Pressemitteilung | (vzbv) Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.

Umfrage: Verbraucher würden für Tierschutz mehr zahlen

(Berlin) - Tierschutz darf etwas kosten - wenn die Tiere wirklich profitieren: So würden rund zwei Drittel der Verbraucherinnen und Verbraucher (64 Prozent) mehr für Fleisch zahlen. Doch sie wollen sicher sein, dass die Tierhaltung dann auch besser ist. Das zeigt eine repräsentative Umfrage der Marketingberatung Zühlsdorf + Partner GbR im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Der vzbv fordert anlässlich der Internationalen Grünen Woche in Berlin eine bessere Kennzeichnung und ein breites Angebot von Produkten aus tiergerechter Haltung, eine strengere Regulierung sowie mehr Verbraucherbildung.

"Tierschutz hat seinen Preis und Verbraucher sind bereit ihn zu zahlen. Doch dafür erwarten Verbraucher auch klare Verbesserungen in der Tierhaltung. Tierschutz darf kein leeres Versprechen sein", sagt Klaus Müller, Vorstand des vzbv. Der Umfrage zufolge sind Verbraucher bereit, für 500 Gramm Schnitzel mit Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes (Einstiegsstufe) im Durchschnitt 4,15 Euro und damit 39 Prozent mehr zu bezahlen als für herkömmlich erzeugtes Fleisch zum Preis von 2,99 Euro. Beim Kauf einer kleineren Menge von 250 Gramm Schnitzel sind Verbraucher bereit, im Durchschnitt sogar 58 Prozent mehr zu bezahlen.

Nationales Tierschutzlabel etablieren

Trotz Zahlungsbereitschaft ist die tatsächliche Nachfrage nach Produkten aus tiergerechter Haltung noch gering. Die Ergebnisse der Befragung deuten darauf hin, dass fehlende Information und Orientierung der Grund sind. So weiß fast die Hälfte der Befragten (45 Prozent) nicht, woran sie Fleisch aus artgerechter Haltung erkennen kann. Rund neun von zehn Verbrauchern (86 Prozent) können ad hoc kein Label für Tierschutz nennen. Verbraucher verbinden Produkte aus tiergerechter Haltung vor allem mit Bio. Ein weithin bekanntes und im Markt verbreitetes Tierschutzlabel im Segment der konventionellen Fleischproduktion fehlt bislang. Müller: "Wir brauchen ein verbindliches nationales Tierschutzlabel, um Vertrauen zu schaffen und es Verbrauchern einfacher zu machen, Fleisch aus tiergerechter Haltung zu kaufen."

Gesetzliche Standards anheben

Verbraucher sind sich bewusst, dass sie Einfluss auf den Tierschutz haben. Sie sehen aber insbesondere auch Staat und Landwirte in der Verantwortung (Anteil von je 26 Prozent an der Gesamtverantwortung). 77 Prozent der Befragten sprechen sich für strengere Vorschriften aus. Auch der vzbv fordert, dass die rechtlichen Standards in der Tierhaltung eingehalten und verbessert werden müssen. Tiere bräuchten ausreichend Platz und Möglichkeiten, sich artgerecht zu verhalten. Wichtig seien zudem bessere Kontrollen sowie Sanktionen. "Verbraucher werden höhere Preise nur akzeptieren, wenn sie Hand in Hand mit mehr Tierschutz gehen. Verstöße müssen eingedämmt werden und endlich Konsequenzen haben", so Müller.

Staat, Handel und Landwirte versuchen bereits mit vielfältigen Initiativen für bessere Haltungsbedingungen zu sorgen. Bislang laufen diese Aktivitäten unkoordiniert nebeneinander und ohne systematische Beteiligung der Zivilgesellschaft. Der vbzv schlägt deshalb vor, die Aktivitäten in einer Nationalen Nutztierstrategie unter Federführung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zu bündeln. Die Bundesregierung solle sich zudem für mehr Aufklärung der Verbraucher im Bereich Tierschutz einsetzen und den Ausbau der Verbraucherbildung an Schulen finanziell unterstützen.

Qualität statt Schnäppchenpreise

Den Handel fordert der vzbv auf, künftig mehr auf Qualität zu setzen. Der Umfrage zufolge ist jeder dritte Verbraucher (32 Prozent) stark qualitäts- und tierschutzorientiert und achtet wenig auf Sonderangebote. Diesen Verbrauchern, die kaum wegen Aktionspreisen den Supermarkt wechseln, wird der Handel bislang nicht gerecht. Müller: "Der Handel muss eine Qualitätsoffensive starten, statt die nächste Schnäppchenjagd zu eröffnen."

Quelle und Kontaktadresse:
vzbv Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. Pressestelle Markgrafenstr. 66, 10969 Berlin Telefon: (030) 258000, Fax: (030) 25800218

(dw)

NEWS TEILEN: