Pressemitteilung | Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd e.V. (BWV-RLP)

Schindler: 120 qualifizierte Dauerarbeitsstellen in der Landwirtschaft / Tendenz steigend

(Mainz) - „Wir haben mittlerweile 120 offene qualifizierte Dauerarbeitsstellen in der Landwirtschaft und dem Weinbau in Rheinhessen und der Pfalz – Tendenz steigend. Intensive Rekrutierungsmaßnahmen durch Umschulungen von Erwerbslosen in den vergangenen vier Jahren konnten das Problem nicht beheben. Deshalb benötigen wir dringend neue Jobkonzepte sowie Unterstützung, um diese ins Rollen zu bringen“, erklärt Norbert Schindler, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd anlässlich der heutigen Pressekonferenz zur bundesweiten Fachtagung ‚Arbeitsplatz Landwirtschaft’ in Grünstadt-Asselheim.

Jahrzehntelange Kontaktpflege bzw. Beratung landwirtschaftlicher Betriebsleiter, vier Jahre Modellprojekt „Arbeitsplatz Landwirtschaft“ und die Ergebnisse einer großen Modellfeldstudie zum Thema Arbeit und Arbeitszeitmanagement in der Landwirtschaft hätten zu folgenden Schlüssen des BWV zur Arbeitskraftsituation in der Landwirtschaft geführt: Der Bedarf an fremden Arbeitskräften steigt stetig aufgrund der Tendenz zu immer größeren oder arbeitsintensiveren Betrieben durch den Strukturwandel beziehungsweise den Einkommensdruck in der Landwirtschaft. Außerdem seien nicht genügend Nachwuchskräfte vorhanden. Der Versuch, Quereinsteiger mit intensiven Umschulungsmöglichkeiten und –unterstützungen aus dem Pool der Erwerbslosen für die landwirtschaftlichen Tätigkeiten zu gewinnen, sei nur in wenig Fällen erfolgreich gelungen.

Trotz steigender Arbeitslosenzahlen sei die Zahl der Teilnehmer an den Trainings- und Qualifizierungsmaßnahmen des Modellprojektes „Arbeitsplatz Landwirtschaft“ rückläufig gewesen, so Schindler. Die Ergebnisse einer breit angelegten Modellfeldstudie mit knapp 600 Betrieben hätten gezeigt, dass 82 Prozent der befragten Betriebe mittlerweile Fremdarbeitskräfte beschäftigten. 19 Prozent der Betriebe beschäftigen sogar Vollzeitkräfte, 13 Prozent Teilzeitkräfte und 8 Prozent Azubis. Innerhalb der Fremdarbeitskräfte seien 85 Prozent Saisonarbeitskräfte, die insbesondere in den Gemüsebaubetrieben beschäftigt seien und 15 Prozent Voll-, Teil-, Aushilfskräfte bzw. Azubis, welche vor allem in den Weinbaubetrieben beschäftigt seien, erläutert der BWV-Präsident die Modellfeldstudie.

Knapp vierzig Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe planten eine Vergrößerung, über 30 Prozent eine stärkere Spezialisierung.



Beide Maßnahmen hingen mit einem künftig noch höherem Arbeitskräftebedarf in unseren Betrieben zusammen. In Weinbaubetrieben werde mit einem mittelfristigen Mehrbedarf an Vollzeitkräften von rund 30 Prozent bzw. bei den Gemüsebaubetrieben von rund 25 Prozent gerechnet.

„Die Lücke zwischen immer höheren Arbeitslosenzahlen und immer mehr nicht zu besetzenden Stellen in der Landwirtschaft wird immer größer. Das zeigt, dass das Angebot und die Nachfrage nach Arbeitskräften nicht mehr übereinstimmen. Neue Arbeitsplätze erfordern andere Ausbildungs- und Berufsinhalte“, fordert Präsident Schindler.

Die wachsende Nachfrage nach qualifizierten und spezialisierten Fachkräften im Maschinen, Büro-, Organisations- und Logistikbereich der Betriebe sowie nach Hilfskräften in der pflanzlichen und tierischen Produktion stelle neue Anforderungen an den landwirtschaftlichen Arbeitsmarkt und biete enorme Chancen für den allgemeinen Arbeitsmarkt. Die Ausbildungsinhalte benötigten umgehend eine Reform bzw. Spezialisierung. So könnten die teilweise bestehenden beidseitigen Hemmschwellen wie die witterungsbedingt erforderliche Arbeitszeitflexibilität, die Frage nach dem ökonomischen Optimum zwischen Personalkosten und Arbeitnehmereinkommen sowie die speziellen Fähigkeiten und Anforderungen eines Mitarbeiters abgebaut werden. Eine Aktualisierung bzw. Spezialisierung der Ausbildungsberufe könne auch wieder neue Anreize für das Ergreifen der Grünen Berufe durch Jugendliche schaffen.

Außerdem benötige die Landwirtschaft aber auch neue Arbeitsmodelle wie die Arbeitskraftsharingmodelle bzw. Jobrotationmodelle über mehrere Betriebe hinweg. Um diese notwendigen Richtungsänderungen in die Wege zu leiten, fordert Schindler staatliche strukturelle Unterstützung. Dabei denke er an ein Versuchsprojekt zum Thema Betriebskooperation beim Arbeitskräftesharing oder an Pilotprojekte wie der Modellversuch ‚Homepower’ des Mainzer Arbeitsministeriums, um Zeit- bzw. Leiharbeitskräfte in landwirtschaftliche Betriebe zu integrieren.

„Die aufgezeigten Fakten zeigen, wie wichtig der Faktor Arbeit in unseren Betrieben ist und künftig – im Gegensatz zu manch anderen produzierenden Branchen – stark an Bedeutung gewinnen wird. Unternehmertum ist die Kunst, sich zu kratzen, bevor es juckt – und gestochen worden sind wir bereits“, erklärt Schindler.

Quelle und Kontaktadresse:
Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd e.V. An der Brunnenstube 33-35 55120 Mainz Telefon: 06131/62050 Telefax: 06131/620544

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