Pressemitteilung | MVFP Medienverband der Freien Presse e.V.

Verleger empört über Steuererhöhung

(Berlin) - Führende Vertreter deutscher Verlage haben sich am 3. Dezember empört zu den Plänen der Bundesregierung geäußert, die Mehrwertsteuer für Bücher und Zeitschriften zu erhöhen, wenn sie mit einer CD oder anderen Beigaben angeboten werden.

"Lesen - Lachen - Spielen, dieses Motto steht unsichtbar über jedem unserer Magazine", sagte Frank Knau, Geschäftsführer des Egmont Ehapa Verlages. "In Zeiten miserabler Pisa- und Unicef-Ergebnisse, sollten wir wirklich alles tun, was Kinder zum Lesen und Lesenlernen anregt. Wir ermuntern die Kinder mit kleinen Zugaben, die kalkulatorisch nur einen Bruchteil des Magazinwertes ausmachen und die in das redaktionelle Konzept der jeweiligen Ausgabe eingebunden sind."

Dies bestätigt Johannes Hauenstein, Geschäftsführer des Ravensburger Buchverlages," unsere kleinen Leser erwarten neben dem Lesespaß etwas zum Anfassen". Würden unsere anspruchsvollen Produkte künstlich verteuert, träfe das den schmalen Geldbeutel der Kinder und ihrer Eltern.

"Aktuelle Untersuchungen renommierter Marktforschungsinstitute zeigen bei unseren Spielezeitschriften, dass die Lesedauer des Magazins vier- bis sechsmal so hoch ist wie die Nutzungsdauer des DVD oder CD", erläutert Stefan Winners, Geschäftsführer der CyPress GmbH der Vogel Media Group. In der Wertschöpfungskette liege der Anteil der DVD/CD unter 10 Prozent.

Moritz von Laffert, Geschäftsführer Axel Springer Young Mediahouse, weist darauf hin, dass die Gimmicks die Verlage Kleinstbeträge kosten, nach seiner Erfahrung aber die Attraktivität von Jugendzeitschriften und somit das Leseverhalten erheblich erhöhen. "Sie machen den redaktionellen Inhalt für die Leser erlebbar. Im Handel wird die Neuregelung zum Chaos führen, da teilweise jede Ausgabe einer Zeitschrift steuerlich unterschiedlich gehandhabt werden muss; teilweise werden 7 %-Drucksachen (z.B. Booklet) und 16 %-Waren (z.B. Tattoo) im Wechsel verwendet", so von Laffert. Im Abogeschäft sei dieses Problem nicht zu bewältigen, da im Voraus weder der Steuersatz, noch der Jahres-Abopreis festgelegt werden könne.

Im Bereich der Musikerziehung sei die CD ohne das Notenbuch undenkbar, erläutert Dagmar Sikorski, Präsidentin des Musikverlegerverbandes. "Auf der CD fehlt immer die Solostimme, die dem Notenbuch entnommen wird." Deshalb habe der BFH vor einigen Jahren entschieden, dass der Steuersatz des Notenbuches für das Kombiangebot insgesamt gelte.

Fritz von Bernuth, Geschäftsführer des Cornelsen Verlags: "Von allen Kultusministerien sind die Verlage aufgefordert worden, nach einer Ausstattungswelle der Schulen mit Computern nun entsprechende inhaltliche Angebote zu entwickeln. Künstlich durch die Steuererhöhung verteuerte Produkte (Schulbuch mit ergänzender CD-ROM), erlauben den Schulen noch weniger Anschaffungsspielräume."

Die Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes auf buchnahe Kombi-Produkte würde zwangsläufig zu Preiserhöhungen führen. Bezogen auf Produkte der Verlage Langenscheidt, Duden, Brockhaus hieße das: Lernende würden benachteiligt. Außerdem würden höhere Preise die ohnehin gravierende Absatzflaute des Buchhandels noch verschärfen, erklärte Dr. Matti Schüsseler, Direktor Marketing Vertrieb Langenscheidt Verlag.

Die Argumentation des Bundesfinanzministeriums überzeuge nicht, wendet der Geschäftsführer des VDZ, Wolfgang Fürstner, ein. Die Steuererhöhung beseitige keine Wettbewerbsverzerrungen, sondern schaffe diese erst. Sie verursache Umsatzrückgänge und rufe damit Steuermindereinnahmen erst hervor. Ferner werde der Grundsatz im Steuerrecht aufgegeben, wonach das prägende Produkt den Steuersatz der Warenzusammenstellung bestimme. Der VDZ appelliere an die Bundesregierung, den kulturpolitisch gewollten reduzierten Steuersatzes für Verlagserzeugnisse nicht auszuhöhlen.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Zeitschriftenverleger e.V. (VDZ) Haus der Presse, Markgrafenstr.15 10969 Berlin Telefon: 030/7262980 Telefax: 030/726298103

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