Pressemitteilung | DWA - Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.

UN-Studie zur Wasserqualität fehlerhaft / Deutsche Wasserwirtschaftler sehen sich in ihrer Kritik bestätigt

(Hennef) - Die Kritik am Anfang März 2003 veröffentlichten Wasserentwicklungsbericht der Vereinten Nationen "Wasser für Menschen, Wasser für Leben" war berechtigt. Die Studie ist nicht fachgerecht erstellt worden. Bei korrekter Auswertung aller verfügbaren Daten hätte Deutschland mindestens auf einen Platz zwischen 11 und 14 im Weltranking kommen müssen. Dieses Fazit zieht die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (ATV-DVWK) aus dem Gespräch im Bundesumweltministerium am 17. Dezember 2003, an dem Vertreter von Bund, Ländern, Wasserwirtschaft, Verbänden und der UNESCO über die Grundlage und Aufbereitung der Daten diskutierten.

Deutschland war beim Vergleich der Wasserqualität in 122 Ländern durch die UNESCO nur auf Platz 57 gekommen, wobei nur 43 Länder Qualitätsdaten zur Verfügung gestellt hatten. Diese Einstufung eines Landes, dessen Gewässer überwiegend Güteklasse II und besser aufweisen und in dem nach den neuesten Daten des Statistischen Bundesamtes (Stand 31. Dezember 2001) 95 Prozent der Einwohner an die öffentliche Kanalisation angeschlossen sind, schien nicht akzeptabel. Diese Einschätzung wird auch durch die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage von Bundestagsabgeordneten der FDP gestützt (Bundestags-Drucksache 15/1952 vom 7. November 2003). Bei Anwendung der richtigen Qualitätsparameter müsste Deutschland unter den ersten fünf Nationen sein.

Datengrundlage unvollständig - Werte wurden geschätzt

Vor allem bemängeln die deutschen Wasserwirtschaftler die unvollständige und wenig durchsichtige Datengrundlage. Der Bericht beansprucht zwar, "die Entwicklung einer Zusammenstellung von Indikatoren für den Wassersektor" zu liefern, stützt sich aber in erster Linie auf einen allgemeinen "Environmental Sustainability Index" (ESI), in dem die Wasserqualität nur ein Indikator unter etwa 20 anderen ist. Als Datengrundlage dienen Zahlen aus einem "Global Environmental Monitoring System" (GEMS) von 1994 bis 1996 und aus dem im Jahr 2001 erschienen Buch "The Wellbeing of Nations" von Robert Prescott-Allen. Fehlende Daten wurden geschätzt.

Zur Beurteilung der Wasserqualität werden in dem UNO-Bericht vier Parameter herangezogen: die Konzentration an gelöstem Sauerstoff in Gewässern, die elektrische Leitfähigkeit (als Hinweis auf den Salzgehalt), der Gehalt an abfiltrierbaren Stoffen und die Phosphorkonzentration. Bei der Wasserqualität war die Datenlage besonders schlecht: Von 142 Ländern hatten 101 keine Werte für abfiltrierbare Stoffe, 100 keine für elektrische Leitfähigkeit, 94 keine für Phosphor und 90 keine für gelösten Sauerstoff. Dies reicht nach Überzeugung der deutschen Fachleute nicht aus als Basis für einen Ländervergleich.

Datenauswertung zweifelhaft

Zur Durchführung des weltweiten Rankings wurden im Fall von Deutschland zum Teil ungeeignete Parameter der Gewässergüte-Messstellen der Bundesländer für ganz Deutschland gemittelt. Die Mittelung verschiedener Gewässer über das Gebiet eines ganzen Staats hinweg halten die Fachleute für wissenschaftlich völlig unzulässig und nicht aussagekräftig. Diese Vorgehensweise steht im Übrigen in krassem Widerspruch zur EG-Wasserrahmenrichtlinie. Ein Gebirgsbach etwa unterscheidet sich grundsätzlich stark von einem als Bundeswasserstraße genutzten großen Fluss. So darf der hohe Salzgehalt der Weser nicht für Deutschland zur Aussage führen, dass alle Gewässer bei uns einen hohen Salzgehalt aufweisen.

Die Experten bemängeln auch, dass kein Vergleich mit "Normzuständen" erfolgt, die je nach den ökologischen und geologischen Rahmenbedingungen schon von Natur aus sehr unterschiedlich sein können. Die hohe elektrische Leitfähigkeit eines Wassers beispielsweise kann auch auf einem geologisch bedingten hohen Carbonatgehalt beruhen. Die europäische Gesetzgebung trägt diesen Sachverhalten insofern Rechnung, als die EG-Wasserrahmenrichtlinie eine typspezifische Gewässerbewertung vorsieht. Die für Deutschland im GEMS enthaltenen Werte für den Sauerstoffgehalt wurden überhaupt nicht berücksichtigt.

Der gesamte Weltwasserbericht der UNO scheint daher in seinen Aussagen fragwürdig. Die UNESCO stellt für den zweiten Weltwasserbericht, der im Jahr 2006 erscheinen soll, in Aussicht, dass darin auf die im ersten Bericht aufgetretenen Fehler hingewiesen wird. Die ATV-DVWK bietet mit ihrem umfassenden Expertenwissen der UNESCO ihre Hilfe bei der notwendigen Überarbeitung der Studie an.

Quelle und Kontaktadresse:
ATV-DVWK Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef Telefon: 02242/8720, Telefax: 02242/872135

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