Pressemitteilung | SPECTARIS. Deutscher Industrieverband für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik e.V.

Patientenversorgung mit Hilfsmitteln verschlechtert / Deutlicher Versorgungsrückgang im Gefolge der Gesundheitsreform hält an / Hilfsmittelindustrie setzt auf verpflichtende Qualitätsstandards statt Billigprodukte

(Düsseldorf/Berlin) - Das seit dem 01. Januar 2004 geltende Gesetz zur Modernisierung im Gesundheitswesen hat die Patientenversorgung mit medizinischen Hilfsmitteln eindeutig verschlechtert. Das erklärte der Branchenverband SPECTARIS anlässlich der bevorstehenden Fachmesse REHACARE (12.-15. Oktober in Düsseldorf). In der Versorgung etwa mit Rollstühlen, Atemtherapiegeräten, Prothesen oder Bandagen sei es zu einem deutlichen Qualitätsverlust zu Lasten der betroffenen Patienten gekommen. Die Hilfsmittelindustrie setzt gegen den Kostendruck im Gesundheitswesen daher eine eigene Offensive zur Qualitätssicherung.

Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für orthopädische Hilfsmittel lagen im Jahr 2004 mit 2,32 Mrd. Euro um 2,8 Prozent unter dem Vorjahreswert. Auch bei den Ausgaben für Hilfsmittel besonderer Art (inklusive Sachleistungen bei Dialyse) war mit 1,41 Mrd. Euro ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen (-2,4 Prozent). Insgesamt lagen die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Hilfsmittel im Jahr 2004 mit einem Wert von 4,54 Mrd. Euro sogar um 16 Prozent unter dem Wert des Jahres 2003. Dies steht im Gegensatz zu einem unverändert hohen Nachfragepotenzial in Deutschland, bedingt durch die demographischen Veränderungen und ein erhöhtes Gesundheitsbewusstsein. Obwohl die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland im Jahr 2004 insgesamt leicht rückläufig war, stieg der Anteil der Menschen mit einem Alter von 65 Jahren und mehr um 3,4 Prozent. Bedenkt man, dass von den etwa 6,6 Millionen Menschen mit gültigem Schwerbehindertenausweis in Deutschland knapp mehr als die Hälfte (51,6 Prozent) auf diese Altersgruppe entfällt, ist nicht nur aktuell von einer steigenden Zahl der Schwerbehinderten auszugehen.

Die rigorose Einsparpolitik der Krankenkassen im Gefolge der Gesundheitsreform führt daher nicht nur zu einem Preisverfall in der Hilfsmittelindustrie bis in den zweistelligen Bereich, sondern geht vor allem zu Lasten der in diesem Bereich besonders schutzbedürftigen Patienten und Anwender. Während viele Hersteller zunehmend auf die Auslandsmärkte ausweichen, sehen sich die Patienten verstärkt mit ausländischen Billigprodukten und Leistungseinschränkungen konfrontiert - trotz erhöhter Zuzahlungen im Gesundheitswesen.

Sabine Mertsch, Hilfsmittelbeauftragte von SPECTARIS: „Um den Umfang und die Qualität der Patientenversorgung und eine Teilhabe der Patienten am medizinischen Fortschritt langfristig zu sichern, muss ein Umdenken in der Gesundheitspolitik erfolgen. Die Transparenz über den Leistungsanspruch, die Förderung der Patientensouveränität und die Möglichkeit zur Eigenvorsorge sind dabei unverzichtbare Eckpunkte. Einsparungen darf es nicht auf Kosten der Qualität geben, vielmehr müssen Potenziale im Gesamtsystem eruiert werden.“

SPECTARIS fordert daher zur Gewährleistung der Patientenversorgung die Einbeziehung von Qualitätskriterien und Dienstleistungen in die zukünftige Struktur der Hilfsmittelversorgung. Mitgliedsunternehmen im Hilfsmittelbereich erarbeiten dementsprechend derzeit ein Gütesiegel, mit dem Hersteller und Dienstleistungserbringer zukünftig auf eigenen Wunsch von einem unabhängigen Prüfungsinstitut nach klar festgelegten Standards auf Qualität geprüft werden. Damit wollen die Firmen die Qualität in der gesamten Versorgungskette bei Hilfsmitteln im Sinne der Patienten sichern. Die Gesundheitspolitik muss auf dem Feld der Hilfsmittelversorgung ihren Beitrag zur Qualitätssicherung erst noch leisten.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien e.V. (SPECTARIS) Markus Saga, Leiter Verbandskommunikation Saarbrücker Str. 38, 10405 Berlin Telefon: 030/414021-0, Telefax: 030/414021-33

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