Pressemitteilung | Bayerischer Philologenverband (bpv)

Trotz Platz 1 im Ländervergleich: Philologenverband fordert mehr / Deutschunterricht für Bayerns Grundschüler!

(München) - Mehr Deutschunterricht für Bayerns Grundschüler fordert der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbandes (bpv) Max Schmidt. Er reagierte damit auf die heute in Berlin vorgelegten Ergebnisse des Vergleichs der Bundesländer zum Erreichen der Bildungsstandards durch Viertklässler in Deutsch und Mathematik.

Das - einmal mehr - sehr gute Abschneiden bayerischer Grundschüler ist Ergebnis einer Politik, die die Leistungs- und Anstrengungsbereitschaft von Kindern fördert und durch die gute Arbeit der Lehrkräfte im Freistaat unterstützt wird. Das darf nach Schmidts Überzeugung aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass gerade die Förderung im Deutschen sich für Lehrkräfte dieser Schulart auch beim Tabellenersten Bayern zu einer stetig größer werdenden Herausforderung entwickelt. Dass die Bedeutung des Deutsch- unterrichts gerade in der Grundschule kaum hoch genug eingeschätzt werden kann, lässt sich bereits mit wenigen Zahlen verdeutlichen: Nach den heute vorgestellten Untersuchungsergebnissen haben Jungs gegenüber Mädchen im Lesen und Schreiben ein Defizit von rund einem halben Jahr. Laut PISA-Studie verfügen immer noch zu viele - fast 20 Prozent - der 15-Jährigen in Deutschland über unzureichende Kenntnisse im Lesen und Schreiben. Fast zwei Drittel aller 4- bis 11-Jährigen wird nach eigener Angabe weder im Elternhaus, noch im Kindergarten und auch nicht in der Grundschule vorgelesen. Fast jeder fünfte Schüler in Deutschland hat ausländische Wurzeln, in manchen Großstädten wie z.B. Augsburg hat inzwischen sogar jedes zweite Neugeborene Eltern mit Migrationshintergrund. "Für ein Fortkommen in Schule und Beruf wie auch für eine gelingende persönliche Lebensführung ist die sichere Beherrschung des Deutschen unverzichtbar. Bayern trägt dem auch z.B. mit verschiedenen schulischen und außerschulischen Programmen zur Leseförderung Rechnung. Förderprogramme sind gut; es braucht aber auch Zeit, sie umzusetzen."

Bayerns Konkurrenten Baden-Württemberg und Sachsen mit mehr Deutschunterricht - Lehrer und Forscher zweifeln am Grundschulenglisch

Und genau hier hakt es nach dem Empfinden vieler Grundschullehrkräfte: Während Bayerns Konkurrenten Baden-Württemberg und Sachsen ihren Schülern in den Jahrgangsstufen 3 und 4 je 7 Wochenstunden Deutschunterricht zugestehen, um ein sicheres Fundament im Lesen und Schreiben entwickeln zu können, sind es in Bayern nur noch je 6. - ´Nur noch` deswegen, weil auch der Freistaat seinen Grundschülern schon einmal mehr Unterricht in der Verkehrssprache zugestanden hatte. Doch der wurde zugunsten der Einführung des Grundschulenglisch gekürzt - eine Entscheidung, die von vielen Lehrkräften immer kritischer beurteilt wird: So machen Lehrer am Gymnasien regelmäßig die Erfahrung, dass die Vorkenntnisse, die Schüler im Englischen aus der Grundschule mitbringen, höchst unterschiedlich und spätestens in sechs bis acht Wochen ein- bzw. überholt sind, während sie ihre Defizite im Deutschen dagegen noch jahrelang mit sich herumschleppen. Für den bpv-Vorsitzenden Schmidt ist dies nicht nur ein Zeichen für die Notwendigkeit, dem Deutschunterricht in der bayerischen Stundentafel wieder aufzuwerten; für ihn stellt sich auch die Grundsatzfrage nach der Berechtigung des Grundschulenglisch - dies umso eindringlicher, da er zulasten des Deutschunterrichts geht.
Schmidt verwies in diesem Zusammenhang auf Studien und Stellungnahmen von Dr. Böttger, Prof. Dr. Pienemann und Prof. Dr. Stern. Sie kommen übereinstimmend zu dem Schluss, dass die überstürzte Einführung des spielerischen Fremdsprachenlernens an den Grundschulen ein Fehlschlag war.

Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer Philologenverband Wolfram Janke, Pressesprecher Arnulfstr. 297, 80639 München Telefon: (089) 7461630, Telefax: (089) 7211073

(aj)

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