Pressemitteilung | Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed)

Neue MedTech-Studie belegt: „Moderne Wundversorgung steigert Heilungsraten und senkt Therapiekosten“

(Berlin) - Durch den Einsatz moderner Produkte zur Wundbehandlung können der Bedarf an Verbandwechseln um ein Vielfaches reduziert, die Kosten der Therapie um 25 Prozent gesenkt und die Heilungsraten um über 130 Prozent gesteigert werden. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Nutzen durch Innovation“ der Strategieberatung CEPTON im Auftrag des Bundesverbandes Medizintechnologie, BVMed. Durch innovative Wundbehandlung wie schmerzmittelenthaltende oder silikonbeschichtete Wundauflagen können zudem die Schmerzen von Patienten um über 50 Prozent gesenkt werden. Zusätzlich zu den viel besseren Heilungserfolgen lassen sich auch die Gesamtkosten der Behandlung sektorübergreifend deutlich senken. „Dennoch werden in Deutschland immer noch 40-mal so viele konventionelle Wundverbände angewendet wie moderne“, so das Fazit der Studie.

Der Nutzen von MedTech-Innovationen und ihr Beitrag für die Gesundheitsversorgung in Deutschland wurden anhand der Beispiele Drug Eluting Stents, kardiale Resynchronisationstherapie, innovative Wundversorgung, Adipositas-Chirurgie und Endoprothetik analysiert. Das Fazit lautet: Medizintechnologische Innovationen leisten einen wichtigen Beitrag zur qualitativ hochwertigen und gleichzeitig kosteneffektiven Behandlung schwer kranker Menschen. Durch Innovationen in der Medizintechnologie können die Kosten gesenkt, die Qualität gleichzeitig erhöht und die Gesundheitsversorgung der Menschen in Deutschland eindrucksvoll verbessert werden.

Mit rund 4 Millionen Betroffenen stellen chronische Wunden eine wesentliche Krankheitslast in Deutschland dar. Insgesamt werden die dadurch verursachten Kosten pro Jahr auf rund 4 bis 5 Milliarden Euro geschätzt. Unter den chronischen Wunden spielen drei Krankheitsbilder eine wesentliche Rolle: der Dekubitus, das diabetische Fußsyndrom und das Ulcus cruris. Die Studie enthält unter anderem folgende Fallbeispiele zu innovativer Wundversorgung:

Durch hydroaktive cellulosehaltige Wundauflagen lassen sich die Heilungsraten bei Patienten mit Ulcus cruris nach 18-wöchiger Behandlung um 130 Prozent im Vergleich zur konventionellen Therapie mit feuchter Kochsalzgaze steigern. Dabei können die Gesamttherapiekosten über die 18 Wochen um fast ein Viertel gesenkt werden, trotz der deutlich höheren initialen Kosten für die innovative Wundauflage. Dies ist insbesondere auf die signifikant reduzierten Verbandwechsel und die damit verbundenen Behandlungskosten zurückzuführen.

Im Vergleich zur konventionellen Behandlung mit feuchter Kochsalzgaze konnte mit einer wundausgleichenden Matrix aus Kollagen und oxidierter/regenerierter Cellulose in der Therapie des diabetischen Fußsyndroms die Heilungsrate um 39 Prozent gesteigert werden. Die Reduktion der Wundfläche bei Ulcus cruris ließ sich sogar um 53 Prozent verbessern. Trotz dieser deutlich gesteigerten Wirksamkeit und der deutlichen Verbesserungen für den Patienten sind die Gesamttherapiekosten über einen Behandlungszeitraum von einem Jahr für die Therapie mit kollagenhaltigen Auflagen um 3 Prozent geringer als für die konventionelle Behandlung.

Bei der Umsetzung dieser Erkenntnisse kommt die Studie zu einem ernüchternden Ergebnis: „Trotz der nachweisbaren Vorteile sowohl hinsichtlich medizinischer Wirksamkeit als auch gesundheitsökonomischer Kosteneffektivität werden konventionelle Verbandstoffe immer noch 40-mal so häufig eingesetzt wie moderne. Auch im Vergleich mit anderen europäischen Ländern, wie z. B. Spanien, Großbritannien und Frankreich, ist der Anteil innovativer Wundtherapien in Deutschland deutlich geringer.“

Eine Reihe von Ursachen könne für diese geringe Penetrationsrate identifiziert werden.

Mangelnde Kenntnisse, festgefahrene Therapieschemata und fehlende Leitlinien führen zu unzureichender Versorgung chronischer Wunden.

Die alleinige Betrachtung der initial höheren Kosten für das innovative Verbandmaterial verdeckt die Sicht auf das Kosteneinsparpotential über die Gesamttherapie. Transsektorale Einspareffekte werden überhaupt nicht beachtet.

Die Kopplung der Verbandmittelkosten an das Arzneimittelrichtgrößenvolumen der niedergelassenen Ärzte bedingt einen restriktiven Einsatz im ambulanten Sektor.

Die Schlussfolgerung lautet: „In Deutschland werden chronische Wunden häufig nicht entsprechend den Erkenntnissen der modernen Wissenschaft versorgt. Eine interdisziplinäre und transsektorale Zusammenarbeit ist ebenso wichtig wie die Verbreitung des Wissens über moderne Wundtherapie und eine an der Versorgungsrealität orientierte Erstattung.“

Lösungswege zur besseren Einführung von Innovationen sieht die Studie im Auftrag des BVMed in einem transparenten und alle Beteiligten einbeziehenden Prozess zur Bewertung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses neuer Therapien. „Eine einheitliche und stringente Methodik, die Einbeziehung aller für den Patienten relevanten Nutzenaspekte sowie eine sektorübergreifende und den gesamten Behandlungszeitraum umfassende Kostenerfassung sind Grundvoraussetzungen dafür“, heißt es in der Studie. Und weiter: „Es müssen Möglichkeiten geschaffen werden, Innovationen in das deutsche Gesundheitssystem einzuführen, auch um die für eine Bewertung nötigen Erfahrungen überhaupt sammeln zu können. Die Versorgungsforschung und therapiespezifische Register können hier einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung leisten. Gleichzeitig müssen flexible Finanzierungssysteme, die auch patientenindividuelle Zu- und Aufzahlungen ermöglichen, etabliert werden.“

Nachdem die Zwischenergebnisse der Studie erstmals im Frühjahr 2007 auf der BVMed-Mitgliederversammlung vorgestellt wurden, liegt der Abschlussbericht der Studie nunmehr in schriftlicher Form vor. Die 60-seitige Broschüre kann unter www.bvmed.de (Publikationen – Studien) heruntergeladen oder kostenfrei beim BVMed bestellt werden (info@bvmed.de).

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed) Manfred Beeres, Referent, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Reinhardtstr. 29b, 10117 Berlin Telefon: (030) 246255-0, Telefax: (030) 246255-99

(el)

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