Pressemitteilung | Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA)

VDA-Neujahrsempfang in Berlin - Steinmeier: Europa braucht industrielle Erneuerung / Wissmann: Industrie sichert Wachstum und Arbeitsplätze

(Berlin) - Für 2012 sieht Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), gute Voraussetzungen für die deutsche Wirtschaft: "Die real-wirtschaftliche Lage in Deutschland ist insgesamt günstig, die Unternehmen sind wettbewerbsfähig und die Beschäftigung ist gestiegen. Das stimmt uns zuversichtlich. Auch die Finanzmärkte schenken Deutschland Vertrauen. Neuerdings zahlen Investoren sogar, wenn sie ihr Geld in deutsche Papiere investieren dürfen", betonte Wissmann beim VDA-Neujahrsempfang vor 600 hochrangigen Gästen aus Politik, Wirtschaft, Medien und Wissenschaft in der Berliner "Classic Remise". Allerdings werde 2012 vor allem für die von der Schuldenkrise besonders betroffenen europäischen Staaten ein schweres Jahr. Die Automobilindustrie, so Wissmann weiter, stehe vor einem "harten Arbeitsjahr": "Der Wettbewerb wird schärfer. Wir erwarten, dass 2012 der Weltautomobilmarkt um 4 Prozent auf rund 68 Mio. Pkw zunehmen wird. Schon heute ist jedes fünfte Auto, das weltweit verkauft wird, eine deutsche Konzernmarke. Und wir haben uns zum Ziel gesetzt, auch in diesem Jahr Marktanteile zu gewinnen", sagte Wissmann.

Die deutsche Automobilindustrie habe das Jahr 2011 mit neuen Höchstständen bei Produktion, Export und Umsatz abgeschlossen: "2011 war für unsere Mitgliedsunternehmen ein hervorragendes Jahr! Jedes zweite Auto, das in Westeuropa neu zugelassen wurde, kommt von deutschen Konzernmarken. In den USA haben wir erstmals mehr als 1 Mio. Light Vehicles verkauft, in China haben wir einen Marktanteil von 20 Prozent, auch in Indien legen wir zu", unterstrich Wissmann. Gerade im Automobilbau stehe "Made in Germany" bis heute für Qualität schlechthin. Wissmann: "Das Vertrauen in deutsche Technik wird in vielen Ländern durch deutsche Autos geprägt. Wir sind eine bedeutende Visitenkarte Deutschlands in der Welt. Mit dem Vertrauen in deutsche Qualität ebnen wir auch anderen Branchen den Weg in die internationalen Märkte."

Wissmann verwies auch auf die hohe Innovationsgeschwindigkeit der Branche: "Wir investieren mehr als 20 Mrd. Euro pro Jahr in Forschung und Entwicklung. Beim Clean Diesel sind wir weltweit führend, auch bei Hybrid- und Elektroantrieben kommen wir gut voran. Unsere neuen Fahrzeuge setzen Maßstäbe bei Kraftstoffeffizienz und CO2-Minderung." Allein im Inland sei die Beschäftigung um 23.600 auf rund 730.000 direkte Mitarbeiter gestiegen. "Zusammen mit den indirekt Beschäftigten hängt jeder siebte Arbeitsplatz in Deutschland am Auto", so Wissmann. 2011 stieg der Export um 7 Prozent auf 4,5 Mio. Einheiten, die Pkw-Inlandsproduktion legte um 6 Prozent auf rund 5,9 Mio. Fahrzeuge zu.

Die Politik rief der VDA-Präsident dazu auf, die Industrie als "Fundament für Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze" zu stärken. "Die positive Entwicklung der deutschen Wirtschaft nach der Krise gründet vor allem auf einer starken Industrie und ihren international gefragten Produkten. "Der starke Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts von 3 Prozent im vergangenen Jahr geht zu mehr als einem Viertel auf das Konto des Außenbeitrags (Export minus Import). Der Außenbeitrag lag 2011 bei gut 133 Mrd. Euro, davon repräsentiert die exportstarke deutsche Automobilindustrie mehr als zwei Drittel. Die hohen Exportzahlen beflügeln unser Wirtschaftswachstum, generieren Steuereinnahmen und schaffen Arbeitsplätze." Besorgt äußerte sich Wissmann über die so genannten "Sixpack-Verordnungen" des Europäischen Rates und des EU-Parlaments, mit denen zukünftig auch Länder mit Leistungsbilanzüberschüssen zu Strafzahlungen gezwungen werden können: "Es ist bedenklich, dass dieses Gesetz überhaupt in dieser Form verabschiedet wurde. Exportstärke dient dem EU-Binnenmarkt insgesamt und trägt gerade in der jetzigen Situation zur Stabilisierung Europas bei."

Als Gastredner war SPD-Fraktionschef Dr. Frank-Walter Steinmeier zu Gast beim VDA-Neujahrsempfang. Steinmeier wies dabei auch auf Herausforderungen hin: "Wir sind in einer paradoxen Lage. So erfolgreich wie nie zuvor, Anker ökonomischer Stärke. Als global ausgerichtete Exportnation aber auch höheren Risiken ausgesetzt als andere." Deutschlands größte Stärke - der Industriegüterexport - mache das Land auch verwundbar. "Dabei ist die Finanzkrise im Euroraum das größte Risiko. 60 Prozent unserer Ausfuhren gehen nach Europa, 6 Prozent nach China. Es kann Deutschland also auf Dauer nicht gut gehen, wenn es Europa schlecht geht", so Steinmeier weiter. Europa brauche daher eine Strategie der industriellen Erneuerung. "Wir müssen Lehren aus der Finanzkrise ziehen. Nach Jahren, nach Jahrzehnten der Deindustrialisierung brauchen wir eine Neuorientierung. Diese Aufgabe entscheidet über die Zukunft. Wir müssen die Weichen stellen für Europas Wohlstand im 21. Jahrhundert - Weichen stellen durch einen Richtungswechsel zur Realwirtschaft."

Die Bundesregierung war beim Empfang in der Classic Remise mit Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer und zahlreichen Staatssekretären vertreten. Rund 60 Mitglieder des Bundestages waren der Einladung des VDA gefolgt, darunter der Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Dr. Hermann Otto Solms (FDP); Dr. Michael Fuchs, Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion; Patrick Döring, designierter FDP-Generalsekretär und Stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion; die beiden Stellvertretenden Vorsitzender der SPD-Fraktion Hubertus Heil und Florian Pronold sowie Dr. Anton Hofreiter (Bündnis 90/Die Grünen), Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Für den Senat von Berlin kamen Sybille von Obernitz, Senatorin für Wirtschaft, Technologie und Forschung und Michael Müller, Senator für Stadtentwicklung und Umwelt.

Botschafter aus sechs Ländern, darunter die Vereinigten Staaten von Amerika und Russland, fanden sich ebenso unter den Gästen wie zahlreiche Unternehmensvertreter, unter anderem Maria-Elisabeth Schaeffler, Gesellschafterin der Schaeffler Gruppe, und die VDA-Vorstandsmitglieder Dr.-Ing. Jürgen Geißinger, VDA-Vizepräsident und Vorstandsvorsitzender der Schaeffler AG; Franz Fehrenbach, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH; Hans-Georg Härter, Vorsitzender des Vorstands der ZF Friedrichshafen AG; Tobias Hagenmeyer, Präsident der Getrag Corporate Group; Dr. Norbert Reithofer, Vorstandsvorsitzender der BMW AG; Franz-Josef Kortüm, Vorstandsvorsitzender der Webasto AG; Ulrich Schöpker, Vorstand Schmitz Cargobull AG; Bernhard Mattes, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke GmbH; Gerti Moll-Möhrstedt, geschäftsführende Gesellschafterin der Akkumulatorenfabrik Moll GmbH & Co. KG; und Karl-Friedrich Stracke, Vorsitzender des Vorstands der Adam Opel AG.

Quelle und Kontaktadresse:
VDA Verband der Automobilindustrie e.V. Eckehart Rotter, Leiter, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Behrenstr. 35, 10117 Berlin Telefon: (030) 897842-0, Telefax: (030) 897842-600

(cl)

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