Pressemitteilung | Milchindustrie-Verband e.V. (MIV)

Qualitäts- und Sicherheitsmanagement der deutschen Milchindustrie ist praktizierter Verbraucherschutz

(Berlin) - Nicht erst seit dem Aufflammen der Diskussion um Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz aufgrund der BSE-Problematik in Deutschland hat die Herstellung qualitativ hochwertiger und sicherer Erzeugnisse in der deutschen Milchindustrie höchste Priorität. Dies unterstrich Dr. Manfred W. Tag, Vorsitzender des Milchindustrie-Verbands e.V. (MIV), Bonn, am 6. März 2001 in Berlin gegenüber der Presse. Die Unternehmen unterhielten bereits seit vielen Jahren ein umfangreiches Qualitätsmanagementsystem, das in den meisten Fällen über die rechtlichen Vorgaben deutlich hinaus gehe. "Da die Milchindustrie aber ein Glied in der gesamten Vermarktungskette ist, wirkt sie im Sinne größtmöglichen Verbraucherschutzes schon seit langem darauf hin, dass ein effizientes Qualitätsmanagement auch auf die vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereiche ausgeweitet wird", so Tag. Die Branche erfülle damit die Forderung von Verbraucherschutzministerin Renate Künast, dass Verbraucher, Landwirtschaft, Futtermittelindustrie, Ernährungsindustrie, Lebensmittelhandel und Politik als "magisches Sechseck" gemeinsam die Verantwortung für sichere Lebensmittel übernehmen müssten. Die Milchindustrie habe Schwachstellen in der Vorstufe, dem Futtermittelsektor, erkannt. Mit dem Ziel eines durchgehenden, lückenlosen Qualitätsmanagements habe der MIV die gemeinsame "Rahmenvereinbarung Futtermittel" zwischen Futtermittelindustrie, Erzeugern und Milchindustrie initiiert. Die Vereinbarung beinhalte u.a. Maßnahmen zum Monitoring von Futtermitteln auf unerwünschte Stoffe wie z.B. auch Aflatoxin M1, Dioxin, PCB, Maßnahmen zur offeneren Kennzeichnung von Futtermitteln sowie zur Rückverfolgbarkeit auf der "Futtermittel- und Erzeugerebene".

Transparenz fördert angemessene Wertschöpfung
Qualitätssicherheit bedeute aber auch, dass auf allen Stufen der Wertschöpfungskette angemessene Preise für Leistungen bzw. Produkte gezahlt würden. Als Gegenleistung erwarte der Verbraucher ein Höchstmaß an Transparenz bei der Milchwirtschaft. "Nie war das Informationsbedürfnis in Sachen Lebensmittel so groß wie heute. Die Menschen wollen genau wissen, was sie im Becher haben. Unser Kennzeichnungsrecht leistet hierzu einen wichtigen Beitrag." Tag verwies auf die seit Januar 2001 in Deutschland vorgeschriebene EU-QUID-Regelung (Quantitative Zutatenkennzeichnung), die der zusätzlichen Information der Verbraucher dienen solle und von den Unternehmen der Milchindustrie vorbildlich umgesetzt werde. Er wertete die damit gesetzlich verankerte quantitative Zutatenbezeichnung als ein wichtiges Informationsinstrument zwischen den Herstellern von Molkereiprodukten und den Verbrauchern: "Wir kennen weltweit kein besseres Kennzeichnungsrecht." Es liege allerdings auf der Hand, dass nicht alle Detailinformationen auf das Etikett z.B. eines Joghurt- oder Quarkbechers gedruckt werden könnten. Die meisten Hersteller böten deshalb darüber hinaus verschiedene Kommunikationswege an, die vom Verbraucher zur weiteren Information genutzt werden könnten. Viele Unternehmen unterhielten gebührenfreie Infotelefone, Online-Services und andere Informationsquellen wie Broschüren z.B. zu ernährungsphysiologischen Aspekten. Insbesondere Journalisten stehe das Milch & Markt Informationsbüro der deutschen Milchindustrie als Pool für unternehmensübergreifende Informationen zur Verfügung. "Information und Aufklärung der Öffentlichkeit wird in der deutschen Milchindustrie groß geschrieben", betonte Tag. Neben der Verbändeebene werde der neuen europäischen Lebensmittelbehörde und dem neu zu gründenden Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit eine zentrale Informationsaufgabe "rund um das Lebensmittel" zukommen.

Forschungsaktivitäten verstärken
Nicht zuletzt aufgrund der aktuellen Diskussion dürfe sich die deutsche Milchindustrie jedoch nicht darauf beschränken, den Status quo zu wahren, sondern müsse alles Notwendige tun, um die Qualität und Sicherheit deutscher Molkereiprodukte weiter zu optimieren. Deshalb müsse unabhängig von der Feststellung, dass Milch und Milcherzeugnisse sicher sind, auch in der Milchbranche der Intensivierung der Forschungsaktivitäten im Zusammenhang mit BSE absolute Priorität eingeräumt werden.

"Wir müssen so schnell wie möglich genaue Kenntnis der Übertragungswege von BSE haben. Wir brauchen vor allem den Test am lebenden Tier", sagte Tag. Der MIV beteilige sich seit Beginn der BSE-Krise aktiv an der wissenschaftlichen Diskussion. Internationale Forschungsergebnisse würden geprüft und ausgewertet. Aber auch auf nationaler Ebene würden derzeit unter Einbindung der TU München-Weihenstephan, der Bundesanstalt für Milchforschung, Kiel, des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft und des Milchindustrie-Verbandes verschiedene Forschungsansätze diskutiert.

Markt- und agrarpolitische Neuordnung stellt Milchindustrie vor neue Herausforderungen

Bezüglich der agrarpolitischen Neuordnung markierte der MIV-Vorsitzende einige Eckpunkte:

- Die Verhandlungen mit den EU-Beitrittsländern befänden sich zurzeit in der heißen Phase der Vertragsentwürfe.
- Die Beratungen zur Weiterentwicklung der gemeinsamen Agrarpolitik beginnen.
- Die weltweite Nachfrage nach Molkereiprodukten steige, auch bedingt durch die erhöhte Kaufkraft in vielen - leider nicht allen - entwicklungsfähigen Märkten.
- Gleichzeitig steige der Einfuhrdruck ausländischer Anbieter auf den deutschen Markt.

Der Beitritt der mittel- und osteuropäischen Länder stehe bevor. Derzeit werde in Brüssel und Osteuropa über die Rahmenbedingungen hart verhandelt. Gemeinsamer Nenner sei als absolute Prämisse die Wahrung der hohen Standards deutscher Molkereierzeugnisse. Diese müssten auch europaweit mit gleicher Intensität gelten. "Wir können nicht akzeptieren, dass den neuen EU-Mitgliedstaaten Übergangszeiträume von fünf bis zehn Jahren eingeräumt werden. Eine solche Hygienegrenze führt zu Wettbewerbsverzerrungen. Außerdem droht europäischen Milcherzeugnissen der Verlust ihres gutes Images am Weltmarkt", warnte Tag. Des weiteren würden in diesen Monaten die Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Milchwirtschaften der Beitrittsländer gesetzt. In der Vorphase der EU-Ausweitung würden immer mehr Zugeständnisse an die zukünftigen Mitglieder im Hinblick auf die Ein- und Ausfuhr von Milcherzeugnissen gemacht, um die Erweiterung so reibungslos wie möglich zu gestalten. Ein Großteil dieser Mengenzugeständnisse finde ihren Absatz in Deutschland. Die deutsche Milchindustrie beteilige sich aktiv am Geschehen und stehe den EU-Behörden beratend zur Seite.

Dies gelte auch für die sich aus der Neuorientierung der gemeinsamen Agrarpolitik ergebenden Herausforderungen. Es werde ein kompatibles System gefordert, das sowohl den Anforderungen des Beitritts als auch denen der neuen Welthandelsrunde - WTO II - standhalte.

Vor dem Hintergrund des Erhalts der Wettbewerbsfähigkeit begrüße der MIV auch die Absage von Ministerin Künast gegenüber dem Plan von EU-Kommissar Fischler, künftig nur noch Prämien für maximal 90 Rinder zu gewähren. Damit würden vor allem Betriebe in den neuen Bundesländern benachteiligt, obwohl gerade deren Strukturen oftmals auch den Grundsätzen der ökologischen Anbauverbände gerecht würden. Die deutsche Milchindustrie plädiere dafür, die Produktion nicht künstlich zu verteuern, sondern immer auch - entsprechend den Vorgaben der Agenda 2000 und der anstehenden WTO II-Verhandlungen - die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt im Auge zu behalten.

Überlegungen aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium zur Reduzierung der Rinderproduktion durch eine Aussetzung der im Rahmen der Beschlüsse zur Agenda 2000 vereinbarten Erhöhung der Milch-Garantiemengen um 1,5 Prozent ab 2005 weise die Milchindustrie angesichts prosperierender Märkte für Milcherzeugnisse zurück. Sie begrüße allerdings angesichts sich rapide wandelnder Rahmenbedingungen die Absicht von Agrarkommissar Fischler, die für 2003 vorgesehene "Halbzeitbilanz" der Agenda 2000 auf Mitte nächsten Jahres vorzuziehen. Dabei müsse es vor allem darum gehen, ob und wann ein Auslaufen der Quotenregelung in den Mitgliedstaaten realisierbar sei und ob die eingeleiteten Reformen ausreichten, um die Herausforderungen der Osterweiterung zu meistern.

Bezüglich des Marktes für Milch und Milcherzeugnisse stelle der MIV - ähnlich wie das amerikanische Landwirtschaftsministerium - sowohl eine erhöhte Weltmarktnachfrage als auch eine verbesserte Kaufkraft fest. "Das agrarpolitische Instrumentarium der EU muss darauf abgestimmt sein. Die deutsche Milchindustrie ebenso wie die Landwirtschaft müssen am Wachstum der Märkte partizipieren können", unterstrich Tag.

Die Liberalisierung der Märkte führe jedoch auch zu erhöhten Einfuhrmengen in Deutschland. Die Marktöffnung im Zuge der ersten Welthandelsrunde - WTO I - sei bereits deutlich spürbar. Somit profitierten auch Drittländer vom Nachfragewachstum in Deutschland und Europa. Erfreulicherweise sei jedoch festzustellen, dass das Wachstum der Nachfrage größer sei als die zusätzlich zu vermarktenden Importmengen.

Quelle und Kontaktadresse:
Milchindustrie-Verband e.V. (MIV) Winfried Meier Adenauerallee 148 53113 Bonn Telefon: 0228/9596931 Telefax: 0228/371535 Milch & Markt Informationsbüro der deutschen Milchindustrie Kerstin Krohn Willy-Brandt-Allee 20 53113 Bonn Telefon: 0228/ 7227-50 Telefax: 0228/ 7227-10

NEWS TEILEN: