Pressemitteilung | ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft

TNT-Post will Briefmarkt auf dem Rücken von Kindern erobern

(Berlin) - Als „handfesten Skandal“ bezeichnete der stellvertretende Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), Rolf Büttner, die Strategie des Postdienstanbieters TNT, Kinder für den Aufbau eines bundesweiten Zustellnetzes anzuheuern: „Kein seriöser Anbieter wird mit einem Taschengeld für Kinder konkurrieren können. Die Minderjährigen sollen zunächst nur Kataloge und Prospekte verteilen. Aber langfristig ist das ein Versuch, sich über Billigstlöhne große Marktanteile im Briefmarkt zu sichern“, stellte Büttner fest. Diese Strategie treibe die Praxis einzelner Postdienstanbieter auf die Spitze, mit immer prekäreren Arbeitsverhältnissen den Postmarkt zu erobern.

Nach dem Postgesetz sollen nur Firmen eine Lizenz erhalten, die die im lizenzierten Bereich üblichen Arbeitsbedingungen nicht wesentlich unterschreiten. Damit habe der Gesetzgeber sicherstellen wollen, dass Wettbewerb über Qualität und nicht über Lohn- und Sozialdumping geführt werde. Diesem Grundsatz komme die Bundesnetzagentur nicht ansatzweise nach, sagte das ver.di-Bundesvorstandsmitglied.

Büttner kritisierte die Folgen der Lizenzvergabe durch die Bundesnetzagentur: Firmen, die sozialversicherungspflichtige Vollzeitarbeitsplätze anböten, würden aus dem Markt gedrängt oder bauten ihre Zustellorganisationen auf Armutslöhnen auf. Auch müsse Schluss sein mit der „Lebenslüge“ der Briefbranche, die Liberalisierung des Postmarkts hätte Arbeitsplätze geschaffen, sagte Büttner, der entsprechende Berechnungen von Lobbyvereinigungen zurückwies: Tatsache sei, das seit 1999 per Saldo 14.000 Arbeitsplätze vernichtet worden seien. Sozialversicherungspflichtige Vollzeitstellen seien durch Armutsjobs ersetzt worden. „Wenn künftig Kinderarbeit noch als beschäftigungspolitischer Erfolg verkauft wird, sind wir im Frühkapitalismus angekommen“, sagte Büttner. Als Voraussetzung für einen fairen Wettbewerb in einem deregulierten Markt sei deshalb die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns von 7,50 Euro pro Stunde erforderlich.

Quelle und Kontaktadresse:
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft e.V., Bundesvorstand Harald Reutter, Pressesprecher Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin Telefon: (030) 69560, Telefax: (030) 69563956

(bl)

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