Pressemitteilung | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

Welthandel: Drohender Rückschritt

(Köln) - Der Welthandel läuft längst noch nicht so reibungslos, wie er könnte. Dabei liegen die Vorteile des freien Güterverkehrs klar auf der Hand: Würden die bestehenden Handelsbarrieren nur um ein Drittel abgesenkt, hätte einer Studie der Universität Michigan zufolge allein Westeuropa eine um schätzungsweise 170 Milliarden Dollar oder 2 Prozent höhere Wirtschaftsleistung. Aber auch die ärmeren Länder würden profitieren – auf den Philippinen z. B. würde eine solche Liberalisierung das Sozialprodukt sogar um nahezu 7 Prozent anheben. Insgesamt dürfte ein solcher Abbau der Zollhürden der Weltwirtschaft einen Wohlfahrtsgewinn von über 600 Milliarden Dollar bescheren.

Vorläufig ist der Protektionismus trotz einiger Liberalisierungserfolge jedoch noch allgegenwärtig: So kassiert etwa die EU für ein gutes Drittel ihrer Agrargüter Einfuhrzölle von über 15 Prozent. In Ländern wie Norwegen und Indien fallen sogar für fast die Hälfte der landwirtschaftlichen Erzeugnisse Zölle von über 100 Prozent an. Auch beim Import vieler Textilien und Bekleidung sind selbst in den Industrieländern noch hohe Abgaben fällig.

In den Entwicklungsländern können zudem viele Zölle einfach heraufgesetzt werden, weil keine oder sehr großzügige Obergrenzen gelten. Problematisch ist schließlich der zunehmende Missbrauch von Antidumping-Maßnahmen – Strafzölle auf Billigimporte –, deren Zahl seit 1995 um rund 45 Prozent auf über 1.100 im Jahr 2000 gestiegen ist.

Die Kritik vieler Nicht-Regierungsorganisationen an der Globalisierung sowie die Rezessionsängste vielerorts bergen die Gefahr, dass die Handelsbarrieren künftig nicht abgebaut, sondern im Gegenteil noch erhöht werden – zum Schaden der Weltwirtschaft.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Gustav-Heinemann-Ufer 84-88 50968 Köln Telefon: 0221/49811 Telefax: 0221/4981592

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