Pressemitteilung | Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA)

VDMA: Maschinenbau treibt Industrie 4.0 voran / VDMA bestätigt Produktionsprognose 2015 von plus zwei Prozent

(Hannover) - "Wir bestätigen unsere Produktionsprognose für 2015 von plus zwei Prozent. Trotz aller Unsicherheiten und Belastungsfaktoren in Europa sind die Maschinenbauer positiv gestimmt nach Hannover gekommen", erklärte der Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) Dr. Reinhold Festge auf der Pressekonferenz des Verbandes anlässlich der Hannover Messe 2015 am Montag in Hannover. Die Produktion in Deutschland stieg im Januar 2015 um 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. "Es fehlt nach wie vor an Investitionslaune, auch in Deutschland. Wir müssen weiterhin mit Störungen, vielleicht sogar mit Rückschlägen rechnen", berichtete Festge. Der gesunkene Außenwert des Euro sorge derzeit aber weltweit für Rückenwind beim Verkauf von Maschinen. Auch die Exporte innerhalb Europas sollten in diesem Jahr auf Wachstumskurs bleiben. Gleiches gelte für die USA, zweitwichtigstes Abnehmerland des Maschinenbaus.

Maschinenbauer brechen Lanze für TTIP

Deshalb sei das geplante Freihandelsabkommen TTIP mit den Vereinigten Staaten für die Maschinenbauer ein besonders wichtiges Thema. "TTIP ist eine einmalige Chance, die wir ergreifen müssen. Denn kostenlose Konjunkturprogramme sind selten." Unternehmen müssten heute Mehrkosten zwischen fünf und zwanzig Prozent auf sich nehmen, weil die Maschinen speziell für den US-Markt umgerüstet werden müssten. Bei TTIP forderte VDMA-Präsident Festge von der Bundesregierung "noch mehr Mut, den teilweise hanebüchenen Unterstellungen entgegenzutreten, mit denen TTIP-Gegner die Auseinandersetzung führen. Mehr Einsicht, mehr Fakten, mehr Offenheit sind von Nöten."

Maschinenbau-Industrie will bis 2018 zehntausend neue Arbeitsplätze schaffen

Im Januar 2015 waren 1.003.000 Beschäftigte im Maschinenbau tätig. Im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 1,2 Prozent. "Wir wollen das hohe Beschäftigungsniveau halten und sogar noch erhöhen. Ich gebe zu: Das ist ehrgeizig! Aber mit der Fokussierung auf die Chancen von Industrie 4.0 können wir das schaffen", bekräftigte der VDMA-Präsident. Der Maschinenbau brauche vermehrt Personal, das Freude daran habe, Produktionsprozesse neu zu gestalten. Die aktuelle VDMA-Trendstudie zur IT und Automation im Maschinenbau kommt zum Ergebnis, dass die deutsche Maschinenbau-Industrie bis 2018 insgesamt zehntausend neue Arbeitsplätze in Zukunftsfeldern wie der Entwicklung von IT und Automatisierungstechnik schaffen will. "Aktuell gibt es hier etwa zweitausend unbesetzte Stellen", berichtete Festge. Gesucht werden vor allem Ingenieure mit Vertiefung im Bereich der Informatik, Informatiker, Softwaredesginer und in zunehmendem Maße auch Mitarbeiter mit einer Qualifikation im Bereich der Ergonomie.

Bilanz 2014: Maschinenbau im Wechselbad

Der deutsche Maschinenbau durchlebte 2014 ein konjunkturelles Wechselbad. Nach einer Wachstumserwartung von plus drei Prozent sorgten die Russland/Ukraine-Krise und fehlende Inlands-Investitionen für Dämpfer. Die vom VDMA auf ein Prozent Wachstum korrigierte Produktionsprognose wurde mit 1,1 Prozent erreicht. Mit einem Produktionswert von 199 Milliarden Euro wurde erstmals das Rekordergebnis von 2008 übertroffen. "Doch die Freude über dieses kleine Plus hält sich in Grenzen, denn der konjunkturelle Durchbruch blieb aus", erklärte Festge. Als Faktoren, die den Auftragseingang und damit zeitversetzt Umsatz und Produktion behindert haben, nannte der VDMA-Präsident die unzureichende Nachfrage aus vielen Entwicklungs- und Schwellenländern sowie den Russland/Ukraine-Konflikt mit seinen Sanktionen und Folgewirkungen.

Die Kapazitätsauslastung lag 2014 im Durchschnitt bei 84,7 Prozent. Fast jedes vierte Maschinenbauunternehmen berichtete von Produktionsbehinderungen durch Auftragsmangel, so der Ifo-Konjunkturtest. Der Bestelleingang nach Teilbranchen zeigte bei 14 Fachzweigen Zuwächse, zwölf mussten Rückgänge verkraften. Die Bandbreite lag zwischen plus 18 Prozent (Verfahrenstechnische Maschinen und Apparate) und minus 17 Prozent (Power Systems Turbinen). Der Auftragsbestand lag im Schnitt bei 5,7 Monaten.

Die Maschinenexporte stiegen 2014 um 1,7 Prozent auf 152 Milliarden Euro. Größter Abnehmer deutscher Maschinen waren die EU-28-Länder mit 65,3 Milliarden Euro (plus 7,3 Prozent). Nach Asien wurden Maschinen im Wert von 38,9 Milliarden Euro exportiert, nach Nord- und Lateinamerika zusammen 23,3 Milliarden Euro. Größter Einzel-Auslandsmarkt war China mit 17 Milliarden Euro, gefolgt von den USA mit 15,1 Milliarden Euro und Frankreich mit 9,8 Milliarden Euro. Rückläufig waren die deutschen Maschinenlieferungen nach Brasilien, Indien, Südkorea, die Türkei sowie Russland.

Die Importe aus den EU-28-Ländern stiegen um 5,7 Prozent auf 36,3 Milliarden Euro. China hat sich mit einer Steigerung von 14,1 Prozent (4,5 Milliarden Euro) zum drittstärksten Lieferanten von Maschinenbau--produkten auf dem deutschen Markt gemausert und damit Frankreich und die USA hinter sich gelassen. Stärkster Einzellieferant ist Italien mit 5,9 Milliarden Euro, gefolgt von der Schweiz mit 5,3 Milliarden Euro.

In der Breite der Fachzweige sind die deutschen Hersteller international gut aufgestellt. In 24 von 31 vergleichbaren Fachzweigen sind sie unter den TOP 3, davon stehen 16 auf Platz 1. Es folgen China mit 22 und die USA mit 18 Fachzweigen unter den ersten drei Rängen.

Handelsliberalisierung in Indien dringend nötig

Auch wenn das diesjährige Partnerland der Hannover Messe mit 2,5 Milliarden Euro nur Platz 18 bei den Maschinenexporten aufweist, "glauben wir an ein hohes, langfristiges Wachstumspotenzial in diesem Markt", betonte VDMA-Präsident Festge. Die dominierenden Fachzweige im Geschäft mit Indien sind Antriebstechnik, Kompressoren sowie Druckluft- und Vakuumtechnik, Textilmaschinen, Fördertechnik und Werkzeugmaschinen. Allerdings gebe es einige Herausforderungen, denen sich das Land engagiert widmen müsse, wenn die weitere Industrialisierung gelingen soll. So müsse Indien Investitionen erleichtern, seine Rahmenbedingungen und vor allem die Ausbildungssituation verbessern sowie seine Abgaben reduzieren.
Der VDMA forderte Indien auf, die derzeit auf Eis liegenden Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen zwischen Indien und der EU wieder aufzunehmen. Aber auch die deutsche Politik könnte mit einer verbesserten Exportkontrollpolitik den Maschinenhandel mit Indien stärker ankurbeln, berichtete Festge.

Gründung der Plattform Industrie 4.0 ist starkes Signal für die deutsche Industrie

Die Gründung der Plattform Industrie 4.0 am Messe-Dienstag - unter Beteiligung der Industrie, der Wissenschaft, der Verbände, der Politik und der Gewerkschaften - zeige die große Bedeutung des Themas. "Das ist ein starkes Signal für Industrie 4.0 made in Germany", betonte Festge.

Entscheidend für die Schlüsselrolle des Maschinenbaus bei der Weiterentwicklung von Industrie 4.0 sei, dass diese Industrie mit ihren Produkten Datenquelle für die intelligente Produktion sei. "Wir sind zugleich Anbieter und Anwender von Industrie-4.0-Technologien, gepaart mit der Innovations- und Marktführerschaft in vielen Bereichen und Segmenten", sagte der VDMA-Präsident. Der Maschinenbau mache es möglich, Daten zu erfassen, sie auszuwerten und zu interpretieren und damit smarte Produktionsprozesse sowie neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Vor diesem Hintergrund habe der VDMA auch ein eigenes Forum Industrie 4.0 geschaffen, das die Themen Forschung, Standardisierung, IT-Sicherheit, Produktionsorganisation sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Qualifizierung der Mitarbeiter vorantreibe.

Politik sollte Schwung der Hannover Messe mit nach Berlin nehmen

Wenn die Maschinenbauer bei Industrie 4.0 und TTIP für die Zukunft der Industrie in Deutschland kämpfen, sollte die Politik sich ebenfalls mit einem Zukunftskonzept an der industriellen Entwicklung Deutschlands beteiligen. In Hannover könne man die Leistungsschau des industriellen Mittelstands erleben. "Damit diese Unternehmen auch morgen noch erfolgreich sein können, ist eine Politik notwendig, die den Generationswechsel ermöglicht und nicht erschwert", sagte der VDMA-Präsident und Mittelständler Festge und forderte: "Zu dem Mut, den die Kanzlerin einfordert, muss deshalb die Erkenntnis gehören, die Erbschaftsteuer abzuschaffen", so Festge.

Ein weiteres Problem sei die mangelnde Investitionsbereitschaft im Inland. Es zeige sich immer klarer, dass die Auslandsnachfrage nach Maschinen den Bestellungen aus dem Inland davon laufe. Um die Investitionsbereitschaft im Inland zu erhöhen, forderte der VDMA-Präsident die Bundeskanzlerin zu größerem politischen Mut auf. Merkel sollte die beiden Vorschläge der Maschinenbau-Industrie zur Förderung der Investitionsbereitschaft in Deutschland, zum einen die dauerhafte Wiedereinführung der degressiven Abschreibung sowie die steuerliche Forschungsförderung, endlich in reale Politik umsetzen.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) Pressestelle Lyoner Str. 18, 60528 Frankfurt am Main Telefon: (069) 66030, Fax: (069) 66031511

(sy)

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