Pressemitteilung | Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA)

Optimismus im Maschinen- und Anlagenbau wächst / Branche erwartet Innovationsschub von der Hannover Messe

(Hannover) – „Die technischen und technologischen Zukunftsaussichten für unsere Branche sind hervorragend“, freute sich Diether Klingelnberg, Präsident des VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) am 19. April zu Beginn der Hannover Messe. „Auch die Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung waren in den letzten Monaten durchaus positiv.“ Der Auftragseingang im Maschinen- und Anlagenbau ist in den vergangenen drei Monaten um 15 Prozent gestiegen. „Dieser Anschub ist auch dringend benötigt worden, um unser Umsatzziel von plus zwei Prozent in diesem Jahr zu erreichen“, sagte er in Hannover.

Deutschland führender Hersteller in Europa
Erstmals nannte der VDMA-Präsident Daten zur Branche im erweiterten Europa. Der europäische Maschinen- und Anlagenbau trägt zehn Prozent zur Wertschöpfung der gesamten Industrie bei, was ihn knapp hinter der chemischen Industrie und deutlich vor der Automobilindustrie positioniert. Gut 21.500 Unternehmen beschäftigen 2,3 Millionen Menschen und sind damit der beschäftigungsintensivste Wirtschaftszweig in der Europäischen Union. Der Umsatz lag 2002 bei 365 Milliarden Euro. Mit einem Produktionsanteil von 40 Prozent ist Deutschland das führende Herstellerland, gefolgt von Italien mit 19 Prozent sowie Großbritannien und Frankreich mit jeweils 10 Prozent.

Die Auswirkungen der EU-Erweiterung begleiten die Branche seit Jahren. „Wir haben uns bereits eine starke Position erarbeitet“, sagte Klingelnberg. Der deutsche Export in die Beitrittsländer lag 2003 bei 7,4 Milliarden Euro. Tschechien und Polen liegen inzwischen auf den Plätzen 12 und 13 der Maschinen-Exportstatistik. Wie sehr die Globalisierung voran schreitet, erkenne man an den deutschen Importen aus den EU-Beitrittsländern, die inzwischen bei 4,7 Milliarden Euro liegen, sagte der VDMA-Präsident. Tschechien steht inzwischen auf Platz 5 bei den Importen nach Herkunftsländern. Besonders die Lieferungen von Teilen und Komponenten spielen eine entscheidende Rolle. „Viele Maschinenbauer kaufen vermehrt Teile in Osteuropa ein, um im internationalen Wettbewerb besser gerüstet zu sein“, erklärte Klingelnberg. „Dies ist auch bitter nötig, denn durch die internationale Arbeitsteilung wird die Produktion in Deutschland gesichert.“

Maschinen- und Anlagenbau sucht gut ausgebildete Ingenieure
Ende 2003 arbeiteten rund 140.000 Ingenieure und Informatiker im Maschinen- und Anlagenbau. Trotz der gesunkenen Beschäftigtenzahl im Maschinenbau insgesamt ist die absolute Zahl der Ingenieure gegenüber 2001 um gut 9000 gestiegen, so das Ergebnis der aktuellen VDMA-Ingenieurerhebung (März 2004). Die Ingenieurquote stieg von 14,6 auf 16 Prozent.

„Die Hälfte der Maschinenbauunternehmen erwartet, dass die Zahl der Ingenieure in ihrem Unternehmen bis 2009 weiter zunehmen wird“, so Klingelnberg. Drei Viertel der Unternehmen suchen in den kommenden drei Jahren Maschinenbauingenieure oder Verfahrenstechniker. Fast jedes zweite Unternehmen benötigt einen Ingenieur der Elektrotechnik. Bei 37 Prozent der Befragten handelt es sich um einen Neubedarf, so die VDMA-Ergebnisse. Insbesondere für Positionen in Forschung und Entwicklung und im Vertrieb werden in den kommenden Jahren Ingenieure gesucht.

Innovationsaufwendungen steigen auf 7,5 Milliarden Euro - High-Tec-Masterplan der Bundesregierung bereits „erfüllt“
„Unsere Branche setzt auf Forschung und Innovation“, sagte Klingelnberg zur Eröffnung der bedeutendsten Industriemesse der Welt. „Das ist auch mehr als nötig, denn nur, wer als Erster neue Produkte auf den Markt bringt, erarbeitet sich einen Vorsprung und darf darauf hoffen, dass seine Kunden weiterhin bereit sind, einen im Vergleich mit dem Wettbewerb höheren Preis zu zahlen.“ Schon heute belaufen sich die Aufwendungen der Branche für Forschung und Entwicklung bis zur Marktreife im Durchschnitt auf 2,8 Prozent vom Umsatz. Der Anteil der F+E-Aufwendungen an unserer Wertschöpfung – ein dem Bruttoinlandsprodukt vergleichbares Maß – beträgt 8,1 Prozent. Damit liegt der deutsche Maschinen- und Anlagenbau schon jetzt deutlich über der Marke von zwei Prozent am Brutto-Inlandsprodukt; diese F+E-Quote wird von der Bundesregierung in ihrem High-Tech-Masterplan für die Unternehmerseite angestrebt. 96 Prozent dieser Aufwendungen werden von den Unternehmen aus eigenen Mitteln finanziert.

Klingelnberg forderte von der Bundesregierung, „die bereits entwickelten und bewährten Instrumente zur Unterstützung des industriellen Mittelstandes – zum Beispiel die Industrielle Gemeinschaftsforschung - zu stärken und weiter zu entwickeln.“ Innovationspolitik mache nur dann Sinn, wenn parallel dazu die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass sich die dadurch eröffneten Marktchancen am Ende in Arbeitsplätzen hier in Deutschland niederschlagen.

Banken und Politik entwickeln sich zu Wachstums-Bremsen
„Die Politik ist nach dem hoffnungsvollen Ansatz mit der Agenda 2010 auf im Kern wachstumsfeindliche Beschlüsse eingeschwenkt, der Druck der Betonfraktion der Gewerkschaften und der zugehörigen politischen Nomenklatura wird größer“, kritisierte Klingelnberg. Vorhaben wie der Emissionshandel, die Ausbildungsabgabe oder das Thema Erbschaftssteuer seien ein „Tritt vor das Schienbein der mittelständischen Unternehmen“. Das Thema Flexibilität des Arbeitsmarktes habe die Politik wie eine „heiße Kartoffel fallen gelassen“, obwohl der neu abgeschlossene Metalltarifvertrag nichts an Flexibilität für die Unternehmen gebracht habe. Klingelnberg forderte die Politik auf, das gegebene Versprechen einzulösen, gesetzliche Tariföffnungsklauseln einzuführen, wenn die Tarifvertragsparteien hierbei versagen. Klingelnberg: „Um es mit Konrad Adenauer zu sagen: Die Situation ist da - und zwar eindeutig!“ Doch ohne Flexibilität des Arbeitsmarktes und Vereinbarungen auf betrieblicher Ebene und ohne Mitsprecherechte der starren Tarifvertragsparteien, werde die Abwanderung der Industrie, insbesondere auch der mittelständischen, weitergehen. „Niemand macht sich auf den Weg, weil es ihm zu gut geht.“

Der VDMA-Präsident kritisierte nicht nur die Reformmüdigkeit der Politik, sondern auch die Haltung der Finanzinstitute. Er sehe bei der größten deutschen Bank den klaren Willen, „sich aus dem Geschäft mit der mittelständischen Industrie zu verabschieden.“ Das bedeute, dass beim Thema Finanzierung des Mittelstandes keine “Entwarnung“ gegeben werden könne.

Klingelnberg äußerte die Hoffnung, dass die Wachstums-Bremser mit dem Thema Innovationen zurück gedrängt werden. „Wir haben Chancen – auch an diesem Standort. Aber nur, wenn die Verantwortlichen endlich aus den Puschen kommen und uns die Möglichkeiten geben, diese Chancen auch wahrzunehmen“, betonte der VDMA-Präsident.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) Marlies Schäfer Lyoner Str. 18, 60528 Frankfurt Telefon: 069/66031411, Telefax: 069/66032411

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