 Prozent der Unternehmen haben dabei Probleme, die offenen Stellen zu besetzen. Das betrifft vor allem den Vertrieb, Führungskräfte im gehobenen Management und das Key Account Management.

Fakten zur Branche

Nach Ansicht des BVMed-Vorsitzenden Dr. Meinrad Lugan bieten medizintechnische Innovationen große Chancen für eine Verbesserung der Patientenversorgung und Effizienzsteigerungen im Gesundheitssystem in Deutschland. Lugan nannte im Vorfeld der weltweit größten Medizinmesse Medica im November in Düsseldorf folgende Zahlen und Fakten zur Branche:

Die MedTech-Branche ist ein wichtiger Wirtschafts- und Arbeitsmarktfaktor.
Die Branche beschäftigt in Deutschland nach der Gesundheitspersonal-Statistik des Statistischen Bundesamtes insgesamt über 195.000 Menschen - und damit mehr als die Pharmaindustrie. Jeder Arbeitsplatz sichert zudem 0,75 Arbeitsplätze in anderen Bereichen. Die deutschen MedTech-Unternehmen wachsen dabei insbesondere auf ausländischen Märkten. Die Exportquote liegt bei aktuell 68 Prozent. Der Gesamtumsatz der produzierenden Medizintechnikunternehmen mit über 20 Beschäftigten lag in Deutschland nach Angaben der offiziellen Wirtschaftsstatistik im Jahr 2015 bei 28,4 Milliarden Euro.

Die MedTech-Branche ist mittelständisch geprägt.
95 Prozent der MedTech-Unternehmen beschäftigen weniger als 250 Mitarbeiter.

Die MedTech-Branche ist innovativ und hat sehr kurze Produktzyklen.
Rund ein Drittel ihres Umsatzes erzielen die deutschen Medizintechnikhersteller mit Produkten, die nicht älter als 3 Jahre sind. Im Durchschnitt investieren die forschenden MedTech-Unternehmen rund 9 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung.

Die ausführlichen Ergebnisse der BVMed-Herbstumfrage und alle Vorträge und Materialien des BVMed-Medienseminars können unter www.bvmed.de/medienseminar-2016 abgerufen werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed) Manfred Beeres, Leiter, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Reinhardtstr. 29b, 10117 Berlin Telefon: (030) 246255-0, Fax: (030) 246255-99

(cl)

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