Pressemitteilung | Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE)

Nationale Bildungsstrategie nötig

(Berlin) - „Deutschland braucht dringend eine nationale Bildungsstrategie, um wieder zu einem international anerkannten Bildungsstandort zu werden“, fordert der Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Ludwig Eckinger. „Dies muss auch das Maß für die Koalitionsverhandlungen über Bildung sein.“ Eckinger bezeichnete die Diskussionen über den Zuschnitt des Bundesbildungsministeriums als „unwürdiges Geschacher um Macht“.
Der VBE sehe mit großer Sorge, so Eckinger weiter, dass das Pochen der Länder auf die Kultushoheit als Rückzug vom Bund und damit vom notwendigen nationalen Gestaltungsrahmen herausgestellt werde. „Mit Kirchturmpolitik ist PISA nicht beizukommen“, kritisiert der VBE-Bundesvorsitzende. „Deutschland hat im OECD-Vergleich großen Nachholbedarf. Nach wie vor verstärkt das deutsche Bildungssystem Benachteiligungen aus sozialer Herkunft. Bildungskarrieren müssen aber auch in Deutschland und nicht nur in einzelnen Bundesländern unabhängig von sozialen und familiären Bedingungen gelingen können“, betont Eckinger.

„Deutschlands Bildungsengagement reicht im OECD-Vergleich bislang nicht aus“, konstatiert Ludwig Eckinger. „In Deutschland werden für einen Grundschüler 17 Prozent des BIP pro Kopf ausgegeben (im OECD-Mittel 20 Prozent), für einen Sek-I-Schüler in Deutschland 21 Prozent (im OECD-Mittel 23 Prozent), für einen Sek-II-Schüler in Deutschland 37 Prozent (im OECD-Mittel 28 Prozent). Der Start in die Bildungskarriere muss aufgewertet und stärker finanziert werden. Das ist ein Gebot der Stunde.“ Eine entscheidende Schwachstelle im deutschen Bildungssystem sei die unzureichende Betreuung der Lernenden. Eckinger verweist darauf, dass das Schüler-Lehrer-Verhältnis deutlich schlechter als der OECD-Durchschnitt ist. „Eindeutig wurde der Rückgang der Schülerzahlen in Deutschland nicht zur Qualitätsverbesserung in den Schulen genutzt. Stattdessen ist Geld aus dem Bildungsbereich abgezogen worden“, sagt VBE-Bundesvorsitzender Eckinger. „Während in Deutschland in der Grundschule 18,7 Schüler auf einen Lehrer kommen, sind es im OECD-Mittel 16,5 Schüler pro Lehrer. In der Sekundarstufe I kommen in Deutschland 15,6 Schüler auf einen Lehrer, im OECD-Mittel aber nur 14,3. Auch in der Sekundarstufe II rutschte Deutschland seit 2002 ab. Im OECD-Mittel kommen 13 Schüler auf einen Lehrer, in Deutschland 13,7. Das Manko an individueller Förderung setzt sich an den Universitäten fort“, so Eckinger. „In Deutschland werden einem Professor 80 Studenten zugeschlagen, an renommierten ausländischen Universitäten sind es häufig höchstens zehn Studenten.“ Es reiche nicht aus, einfach mehr Geld in den Bildungsbereich zu geben, unterstreicht der VBE-Bundesvorsitzende. „Die Finanzierung muss gezielt Bildungsbarrieren beseitigen, um ein Mehr an Gerechtigkeit im System zu erreichen. Hier offenbart sich das Manko einer fehlenden nationalen Bildungsstrategie.“

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE) Mira Futász, Pressereferentin Behrenstr. 23-24, 10117 Berlin Telefon: (030) 7261966-0, Telefax: (030) 7261966-19

(tr)

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