Pressemitteilung | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

Textil- und Bekleidungsindustrie sind kein Opfer der Globalisierung

(Köln) - Entgegen weit verbreiteten Vermutungen sind die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie nicht in erster Linie auf die Globalisierung zurückzuführen. Vom Einbruch der deutschen Textilproduktion um 26 Prozent in den neunziger Jahren gingen vielmehr 20 Prozentpunkte auf das Konto der schwächeren Nachfrage im Inland und nur 6 Punkte auf das der außenwirtschaftlichen Verflechtungen. Deren Einfluss ist zudem im Laufe der vergangenen Jahrzehnte nicht stärker geworden: In den siebziger Jahren hatte die Globalisierung das Wachstum der Textilerzeugung noch um 11 Prozentpunkte abgeschwächt. Auch in der Bekleidungsbranche braucht die intensivere weltwirtschaftliche Arbeitsteilung nicht das Büßergewand anzulegen. Zum Produktionsrückgang in Deutschland von 31 Prozent zwischen 1990 und 2000 steuerte der Importüberschuss lediglich 11 Prozentpunkte bei, für die übrigen 20 Punkte war dagegen die geringere Konsumfreude der Verbraucher verantwortlich.

Dabei machte vor allem die 1993er Wirtschaftskrise den Mode- Anbietern schwer zu schaffen. Der Grund: Da die Bundesbürger aufgrund des recht hohen Einkommensniveaus schon lange gut mit Bekleidung ausgestattet sind, fällt in schwierigeren Zeiten ein spontaner Hemden- oder Hosenkauf als erstes weg. Und in Aufschwungphasen geben die Deutschen zusätzlich verfügbares Geld inzwischen eher für Freizeit, Reisen und Kultur aus. Folglich entfielen 1998 kaum 6 Prozent der Konsumausgaben in Westdeutschland auf Textilien und Bekleidung - 1960 waren es noch knapp 12 Prozent. Zum Produktionsminus im Textil- und Bekleidungsgewerbe in den neunziger Jahren beigetragen haben aber auch die gestiegene Steuer- und Abgabenlast sowie die wenig zurückhaltenden Tarifabschlüsse.

Michael Grömling, Jürgen Matthes: Globalisierung und Strukturwandel der deutschen Textilindustrie, IW-Analysen Nr. 1, gefördert von der informedia-Stiftung - Gemeinnützige Stiftung für Gesellschaftswissenschaften und Publizistik Köln, Köln 2003, 108 Seiten, 12,90 Euro brutto. Bestellungen über Fax: 0221/4981-445 oder via E-Mail: div@iwkoeln.de

Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Gustav-Heinemann-Ufer 84-88, 50968 Köln Telefon: 0221/49811, Telefax: 0221/4981592

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