Pressemitteilung | ZVEI e.V. - Verband der Elektro- und Digitalindustrie

Wachstum der deutschen Automatisierungsindustrie setzt sich fort / Russland bietet erhebliches Potenzial

(Frankfurt am Main) – Nach einem Umsatzwachstum von 5,5 Prozent im Jahr 2004 wird sich das Wachstum der elektrischen Automatisierungstechnik in diesem Jahr fortsetzen, wenn auch mit etwas verringerter Rate. Dies meldet der ZVEI - Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e. V. anlässlich einer Pressekonferenz im Rahmen der Hannover Messe 2005. Helmut Gierse, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbandes Automation: „Unsere Industrie erweist sich damit erneut als nachhaltig wachstumsstärker, als die Elektrotechnik- und Elektronikindustrie insgesamt“. Gleichwohl wies er darauf hin, dass auch in der Automatisierungsindustrie der Zuwachs noch immer zum größten Teil auf dem guten Auslandsgeschäft beruht, das mit plus neun Prozent dreimal so stark wuchs wie das Inlandsgeschäft.

Die Prognose für 2005 sei noch unsicher, da der ungünstige Dollarkurs und der hohe Ölpreis Druck auch auf diese Branche ausübe, so Gierse.

Der Beschäftigungsrückgang ist im Verlauf des Jahres 2004 weitgehend zum Stillstand gekommen. Zum Jahresende 2004 arbeiteten in der deutschen Automatisierungsindustrie mit 206.000 fast genauso viele Beschäftigte wie ein Jahr zuvor.

Um knapp neun Prozent wuchs die Produktion in der Teilbranche Fabrik-Automation auf nunmehr 17,2 Mrd. Euro. Gierse: „Das Wachstum auf diesem jetzt wiederum höheren Niveau stabil zu halten, ist ein echte Herausforderung.“ Die traditionell auf Konjunktur-Einflüsse später reagierende Prozessindustrie lag mit 9,8 Mrd. Euro um 6,3 Prozent über Vorjahresniveau. Michael Ziesemer, Mitglied des Fachverbands-Vorstands gab sich optimistisch: „Wir haben 2004 in der Prozessautomatisierung Wachstum in vielen Märkten realisiert. Diesen spürbaren Schub konnten wir mühelos in das erste Quartal 2005 mitnehmen.“

Für generell stärkeres Wachstum der Wirtschaft im Inland und damit der Automatisierungstechnik fordert der ZVEI eine nachhaltige Verbesserung der Rahmenbedingungen und Fortsetzung der Reformpolitik. Dazu gehörten die zeitnahe Umsetzung der auf dem Jobgipfel von Bundeskanzler und Opposition besprochenen Maßnahmen zur Unternehmens¬besteuerung. Dringend notwendige Infrastruktur-Projekte sieht der ZVEI unter anderem in den Bereichen Verkehrstelematik, Energieversorgungs-Infrastruktur sowie Digitali¬sierung von Rundfunk und Fernsehen.

Exporte erneut Treiber des Wachstums
Die Ausfuhren der deutschen Unternehmen legten im Jahr 2004 in Summe um gut 13 Prozent zu. Der Exportanteil ist damit erneut gewachsen. Mittlerweile gehen über 72,5 Prozent der Güter in den Export, das sind knapp 20 Mrd. Euro. Die Importe sind um 6,8 Prozent auf zehn Mrd. Euro angestiegen.

Nach ZVEI-Angaben ist der Weltmarkt der elektrischen Automation im vergangenen Jahr insgesamt um über sieben Prozent auf 203 Mrd. Euro (nach präziseren Berechnungen gegenüber den Vorjahren) gewachsen. Der deutsche Produktionsanteil liegt bei 13 Prozent.

Mit einer anhaltenden Hochkonjunktur ist in Asien, vor allem in China und Indien zu rechnen. Die höchste Wachstumsrate der deutschen Exporte zeigte das Geschäft mit Südostasien mit plus 23 Prozent. Die deutschen Exporte in die USA sind im Jahr 2004 um fast ein Fünftel gewachsen.

Lediglich die wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum verliert den Anschluss an die Dynamik der übrigen Märkte. Im EU-Raum werden die Einzelmärkte in der Automation 2005 voraussichtlich ein Wachstum zwischen zwei und vier Prozent erreichen.

Positive Erwartungen an das Russlandgeschäft
Weiterhin stärker als der Gesamtexport wächst der Export deutscher Automatisierungstechnik nach Mittel- und Osteuropa mit knapp zehn Prozent, während der Import um drei Prozent zurückgegangen ist. Herausragend sind die Wachstumsraten beim Geschäft mit Russland mit plus 17 Prozent beim Export nach Russland – und plus 22,5 Prozent beim allerdings noch wesentlich geringeren Import. Ziesemer schätzt insgesamt die Beziehungen zu Russland sehr positiv ein: „Dort gibt es keine wirklichen Behinderungen mehr, wie in den Zeiten der Sowjetunion. Man kann heute Firmen gründen, man kann verkaufen, man kann Service anbringen und der einzige Wermutstropfen ist die umfangreiche Bürokratie.“

Automatisierung hybrider Industrien plus vor- und nachgelagerter Logistik
Auf der Hannover Messe 2005 wird als technologischer Trend neben der Hybriden Automatisierung eine Einbeziehung der Logistik wichtig. „Die Logistik als unternehmensübergreifendes Management- und Steuerungsinstrument eröffnet neue Rationalisierungsmöglichkeiten und kann einen entscheidenden Beitrag zur Optimierung der gesamten Wertschöpfungskette leisten“, so Ziesemer.

Nach wie vor im Trend sind Dienstleistungen, wobei die Vermarktung nach Ansicht des ZVEI noch alles andere als perfekt ist. Er hat deshalb gemeinsam mit den Schwesterverbänden GIMELEC in Frankreich und GAMBICA in England eine Dienstleistungsinitiative gestartet. Durch die Klassifizierung und Strukturierung des kompletten Dienstleistungs¬angebotes in der Automatisierung wurde dabei eine gemeinsame Plattform und Sprachregelung für Anwender, Kunden und Anbieter geschaffen.

Gierse sieht eine aktuelle besondere Herausforderung für die in Hannover ausstellende Industrie und für die Politik im derzeit viel diskutierten Thema einer Patentierbarkeit computerimplementierter Erfindungen. Er betonte, die Automatisierung lebe in hohem Maße von Innovationen. Die drohende Aufhebung des Patentschutzes für Softwareerfindungen stelle die Refinanzierung der Entwicklung auch für kleinere und mittlere Unternehmen in Frage. „Wir können ohne Übertreibungen zugespitzt formulieren: Softwareerfindungen sind der Innovationstreiber in der Automatisierung. Der ZVEI fordert, entsprechend der Haltung des Europäischen Ministerrats, diesen Investitions- und Innovationsschutz für die Unternehmen der Automatisierungsbranche beizubehalten“, so Gierse.

Insgesamt sieht der ZVEI die Unternehmen der Branche gut gerüstet für die Zukunft, was durch die hohe Nachfrage aus dem Ausland bestätigt werde. Gierse wiederholte die Forderungen der Wirtschaft: Im Inland sei es notwendig, den Reformprozess mit Nachdruck voranzutreiben, um investitions- und wachstumsfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen. „Unsere Restrukturierungsaufgaben haben wir erledigt.“

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. (ZVEI) Stresemannallee 19, 60596 Frankfurt Telefon: 069/6302-0, Telefax: 069/6302-317

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