Pressemitteilung | Kassenärztliche Bundesvereinigung KdÖR (KBV)

Neuer Vertragsentwurf zur Behandlung von HIV/AIDS / Erklärtes Ziel: Lebensqualität der Betroffenen steigern

(Berlin) – Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), die Deutsche Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter (DAGNÄ) und die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) haben am 1. Dezember 2005 in einer gemeinsamen Pressekonferenz einen neuen Vertrag zur qualitätsgesicherten Betreuung und Behandlung von HIV/AIDS-Patienten vorgestellt.

„Um der globalen Herausforderung begegnen zu können, gehören Prävention und medizinische Versorgung untrennbar zusammen. Und die medizinische Therapie ist die eigentliche Domäne der Ärzteschaft und deren Vertreter, der Kassenärztlichen Vereinigungen und der KBV. Deswegen haben wir in der Vertragswerkstatt der KBV ein neues besonderes Versorgungsangebot konzipiert. Es zielt darauf ab, die bereits vorhandenen guten Therapiemöglichkeiten qualitätsgesichert und flächendeckend für Betroffene zur Verfügung zu stellen“, erklärte Dr. Andreas Köhler, Vorstandsvorsitzender der KBV, bei der Veranstaltung in Berlin. Durch die kontinuierliche Betreuung der Patienten in allen Erkrankungsstadien werde der Ausbruch und das Fortschreiten der Erkrankung so lange wie möglich hinausgezögert.

Das Konzept sieht eine neuartige Vernetzung von spezialisierten Schwerpunktpraxen, behandelnden Haus- und Fachärzten sowie Pflegediensten und stationären Einrichtungen vor. „Damit wird eine flächendeckende, qualitativ hochwertige Behandlung gewährleistet, ohne dass Patienten immer in weit entfernte Orte fahren müssen. Das trägt entscheidend zur Lebensqualität Betroffener bei“, bekräftigte Köhler.

Auch die Ärzte profitierten von dem neuen System, sagte der KBV-Chef: „Für Ärzte setzt der Vertrag ebenfalls Anreize zur Teilnahme. Das Konzept liefert ein klar definiertes ärztliches Leistungsspektrum, transparente Kooperationsregeln, eine differenzierte Vernetzung und die Integration der Patienten. Die Aufwandsentschädigung für die zusätzlichen Leistungen ist morbiditätsorientiert.“
Der Vertrag ist in enger Abstimmung mit der DAGNÄ und der DAH entstanden. „Damit wurde sichergestellt, dass die Patientenperspektive ebenso berücksichtigt ist wie die Erfahrungen der Ärzte, die sich auf die Behandlung von HIV/AIDS spezialisiert haben“, betonte Köhler. Sven Christian Finke, Mitglied des Bundesvorstands der DAH erläuterte dazu weiter: „Das vorgelegte Konzept geht über die medizinische Versorgung der HIV-Patienten hinaus. Es umfasst auch die Beteiligung der Ärzte an der Prävention und der Vermittlung von Selbsthilfeangeboten.“

Auch die DAGNÄ sieht in dem Vertragskonzept ein Erfolgsversprechendes Projekt. „Die Koordination und Vernetzung der medizinischen Fachbereiche ist eine der ganz vorrangigen Aufgaben, die in dem Vertrag definiert sind. Diese Schnittstellen sichern die optimale Versorgung der HIV-Infizierten“, sagte Dr. Heribert Knechten, erster Vorsitzender der DAGNÄ.

Die KBV plane zudem gemeinsam mit der DAH, eine Patienteninformation zu entwickeln. So würden die Patienten nicht nur umfassend über ihre Erkrankung insbesondere im Hinblick auf die antiretrovirale Therapie und weiterführende Beratungsangebote, sondern auch über dieses Versorgungskonzept unterrichtet. Die KBV wird das Vertragskonzept in Kürze den Spitzenverbänden der Krankenkassen vorstellen.

Das integrierte Versorgungskonzept zur Behandlung von HIV/AIDS gewinnt noch mehr an Bedeutung angesichts der jüngsten Entwicklung der Infektionsraten. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts nimmt die Zahl Neu-Infizierter in Deutschland wieder zu. Wie in anderen europäischen Ländern steigen die Neuinfektionen seit 2002 an. Für 2005 schätzt das Robert-Koch-Institut 2600 Neuinfektionen in Deutschland.

Der Vertrag wird am Welt-Aids-Tag präsentiert. „Nur wenigen Krankheiten wird an einem weltweiten Aktionstag entsprechende Aufmerksamkeit geschenkt. HIV/AIDS ist eine davon. Der Welt-Aids-Tag ragt aus der Reihe heraus, weil er einer besonders gefährlichen, ansteckenden und bis heute nicht heilbaren Krankheit gilt. Der problemlose Zugang zu Beratung und Therapie verbessert und verlängert das Leben Infizierter zum Teil erheblich. Unser Vertrag ist ein guter Vertrag, weil er dafür sorgt, dass jeder Patient zum richtigen Zeitpunkt die richtige Behandlung bekommt“, unterstrich der KBV-Vorstandsvorsitzende.

Quelle und Kontaktadresse:
Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) Pressestelle Herbert-Lewin-Platz 2, 10623 Berlin Telefon: (030) 4005-0, Telefax: (030) 4005-1093

(sa)

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