Pressemitteilung | European Milk Board (EMB)

Milchmarkt braucht Kriseninstrument für die Zeit nach der Quote / Europäische Milcherzeuger warnen vor starkem Marktmachtverlust und chronischen Preisstürzen

(Brüssel) - Die Flaggen der 28 EU-Mitgliedsstaaten wehen auf Halbmast, gleichzeitig flattern die Fahnen der Lebensmittelgroßkonzerne ganz obenauf im Wind. Es ist ein eindeutiges Bild, das sich den Brüsselern heute vor dem EU-Parlament bietet. Während die Erzeuger in den Ländern künftig ohne funktionierende Rahmenbedingungen zurecht kommen müssen, können Nestlé, Danone und Co. aus den Vollen schöpfen. "Dank des zu erwartenden Milchüberschusses werden die Konzerne den Erzeugern ab jetzt die Abnahmebedingungen noch stärker als bisher diktieren. Es drohen Tiefstpreise, da Europas Bauern künftig über noch weniger Marktmacht verfügen, um einen kostendeckenden Milchpreis durchzusetzen", warnte Romuald Schaber, Präsident des European Milk Boards (EMB), mit Blick auf die Zukunft des Milchsektors. Ohne ein funktionierendes Kriseninstrument drohten den Milchbauern immer wieder lange Preistäler, ein großer Teil der Erzeuger würde sehr bald aus der Milchproduktion herauskatapultiert werden.

Aus der ganzen EU waren daher Milcherzeuger vor dem Europaparlament in Brüssel zu einer symbolischen Mahnwache mit Mahnfeuer und Trauermarsch zusammengekommen, um die Politik auf ihre Versäumnisse hinzuweisen. "Das System für die Zeit nach der Milchquote weist große Defizite auf. Leider hat es die Politik versäumt, geeignete Marktinstrumente zur Krisenvermeidung zu installieren", bemängelte Sieta van Keimpema, EMB-Vizepräsidentin. Das Problem: Mit größter Wahrscheinlichkeit sei davon auszugehen, dass die Milchviehhalter in vielen EU-Ländern ihre Produktion nach Ende der Quote erheblich steigern werden - ohne dass die ganze Menge vom Markt vernünftig aufgenommen werden könne. "Chronische Preisstürze sind programmiert, die nächste Marktkrise wird kommen", ergänzte Schaber.

Zusätzliches Kriseninstrument gefordert: Marktverantwortungsprogramm
Umso beharrlicher fordert das EMB deshalb die Umsetzung eines Marktverantwortungsprogramms (MVP), das im Falle einer Krise zur Anwendung kommen soll. Das Programm kann nach dem Quotenende die Milchbauern dazu anhalten, sich in Krisenzeiten marktkonform zu verhalten. Konkret: Erzeuger, die in Zeiten des Überschusses freiwillig weniger produzieren, sollen einen Bonus erhalten. Diejenigen hingegen, die trotz stark übersättigter Märkte mehr produzieren, sollen dafür auch die Verantwortung übernehmen und eine Marktverantwortungsabgabe bezahlen. "Damit können wir ein verlässliches Umfeld schaffen und die flächendeckende Milchproduktion in der EU auch für die Konsumenten sichern", so Schaber.

Wie dringend die Einführung eines guten Krisenprogrammes ist, zeigt sich bereits jetzt. Seit Monaten schon befinden sich die Milchpreise in vielen europäischen Ländern im Keller. Gebremst wurde die Abwärtsspirale zuletzt nur noch durch die in diesem Jahr drohende, historisch hohe Superabgabe von bis zu 25 Cent pro zu viel geliefertem Kilo Milch. Dadurch konnte die Überproduktion und damit der Preisrückgang eingedämmt werden. "Wir fordern nun, dass die Superabgabe aus dem letzten Milchwirtschaftsjahr in Höhe von rund 409 Millionen Euro sowie die in 2015 anfallenden Strafzahlungen, so wie in der Verordnung vorgeschrieben, für den Milchsektor genutzt werden Diese Gelder sollten zur Umsetzung des Marktverantwortungsprogramms verwendet werden", so Schaber.

Quelle und Kontaktadresse:
European Milk Board (EMB) Pressestelle Bahnhofstr. 31, 59065 Hamm Telefon: (02381) 4360495, Fax: (02381) 4361153

(cl)

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