Pressemitteilung | (vzbv) Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.

Mehr Wettbewerb in den EU-Automarkt / Auch gegen deutsche Autolobby durchsetzen

(Berlin) - Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und der Europäische Verbraucherverband (BEUC) haben das Europarlament aufgefordert, die Pläne der EU-Kommission für mehr Wettbewerb im Europäischen Automarkt zu unterstützen. Im Europaparlament wird am 23. April das Votum zum Kommissionsvorstoß abgeben. "Die Europa-Abgeordneten dürfen dem massiven Lobbyismus der deutschen Autohersteller nicht nachgeben, die ihre Vormachtstellung im Kfz-Handel mit allen Mitteln verteidigen wollen," erklärten BEUC-Generalsekretär Jim Murray und vzbv-Vorstand Prof. Dr. Edda Müller am 23. April.

In der Auseinandersetzung um die sogenannte Gruppenfreistellungsverordnung geht es um die bisherige Vorzugsbehandlung der Autohersteller im europäischen Binnenmarkt. Bislang können die Hersteller durch eine nahezu vollständige Kontrolle der Vertriebs- und Servicenetze einen freien Wettbewerb im Automarkt praktisch ausschließen. Dies führt zu überhöhten Kfz-Preisen für die Verbraucher. Besonders die Bundesregierung verteidigt auf EU-Ebene gemeinsam mit den Herstellern hartnäckig diese Vorzugsstellung der Automobilindustrie. Dabei ist es gerade der problemlose Autokauf über die Grenzen hinweg, an dem die Verbraucher endlich die versprochenen Vorteile des EU-Binnenmarktes erleben wollen. Die meisten Beschwerden über das Nicht-Funktionieren, die bei der EU-Kommission eingehen, kommen aus Deutschland.

"Die von der EU-Kommission angestrebte grundsätzliche Entkoppelung des Verkaufs vom Service ist im Interesse der Verbraucher und wird die Qualität der Werkstattleistungen nicht beeinträchtigen," so vzbv-Vorstand Edda Müller. Die Äußerungen von Industrieseite, nur die heutigen Vertragswerkstätten könnten die Sicherheit und Qualität von Reparaturen gewährleisten, seien völlig unbegründet. "Schon heute sind Vertragswerkstätten auch nicht besser als gute freie Werkstätten – sie sind nur teurer." Auch das Argument, eine Liberalisierung gefährde Arbeitsplätze in Deutschland, sei Schwarzmalerei.

Der vzbv und BEUC fordern im Einzelnen:

- mehr Handlungsspielraum für den Handel. Die bisher enge Bindung zwischen Hersteller und Vertragshändler muss deutlich gelockert werden.

- den Wegfall von Gebietsschutzklauseln. Vertragshändler dürfen nicht an einzelne Orte oder Regionen gebunden werden, sondern müssen überall in der EU Autos verkaufen dürfen. Gebietsmonopole schaffen keinen Wettbewerb.

- mehr Wettbewerb durch Mehr-Marken-Verkauf. Händler müssen künftig auch zwei und mehr Marken von mehreren Herstellern unter einem Dach verkaufen dürfen. Die Händler dürfen von den Herstellern auch nicht mehr gezwungen werden, alle Modelle anzubieten. Sie sollen nur das verkaufen, was die Kunden auch wirklich wollen.

- eine Entkopplung von Verkauf und Service. Neuwagenhändler müssen künftig die Möglichkeit haben, Dienstleistungen unter Einhaltung der Qualitätsstandards an Subunternehmer oder freie Werkstätten abzutreten. Dies lässt niedrigere Preise erwarten, da diese Werkstätten z.B. Originalersatzteile direkt vom Zulieferer und dort zu erheblich günstigeren Preisen beziehen können.

- die Verpflichtung der Autokonzerne, den freien Werkstätten alle erforderlichen technischen Daten und Diagnose-Instrumente zugänglich zu machen, wenn sie den vorgegebenen Qualitätskriterien entsprechen können.

Quelle und Kontaktadresse:
Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. Markgrafenstr. 66 10969 Berlin Telefon: 030/258000 Telefax: 030/2580018

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