Pressemitteilung | Hans-Böckler-Stiftung

Tarifliche Grundvergütungen 2003: Ein Plus von 2,5 Prozent / Tarifniveau Ost/West bei 93,4 Prozent / Geringer Anstieg der Effektiveinkommen

(Düsseldorf) - Die tarifliche Abschlussrate für das Jahr 2003 betrug im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt 2,0 Prozent. Berücksichtigt man zusätzlich auch die höheren, bereits im Vorjahr für 2003 vereinbarten Tarifanhebungen, dann ergibt sich eine jahresbezogene Tarifsteigerung der tariflichen Grundlöhne und -gehälter für 2003 gegenüber dem Vorjahr von durchschnittlich 2,5 Prozent. Diese Erhöhung fiel in den neuen Ländern mit 3,0 Prozent höher aus als in den alten Ländern mit 2,4 Prozent. Damit ist es der gewerkschaftlichen Tarifpolitik 2003 wie bereits im Vorjahr gelungen, über den Ausgleich der Steigerung der Lebenshaltungskosten von 1,1 Prozent hinaus auch eine deutliche reale Steigerung der Tarifeinkommen sicherzustellen. Der kurzfristig kostenneutrale Verteilungsspielraum von rund 2,0 Prozent (Arbeitsproduktivität + 0,9 Prozent, Preise + 1,1 Prozent) wurde mehr als ausgeschöpft. Gemessen an der trendmäßigen Entwicklung dieser Größe von 3 Prozent (Arbeitsproduktivität und Preise jeweils + 1,5 Prozent) liegen die Tarifsteigerungen etwas unterhalb dessen, was verteilungspolitisch kostenneutral möglich gewesen wäre. Allerdings: Aufgrund der starken negativen Lohndrift sind jedoch die effektiven Bruttoeinkommen je Arbeitnehmer im vergangenen Jahr lediglich um 1,2 Prozent gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Bilanz der Tarifpolitik des Jahres 2003, die das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans-Böckler-Stiftung (WSI) am Montag (02. Februar) in Berlin vorlegte.

Insgesamt schlossen die DGB-Gewerkschaften in Deutschland im vergangenen Jahr Lohn- und Gehaltstarifverträge für rund 8,9 Mio. Beschäftigte ab, darunter 7,7 Mio. in den alten und 1,2 Mio. in den neuen Bundesländern. Für rund 82 Prozent dieser Beschäftigten gab es Tarifabschlüsse mit verzögerter Anpassung der Lohn- und Gehaltserhöhungen. Als Ausgleich vereinbarten die Gewerkschaften für rund 49 Prozent der davon betroffenen Beschäftigten Pauschalzahlungen, die durchschnittlich 35 Euro (West: 33 Euro, Ost: 48 Euro) im Monat betrugen. Die Laufzeit der Verträge beläuft sich durchschnittlich auf 20,5 Monate (2002: 18,3). Für weitere fast 9 Mio. Beschäftigte traten Erhöhungen in Kraft, die bereits 2002 oder früher vereinbart wurden.

Am höchsten fiel die jahresbezogene Tarifsteigerung, auf ganz Deutschland bezogen, mit 3,0 Prozent in den Bereichen Gebietskörperschaften, Sozialversicherung sowie im Baugewerbe aus, gefolgt vom Nahrungs- und Genussmittelgewerbe (2,7 Prozent), dem Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung (2,6 Prozent) und den Bereichen Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe sowie Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft (beide 2,5 Prozent). Dann schließt sich das Investitionsgütergewerbe (2,4 Prozent) und das Verbrauchsgütergewerbe (2,3 Prozent) an sowie die Bereiche Energie- und Wasserversorgung, Bergbau (2,2 Prozent), Handel sowie private Dienstleistungen, Organisationen ohne Erwerbszweck (ebenfalls 2,2 Prozent). Das Schlusslicht bilden Kreditinstitute und Versicherungen (2,1 Prozent).

In den neuen Bundesländern hat sich das Tarifniveau im Vergleich zum Westen gegenüber dem Vorjahr um gut einen halben Prozentpunkt erhöht. Das Tarifniveau Ost/West betrug Ende 2003 bezogen auf die tariflichen Grundvergütungen 93,4 Prozent gegenüber 92,8 Prozent zum Ende des Vorjahres.

Quelle und Kontaktadresse:
Hans-Böckler-Stiftung Margitta Reicharz, Pressestelle Hans-Böckler-Str. 39, 40476 Düsseldorf Telefon: 0211/7778148, Telefax: 0211/7778225

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