Pressemitteilung | Hans-Böckler-Stiftung

Weniger Leistungen für Kranke / Langzeitfolgen müssen bedacht werden

(Düsseldorf) - Durch weniger Leistungen für Patienten will die Politik die finanzielle Lage der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) verbessern. Dr. Axel Olaf Kern wies am Mittwoch in Berlin darauf hin, dass die Diskussion nicht darauf beschränkt werden dürfe, welche Einsparungen dadurch zur Zeit möglich wären. Eine für die Hans-Böckler-Stiftung erstellte Studie zur Bestimmung des Leistungskataloges in der gesetzlichen Krankenversicherung habe gezeigt, dass Änderungen im Verhalten von Patienten, finanzielle Auswirkungen für die Patienten, Einflüsse auf die Qualität der medizinischen Versorgung sowie auf die Vergütung und Beschäftigung der Leistungserbringer, also Krankenhäuser, Ärzte, Pflegepersonal berücksichtigt werden müssten. Um das Einsparpotenzial realistisch einschätzen zu können, sei deshalb eine dynamische, längerfristigere Perspektive erforderlich. Auch sei zu beachten, dass im Gesundheitswesen Patienten nur unzureichend informiert seien.

Die Studie mache zudem deutlich, dass wesentliche Einsparungen mittels weniger Leistungen nur durch erhebliche und für Patienten deutlich spürbare Einschnitte realisierbar sind. „Würden nur Krankenhausleistungen, ambulante vertragsärztliche Leistungen, Heil- und Hilfsmittel sowie Arznei- und Verbandmittel, die als originäre Leistungen der Grundversorgung zu betrachten sind, von der GKV finanziert und alle anderen Leistungen der GKV entweder nicht mehr erstattet oder beispielsweise über Steuern finanziert, so könnte sich der Beitragssatz auf unter 10 Prozent in der GKV senken lassen“, erklärte der Wissenschaftler.

Am Beispiel von Zahnersatz zeigt die Studie, dass eine Ausgrenzung von Leistungen sowohl für die Patienten als auch für die Leistungserbringer negative Wirkungen erwarten lässt. Wenn Versicherte finanziell nicht in der Lage sind, sich privat zu versichern und deshalb notwendige zahnärztliche Behandlungen nicht durchführen lassen, belastet dies die GKV wiederum mit zusätzlichen Kosten, weil Mund- und Zahnkrankheiten den Organismus schädigen.

Aus dem Vergleich von Gesundheitsleistungen in anderen Ländern werde deutlich, dass es Alternativen gibt, wie die Leistungen in der GKV ausgestaltet werden können. „Deshalb ist es von zentraler Bedeutung, Ziele zu definieren, die im Rahmen der GKV-Versorgung erreicht werden sollen. Die Folgen von Leistungskürzungen sind zu bedenken. Den Patienten muss offen und ehrlich gesagt werden, welche Auswirkungen das für sie hat. Nur gut informierte Bürger können Entscheidungen (eigen-)verantwortlich treffen", sagte Kern.

Quelle und Kontaktadresse:
Hans-Böckler-Stiftung Margitta Reicharz, Pressestelle Hans-Böckler-Str. 39, 40476 Düsseldorf Telefon: 0211/77780, Telefax: 0211/7778120

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