Pressemitteilung | (vzbv) Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.

Übergewicht bei Kindern: Wirtschaft trägt Mitverantwortung für dicke Kinder / vzbv fordert mehr Ernährungsbildung in der Schule / Kinderkampagne geplant

(Berlin) - Der vzbv hat die Lebensmittel- und Werbewirtschaft aufgefordert, sich ihrer Verantwortung für die dramatische Zunahme der Zahl übergewichtiger Kinder zu stellen. Für Kinder unter zwölf Jahre müsse über eine Beschränkung der Fernsehwerbung nach schwedischem Vorbild nachgedacht werden. Gerade jüngere Kinder können zwischen Werbung und Programm noch nicht ausreichend unterscheiden. Selbst Eltern halten die ernährungsphysiologisch problematischen sogenannten Kinderlebensmittel für besonders gesund. „Es kann nicht sein, dass gerade Fast Food, Snacks und aufgepeppte Getränke auf allen Kanälen besonders intensiv beworben werden und die Lebensmittelwirtschaft auf der anderen Seite mit den dicken Kindern nichts zu tun haben will“, so Edda Müller.

Eine wesentliche Rolle beim Problem der wachsenden Zahl fehlernährter Kinder spielen nach Untersuchungen der Stiftung Warentest Lebensmittel, die speziell oder überwiegend für Kinder hergestellt werden (Kindermolkereiprodukte, Milchriegel und Müslischnitten, Chips, Pommes Frites etc.). Sie sind in ihrer Zusammensetzung unausgewogen - zu viel Fett, zu wenig Ballaststoffe, zu viel Zucker, zu viele Kalorien, zu wenig Vitamine. Damit tragen sie zur Fehlernährung bei.

Der vzbv verlangte außerdem mehr Ernährungsbildung. „Viele Kinder und Jugendliche lernen nicht mehr kochen und beziehen ihr Wissen über Ernährung aus der Fernsehwerbung“, sagte vzbv-Vorstand Prof. Dr. Edda Müller anlässlich des Kongresses Kinder und Ernährung des Bundesverbraucherministeriums in Berlin. „Damit wir die Epidemie von Übergewicht bei Kindern in den Griff bekommen, müssen wir Ernährungserziehung und –bildung aus ihrem Dornröschenschlaf erwecken.“ Die Zahl übergewichtiger Kinder hat sich in den vergangenen 15 Jahren verdoppelt. Bereits jedes fünfte Kind ist von Übergewicht betroffen, noch einmal so viele Kinder sind gefährdet.

Obwohl es positive Ansätze bei den Lehrplänen gebe, finde Ernährungsbildung in Kindergärten und Schulen in der Realität kaum Beachtung. Kitas und Schulen würden zudem immer mehr zum Einfallstor für Werbung und Marketing, so der vzbv. „Bei leeren öffentlichen Kassen wird es für Unternehmen immer attraktiver, sich mit Sponsoring einen Zutritt direkt zur begehrten Zielgruppe zu verschaffen“, sagte vzbv-Vorstand Edda Müller. Notwendig seien deshalb verbindliche Standards der Länder für den Umgang mit Sponsoring und Werbung. Auch für die Gemeinschaftsverpflegung von Kindern fehlen Qualitätskriterien. Die steigende Zahl von Ganztagsschulen mache es dringend erforderlich, sich mit dem Essen in der Schule auseinander zusetzen. Häufig gilt auch für das Essen in Kitas und Schulen: zu süß, zu fett, zu wenig Obst und Gemüse.

Für den Herbst 2003 kündigte Müller eine Kinderkampagne des vzbv an. „Mit unserer Kinderkampagne wollen wir dazu beitragen, dass Kinder, Jugendliche, Eltern und Erzieher das ABC des Umgangs mit Werbung lernen.“

Quelle und Kontaktadresse:
vzbv Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. Markgrafenstr. 66, 10969 Berlin Telefon: 030/258000, Telefax: 030/25800218

NEWS TEILEN: