Pressemitteilung | Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV)

Versicherungswirtschaft 2003 mit 4,7 Prozent Wachstum / Vertrauen in Lebensversicherung ungebrochen / Schadenversicherer erstmals seit 1998 wieder mit versicherungstechnischem Gewinn

(Berlin) - Trotz der im dritten Jahr anhaltenden allgemeinen wirtschaftlichen Stagnation kann die deutsche Versicherungswirtschaft im Jahr 2003 wieder auf ein gutes Geschäftsjahr zurückblicken. Wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft in Berlin mitteilt, konnten die 451 Mitgliedsunternehmen in einem schwierigen Umfeld ihre Beitragseinnahmen um 4,7 (2002: 4,5) Prozent auf 148,2 Milliarden Euro steigern. Damit bleibt die Versicherungswirtschaft einer der wachstumsstärksten Wirtschaftszweige in Deutschland. Die insgesamt solide Einnahmeentwicklung wurde von einem auf breiter Basis nachlassenden Schadendruck begleitet. Den gesamten Einnahmen stehen Versicherungsleistungen bzw. Aufwendungen für Schadenfälle in Höhe von fast 142 (2002: 144,4) Milliarden Euro gegenüber.

GDV-Präsident Dr. Bernhard Schareck: „Die Unternehmen haben die Herausforderungen in 2003 mit beachtenswertem Erfolg bewältigt. Sowohl in der durch den Börsenverfall besonders beeinträchtigten Lebensversicherung, als auch in der privaten Krankenversicherung und in der Schaden- und Unfallversicherung ist die Versicherungswirtschaft gut aufgestellt. Dabei hat sich insbesondere die Lebensversicherung im Branchenschnitt als beeindruckend robust krisenfest erwiesen und an Vertrauen gewonnen.“

Lebensversicherung, Pensionskassen und Pensionsfonds gut im Wettbewerb behauptet

Die gebuchten Bruttobeiträge für Lebensversicherungen, Pensionsfonds und Pensionskassen zusammengenommen stiegen im Jahr 2003 um mehr als 5 Prozent auf über 68 Milliarden Euro. Das Neugeschäft aus betrieblicher und privater Alterversorgung erreichte dabei rund 9,5 Millionen Verträge. Während die Zahl der neu abgeschlossenen Riester-Verträge auf rund 0,5 (2002: 2,6) Millionen Stück absackte, war bei den Pensionskassen und Pensionsfonds ein rasanter Zuwachs von 900000 neuen Verträgen (plus 130 Prozent) zu verzeichnen. Im Rahmen ihrer privaten Vorsorge haben die Lebensversicherungskunden trotz ihrer Zurückhaltung bei den Riester-Verträgen insgesamt 8,6 Millionen neue Verträge abgeschlossen.

Insgesamt summierten sich die Beitragseinnahmen aus dem Neugeschäft auf über 17,5 Milliarden Euro (plus 19 Prozent). Davon entfiel mit 16,6 Milliarden Euro oder 15 Prozent der weitaus größte Teil auf die eigentliche Lebensversicherung. Insgesamt brachten die Kunden nur für Lebensversicherungen Beiträge in Höhe von 67,7 Milliarden Euro auf. Das waren 4,1 (2002: 4,2) Prozent mehr als im Jahr zuvor. Dem stehen voraussichtlich geschätzte Gesamtleistungen von etwa 75,4 (2002: 74,8) Milliarden Euro gegenüber, wovon wiederum 64,4 Milliarden Euro ausgezahlt und rund 11 Milliarden Euro in die Leistungsreserven fließen dürften.

Die privaten Krankenversicherer (PKV) erwarten für 2003 mit einem Plus von 7,2 (2002: 6,3) Prozent auf rund 24,7 Milliarden Euro ebenfalls ein kräftiges Beitragswachstum. Von den Einnahmen entfallen rund 22,8 Milliarden Euro auf die Krankenversicherung (plus 8,4 Prozent) und 1,9 Milliarden Euro auf die Pflegepflichtversicherung (minus 5,8 Prozent). Nicht so stark wie die Beiträge stiegen die ausgezahlten Leistungen: Hier wird mit einem Plus von 4,0 (2002: 5,5) Prozent auf 15,8 Milliarden Euro gerechnet. Die Gesamtaufwendungen für die Versicherten, also die Aufwendungen für Versicherungsfälle zuzüglich der Zuführung zur Alterungsrückstellung sowie zur Rückstellung für Beitragsrückerstattung, werden 2003 etwa 25,5 Milliarden Euro betragen (plus 1,2 Prozent).

Schaden und Unfallversicherer 2003 mit schwarzen Zahlen

Erstmals seit 1998 wurden im Jahr 2003 wieder schwarze Zahlen in der Schaden- und Unfallversicherung geschrieben. Allerdings ist dieses erfreuliche Ergebnis weniger einem stabilen Trend als vielmehr einer günstigen Konstellation auf der Schadenseite geschuldet: Weniger Großschäden, weniger Verkehrsunfälle, ausbleibende Hochwasser und leichtere Frühlings- und Herbststürme ließen die Schaden-Kosten-Quote von 104 Prozent im Jahr 2002 auf 96 Prozent im Berichtsjahr absinken, was zu einem versicherungstechnischen Gewinn von rund 2 Milliarden Euro führt. Beim Schadenaufwand ergibt sich ein deutlicher Rückgang von gut 3 Milliarden Euro bzw. 7,5 (2002: plus 7,7) Prozent auf 39,8 Milliarden Euro. Dem steht eine um gut 3 (2002: 3,6) Prozent gestiegene Beitragseinnahme in Höhe von 53,1 Milliarden Euro gegenüber.

Das Ergebnis wird wesentlich von der Autoversicherung beeinflusst, auf die etwa 42 Prozent der Brutto-Beitragseinnahmen in der Schaden- und Unfallversicherung entfallen. So steuert die Kraftfahrtsparte knapp 500 Millionen Euro zum versicherungstechnischen Überschuss der Schadenversicherer bei und erreicht damit nach sechs teilweise äußerst verlustreichen Jahren wieder die Gewinnzone. Während auf die Kraftfahrzeug-Haftpflichtsparte und auf Teilkasko dabei versicherungstechnische Erträge von gut 400 bzw. knapp 100 Millionen entfallen, schließt Vollkasko mit plusminus Null ab. In der gesamten Kraftfahrtversicherung steigen die Einnahmen um knapp 2 (2002: 2,9) Prozent auf 22,4 Milliarden Euro. Der Aufwand für Geschäftsjahresschäden mindert sich um gut 3 (2002: plus 1,1) Prozent auf 19,7 Milliarden Euro.

Auch für die Sachversicherungen weist die aktuelle Hochrechnung eine erhebliche Verbesserung der Geschäftsergebnisse aus. Danach sinken die Schadenaufwendungen in der Industriellen Sachversicherung und in der Allgemeinen Sachversicherung um jeweils über 20 Prozent auf 2,9 bzw. 6,8 Milliarden Euro. In der Industriesparte mindert sich die Schaden-Kosten-Quote um knapp 36 Punkte auf 85 Prozent, was bei einer um 14,7 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro steigenden Bruttobeitragseinnahme in dieser notorischen Verlustsparte einen versicherungstechnischen Gewinn in Höhe von über 600 Millionen Euro erbringt.

In der Allgemeinen Sachversicherung wird ein versicherungstechnischer Ausgleich nur knapp verfehlt, auch hier mindert sich die Schaden-Kosten-Quote deutlich, von 122 auf 102 Prozent. In diesem Bereich schreibt lediglich die Hausratversicherung mit einem versicherungstechnischen Plus von rund 250 Millionen Euro und die landwirtschaftliche Sachversicherung schwarze Zahlen.

Von allen weiteren Sparten in der Schaden- und Unfallversicherung haben sich noch die private Unfallversicherung und die Allgemeine Haftpflichtversicherung mit knapp einer Milliarde bzw. rund 250 Millionen Euro am positiven versicherungstechnischen Ergebnis beteiligt. Während die Rechtsschutzversicherer ein ausgeglichenes Ergebnis erwarten, verharrt die Transportversicherung weiterhin tief in den roten Zahlen.

Versicherungswirtschaft im laufenden Jahr mit leicht gedrosseltem Wachstumstempo

Für 2004 rechnet die Versicherungswirtschaft unter Abwägung positiver wie negativer Einflüsse mit einem etwas abgeschwächten Wachstum in der Größenordnung von 31/2 Prozent. Während sich einerseits in der Bevölkerung ein stärkeres Bewusstsein zu mehr Eigenvorsorge im Alter und bei Gesundheit entwickelt, reicht die erwartete konjunkturelle Erholung andererseits nicht aus, um wesentlich auf die Nachfrage nach Versicherungsprodukten durchzuschlagen. Im Ergebnis erscheint daher in der Lebensversicherung (ohne Pensionsfonds und Pensionskassen) bei gleichbleibenden gesetzlichen Rahmenbedingungen ein Beitragswachstum in Höhe von etwa 31/2 Prozent realistisch, während in der privaten Krankenversicherung mit einem Beitragsplus von 6 Prozent gerechnet werden kann. Die Schaden- und Unfallversicherer dürften ein etwas flacheres Prämienwachstum in der Größenordnung von etwa 2 Prozent erzielen.

Quelle und Kontaktadresse:
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) Friedrichstr. 191-193a, 10117 Berlin Telefon: 030/20205000, Telefax: 030/20206000

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