Pressemitteilung | Verband der Bahnindustrie in Deutschland e.V. (VDB)

Nachfrageplus stärkt Bahnindustrie / Umsatz auf hohem Niveau stabil / Infrastrukturgeschäft aber weiter ohne Impulse

(Berlin) - Eine mehrheitlich positive Bilanz zieht die Bahnindustrie in Deutschland für das erste Halbjahr 2015. Die Branche verbucht eine stark gestiegene Nachfrage. Der Auftragseingang wächst um rund 52 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro. Der Umsatz bleibt gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit 5,2 Milliarden Euro auf einem hohen Niveau stabil. Die Zahl der Beschäftigten in der Branche steigt leicht um 3,5 Prozent auf 52.900 Mitarbeiter in Deutschland. Das Infrastrukturgeschäft bleibt trotz gestiegener Finanzmittel durch den Bund auf niedrigem Niveau weiter enttäuschend. Politisch drängt der Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) auf eine rasche Präzisierung zur jüngst zwischen Bund und Ländern beschlossenen Finanzierung des SPNV in Deutschland.

"Die wirtschaftliche Lage der Bahnindustrie in Deutschland hat sich im ersten Halbjahr 2015 solide entwickelt. Während das Jahr 2014 im Verhältnis arm an Großaufträgen gewesen ist, verzeichnen die Bahntechnikhersteller im ersten Halbjahr dieses Jahres wieder vermehrt volumenträchtige Aufträge", erklärte VDB-Präsident Martin Lange. "Auch im volatilen Geschäft mit Lokomotiven können wir wieder eine Belebung des Bestellverhaltens erkennen. Wir sind deshalb zuversichtlich, dass sich auch die zweite Jahreshälfte mehrheitlich positiv in den Bilanzen der heimischen Industrie niederschlagen wird. 2015 kann ein Jahr werden, in dem die Bahnindustrie in Deutschland ihre Auftragsbücher wieder füllt", so Lange.

Bei der stark gestiegenen Nachfrage liegt der Anteil aus dem Ausland mit 4,3 Milliarden Euro und dem aus Deutschland mit 4,2 Milliarden Euro fast gleichauf. Deutlich zugelegt haben insbesondere die Aufträge für Schienenfahrzeuge aus dem Ausland. Sie stiegen auf 3,6 Milliarden Euro. Bahnbetreiber aus Deutschland bestellten Schienenfahrzeuge im Wert von 3,3 Milliarden Euro bei ihren heimischen Lieferanten, 65 Prozent mehr als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Die Nachfrage nach Infrastrukturausrüstungen stagnierte mit 1,6 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Bestellungen in Deutschland wuchsen leicht um 12,5 Prozent auf 900 Millionen Euro, die des Auslands gingen leicht auf 700 Millionen Euro zurück.

"Das Niveau des Infrastrukturgeschäfts ist unverändert niedrig und alles andere als zufriedenstellend", sagte Lange. "Die seit Anfang des Jahres gestiegenen Finanzmittel des Bundes für Ersatzinvestitionen in Deutschlands Schienenbestandsnetz - immerhin jährlich eine Milliarde Euro mehr für die nächsten fünf Jahre - kommen bislang nicht durch steigende Nachfrage bei unseren Mitgliedsunternehmen an." Lange warnte davor, die dringend nötige Planung und Umsetzung von Infrastrukturprojekten erst in einem ambitionierten Schlussspurt realisieren zu wollen. "Das wird nicht klappen. Dafür werden die nötigen Industrieressourcen in Deutschland, die mangels jahrelanger Nachfrage begrenzt sind, nicht ausreichen." Lange empfahl eine kontinuierliche Abarbeitung der Finanzmittel für Deutschlands Schienennetz und regte an, auch auf die umfassenden Planungsleistungen der Industrie zurückzugreifen. So könnten mögliche Engpässe bei den anstehenden Vorhaben vermieden werden.

Den größten Umsatz erzielte die stark exportorientierte Bahnindustrie in den ersten sechs Monaten des Jahres mit 2,8 Milliarden Euro im Ausland, ein Zuwachs von 7,7 Prozent. Die Exportquote der Branche liegt bei rund 54 Prozent. Mit 3,8 Milliarden Euro erzielte die Branche fast Dreiviertel ihres Umsatzes durch den Verkauf von Schienenfahrzeugen, davon 2,2 Milliarden Euro im Ausland, ein Plus von fast fünf Prozent. Dagegen ging das heimsiche Fahrzeuggeschäft um fast 16 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro zurück. Mit Infrastrukturausrüstungen setzte die Branche insgesamt 1,4 Milliarden Euro um, fast 17 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Aus Deutschland stammen davon 800 Millionen Euro.

Die Einigung von Bund und Ländern beim künftigen Umgang mit den sogenannten Regionalisierungsmitteln bezeichnete VDB-Hauptgeschäftsführer Ben Möbius als "einen bedeutenden Erfolg für den SPNV. Die Neuregelung war längst überfällig." Die jährliche Summe in Höhe von acht Milliarden Euro entspricht der unteren Grenze dessen, was der Eisenbahnsektor seit Langem gefordert hat. "Indes kann niemand mit einer jährlichen Dynamisierung von 1,8 Prozent zufrieden sein", erklärte Möbius. "Das ist nicht auskömmlich. Wichtig ist auch, den Anstieg der Trassenpreise zu begrenzen, etwa auf 2,5 Prozent jährlich. Die Regionalisierungsmittel müssen zweckgebunden sein. Ihre Verwendung muss transparent sein. Der Vermittlungsausschuss hat also noch wichtige Details zu regeln. Die Aufgabenträger brauchen nun rasch Planungssicherheit für die Bestellung von Nahverkehren."

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Bahnindustrie in Deutschland e.V. (VDB) Sascha Nicolai, Referent, Kommunikation Jägerstr. 65, 10117 Berlin Telefon: (030) 206289-0, Fax: (030) 206289-50

(dw)

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