Pressemitteilung | Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.V. (ZDB)

„Recycling-Baustoffe sind kein Abfall!“ / 3. Berlin-Brandenburgischer Baustoff-Recycling-Tag 2004 fordert Neubestimmung des Abfallbegriffs

(Berlin) - Unter dem Motto „Vom Abfall zum Produkt – Sekundärrohstoffe im Zeichen des Verbraucherschutzes“ fand am 04. November 2004 der traditionelle, nunmehr schon 3. Berlin-Brandenburgische Baustoff-Recycling-Tag in Potsdam statt. Das Thema knüpft an die Aufforderung von Bundesbau- und Verkehrsminister, Dr. Manfred Stolpe, auf dem Bundeskongress der Baustoff-Recycling-Branche vom Juni diesen Jahres an, „die unsinnigerweise als Abfall eingestuften“ RC-Baustoffe zukünftig als Produkte zu behandeln.

Organisiert von der Bundesvereinigung Recycling-Baustoffe e. V., der Entsorgergemeinschaft Bau Berlin-Brandenburg e. V. und der IHK Potsdam, trafen sich mehr als 100 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Behörden auf dieser nun schon traditionellen Fachveranstaltung, um Positionen zu bestimmen und Visionen vorzustellen.

„Wir können dabei in der Region auf einem soliden Fundament aufbauen“, betonte RA Axel Wunschel, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Berlin-Brandenburg e.V., in seinen einleitenden Worten.

Mit 211 Anlagen, die jährlich rd. 7,2 Mio. t Bauabfälle, wie Bauschutt, Straßenaufbruch, Bodenaushub, Bau- und Abbruchholz, verwerten und daraus z. T. hochwertige RC-Produkte herstellen, liege die Region Berlin-Brandenburg an dritter Stelle im Bundesmaßstab. Schon allein dies sei sicherlich ein Indiz dafür, dass das Prinzip der Kreislaufwirtschaft in der Bauwirtschaft ernst genommen werde. „Gerade in unserer Region, wo es entsprechende Naturvorkommen, wie z. B. Steinbrüche, kaum gibt und deshalb Primärbaustoffe über weite Wege herangefahren werden müssen, wird so die Einheit von Ökologie und Ökonomie besonders augenfällig“, so Wunschel in seinem Eingangsstatement.

Reinhold Dellmann, Staatssekretär im Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung bezog ebenfalls einen klaren Standpunkt: „Auch ich bin dafür, regelkonform recycelte Baustoffe nicht als Abfall, sondern als Produkt zu betrachten und werde mich daher für eine entsprechende bundeseinheitliche Regelung einsetzen.“ Heute werden fast 70 Prozent aller Baustoffe wieder verwendet, besonders im Straßenbau. Das macht Sinn, denn es schont natürlich Ressourcen und spart Kosten. „Wir haben in Brandenburg frühzeitig eine technische Richtlinie für die Wiederverwendung von Baustoffen im Straßenverkehr entwickelt. Diese wird seit Jahren erfolgreich und im Einvernehmen mit dem Umweltressort angewendet.“

In den Fachvorträgen wurde anschließend herausgearbeitet, dass für das Land Brandenburg mit den Brandenburgischen Technischen Richtlinien für die Wiederverwertung von Baustoffen im Straßenbau (BTR RC-StB) bereits ein einheitliches Regelwerk für alle im Straßenbau eingesetzten RC-Baustoffe existiert. Dieses enthält neben physikalisch-technischen und umweltrelevanten Parametern auch Vorgaben für eine Qualitätskontrolle, beginnend bei der Annahme der „Bauabfälle“ über eine behördliche Eignungsbeurteilung bis hin zur Auslieferung der „Sekundärbaustoffe“. „Brandenburg“, so ein Referent , „kann und muß die Chance nutzen, in dieser Technischen Richtlinie RC-Baustoffe als Produkt zu definieren“.

Die Sicherung hoher Qualitätsstandards und damit zugleich des entsprechenden Verbraucherschutzes erfordere nicht nur anspruchsvolle technische Vorgaben, sondern auch optimale Organisation, Sachkenntnis und Überwachung der Hersteller von Produkten, erst recht, wenn diese aus Bau-Abfällen gewonnen werden. Auch hier brauche sich die Region nicht zu verstecken, denn die bereits seit 10 Jahren bestehende Entsorgergemeinschaft Bau, welche über 50 von ihr zertifizierte Entsorgungsfachbetriebe vertritt, gehöre zu den erfahrensten und größten Organisationen dieser Art auf Bundesebene. Neben rechtlichen und technischen Aspekten der Beauftragung von Entsorgungsfachbetrieben wurden dazu auf der Potsdamer Veranstaltung auch die positiven Erfahrungen des Landes Berlin im Rahmen öffentlicher Vergaben von Entsorgungsleistungen vorgestellt.

Schließlich erhielten die Teilnehmer der Veranstaltung einen Überblick über aktuelle Richtlinien, die sich gegenwärtig im Notifizierungsverfahren bei der EU befinden und in Kürze bundesweit eingeführt werden sollen.

In seinen Schlussworten konnte Dipl.-Ing. Peter Teßmer, Vorstandsvorsitzender der ESG Bau resümieren, dass der 3. Baustoff-Recycling-Tag sich als Plattform sowohl für einen Austausch von Informationen und Meinungen als auch für die Bestimmung von Zielen und Aufgaben für die Beteiligten etabliert habe.

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) Kronenstr. 55-58, 10117 Berlin Telefon: 030/203140, Telefax: 030/20314419

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