Pressemitteilung | (SoVD) Sozialverband Deutschland - Landesverband Niedersachsen e.V.

Pflege-Notruftelefon Niedersachsen: Mit über 400 Anrufe seit Januar hoher Beratungsbedarf

(Hannover) - Seit Januar 2002 ist das Pflege-Notruftelefon Niedersachsen unter der landesweiten Servicenummer 0180 2000 872 von Montag bis Donnerstag in der Zeit von 9 bis 16 Uhr und am Freitag von 9 bis 13 Uhr (für 0,06 € pro Anruf) erreichbar. An Wochenenden und Feiertagen ist ein Anrufbeantworter geschaltet.

Das vom Ministerium für Frauen, Arbeit und Soziales geförderte Pflege-Notruftelefon Niedersachsen ist aus dem 1999 in Niedersachsen gestarteten Projekt Notruftelefon des Sozialverbandes Deutschland hervorgegangen.

Das erfahrene und sachkundige Beratungsteam, bestehend aus der Sozialpsychologin und Juristin Meike Janßen und der Sozialpädagogin Heike Kretschmann, hilft allen Ratsuchenden Pflegebedürftigen, Angehörigen und Pflegekräften bei Fragen und Problemen rund um die Pflege. Das ein hoher Bedarf an Beratung und Unterstützung im Pflegebereich besteht, bestätigen die aktuellen Zahlen: ca. 400 Anrufe konnte das Pflege-Notruftelefon in der Zeit von Januar bis Mitte Juni verzeichnen. Hierzu Meike Janßen „Das Pflege-Notruftelefon hat sich als neutrale, unabhängige Anlaufstelle bewährt: etwa 3 bis 10 Anrufe gehen bei uns pro Tag ein. Vor allem Familien-Angehörige nutzen unser Beratungsangebot, wobei hier vor allem Frauen unseren Rat suchen. Dagegen ist bei Anrufen von Betroffenen (Pflegebedürftigen) ein ausgewogenes Verhältnis von männlichen und weiblichen Hilfesuchenden zu beobachten. Zugenommen hat der Beratungsbedarf bei Problemen mit der Pflegeversicherung.“

„Hervorzuheben ist der präventive Charakter des Pflege-Notruftelefons“, betonte die Sozialpsychologin. „Die Möglichkeit, zunächst mit unabhängigen Dritten Probleme und Konflikte besprechen zu können, bedeutet für Anrufer häufig eine Entlastung und hilft, Konflikte nicht eskalieren zu lassen.“

Der geschilderte Fall ist exemplarisch für viele Anrufe, die beim Pflege-Notruftelefon eingehen:

Seit einem Jahr lebt die Mutter im Heim. Sie ist demenzkrank. Weint viel, hat Panikattacken, spricht kaum noch. Ihre Tochter sorgt sich. Was sie in dem Heim beobachtet, lässt sie befürchten, dass ihre Mutter und die anderen alten Menschen dort nicht gut versorgt sind. Die Renovierung des Hauses bringt das Fass schließlich zum Überlaufen: Der alte Teppichboden wird herausgerissen und soll durch einen glatten Fußboden ersetzt werden.
Die Renovierung zieht sich hin, weil nur abends und am Wochenende gearbeitet wird – für die alten Heimbewohner entstehen in dieser Zeit gefährliche Stolper-fallen. Im Speiseraum ist zudem eine Tür ausgehängt, das Zimmer ist eiskalt. Die Tochter wendet sich an das Pflege-Notruftelefon Niedersachsen. Und erzählt dort, was ihr schon länger auf der Seele brennt. Die hygienische Pflege ihrer Mutter sei unzureichend, ein Inkontinenztraining – das die Pflegeplanung vorsieht – finde nicht statt, die Medikamentengabe sei unzuverlässig. Aus den Äußerungen eines Arztes schließt sie zudem, dass die Pflegedokumentation nicht korrekt geführt wird. Sie berichtet, dass sie mit der DAK als Pflegekasse bereits gesprochen habe. Die wollen aber nur tätig werden, wenn sie den Namen der Mutter nennt. Dazu ist die Tochter nicht bereit, sie befürchtet, dass ihre Mutter dann Sanktionen ausgesetzt sein könnte.

Die Leidensgeschichte der alten Dame ist noch nicht zu Ende: Immer wieder holt sich die Tochter in diesen Wochen Rat beim Pflege-Notruftelefon, dessen Betreuerin sich mit dem Verband der Angestellten-Krankenkassen (VdAK), dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherungen (MDK) und der Heimaufsicht in Verbindung setzt. Sie sei nicht informiert worden, als es der Mutter schlechter ging, obwohl sie darum gebeten habe. Sie selbst habe mit ihr in die Notfallambulanz fahren müssen – und zwar ohne die Krankenunterlagen, da im Heim niemand an die weggeschlossenen Unterlagen gekommen sei. Eine Pflegedienstleitung gebe es seit Wochen nicht mehr. Sie bekomme Rechnungen für Vorlagen, die ihre Mutter gar nicht benutze.

Zurzeit liegt die Mutter im Krankenhaus. Dort hat die Tochter von den Ärzten erfahren, dass sie völlig ausgetrocknet sei und wunde Stellen habe – und das, obwohl sie erst kurze Zeit im Bett habe liegen müssen. Die Ärzte empfehlen ihr, ein neues Heim für die Mutter zu suchen. Das alte Heim nimmt derzeit der MDK unter die Lupe. Die Untersuchung läuft noch


Quelle und Kontaktadresse:
Sozialverband Deutschland e.V. (ehemals Reichsbund), LV Niedersachsen Herschelstr. 31 30159 Hannover Telefon: 0511/701480 Telefax: 0511/7014870

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