Pressemitteilung | Bundesverband Herzkranke Kinder e.V.

"Patienten fallen in Versorgungsloch!" / Herzspezialisten und Elternvertreter üben harte Kritik an lückenhafter Betreuung junger Erwachsener mit angeborenen Herzfehlern

(Aachen) - Die medizinische Versorgung von Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern in Kliniken und Praxen ist gut geregelt - allerdings nur auf dem Papier. "In der Wirklichkeit finden diese Patienten oft weder Ärzte noch Kliniken, die sich mit der sehr anspruchsvollen Betreuung gut genug auskennen", so Prof. Helmut Baumgartner vom EMAH* Zentrum Münster auf der diesjährigen BVHK-Beiratssitzung.

Fatale Langzeitfolgen

Auch die mangelhafte Versorgung in der frühen Kindheit hat oft fatale Langzeitfolgen, darauf wiesen Prof. Elisabeth Utens aus Rotterdam und Prof. Hedwig Hövels-Gürich aus Aachen hin. Prof. Utens: "Fehlende Diagnostik und Frühförderung beeinträchtigt nicht nur das Herz. Sie behindert auch die kognitive, sportliche und soziale Entwicklung. Entwicklungsdefizite entstehen, die die schulische und später die berufliche Laufbahn und das ganze Leben überschatten. Statt diese Defizite durch Frühförderung zu kompensieren und damit den Kindern zu helfen, möglichst normal aufzuwachsen und ihren Platz in der Erwachsenenwelt zu finden, werden sie und ihre Familien vielfach sich selbst überlassen. Damit ist ihr Platz im sozialen Abseits vorprogrammiert. Ein Verlust für die gesamte Gesellschaft."

Mehr Frühförderung und eine bessere medizinische Versorgung durch EMAH-zertifizierte Fachärzte, damit könne man den Menschen mit angeborenen Herzfehlern helfen, ihr Leben zu meistern.

Um mehr Kardiologen für die EMAH-Betreuung zu gewinnen, bedarf es auch einer gesicherten Finanzierung und der besseren Einbindung von Kinderkardiologen in die Versorgung. Darauf wies Dr. Jens Bahlmann, niedergelassener Kinderkardiologe aus Braunschweig hin: "Erwachsenenkardiologen bekommen alle Leistungen von 0-99 Jahren vergütet, ob sie nun zertifiziert sind oder nicht. Kinderkardiologen dürfen i.d.R. nur Patienten bis 18 Jahre abrechnen, unabhängig davon, ob sie ein EMAH-Zertifikat haben oder nicht. Das ist ein Missstand, der so schnell wie möglich behoben werden muss."

*EMAH steht für Erwachsene mit Angeborenen Herzfehlern. EMAH-Patienten sind für Kardiologen, die es normalerweise mit alters -bedingten Herzerkrankungen zu tun haben, eine relativ unbekannte Patientengruppe. Diese Versorgung sollte in EMAH-zertifizierten Praxen und Kliniken stattfinden.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Herzkranke Kinder e.V. Pressestelle Kasinostr. 66, 52066 Aachen Telefon: (0241) 912332, Fax: (0241) 912333

(sy)

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