Pressemitteilung | Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV)

Wenzel fordert Freigabe des Elternwillens / BLLV-PrĂ€sident prangert an: "Jedes Jahr sorgen die Übertrittszeugnisse in vierten Grundschulklassen fĂŒr Aufregung, Verdruss und Stress - damit muss Schluss sein!"

(MĂŒnchen) - Mehr Gelassenheit im Umgang mit den Übertrittszeugnissen wĂŒnscht sich der PrĂ€sident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Klaus Wenzel. Die Zeugnisse werden jedes Jahr Anfang Mai an Kinder vierter Grundschulklassen vergeben und sorgen schon Wochen vorher fĂŒr viel Aufregung, Verdruss und Stress. Die LehrkrĂ€fte mĂŒssen die Kinder mit Ziffernnoten bewerten, und dafĂŒr sind zahlreiche PrĂŒfungen zu absolvieren. Das Verfahren stresst SchĂŒlerinnen und SchĂŒler genauso wie Eltern und LehrkrĂ€fte ĂŒber Monate. Nur wenn ein bestimmter Notenschnitt erreicht wird, ist der Übertritt auf ein Gymnasium oder auf eine Realschule möglich. Und da sollen die Kinder hin - das wĂŒnschen sich jedenfalls die meisten Eltern.

"Manche scheuen sich auch nicht, fĂŒr dieses Ziel den Rechtsweg zu beschreiten", sagte Wenzel. Jedes Jahr wiederhole sich das Prozedere und jedes Jahr wĂŒrden die Beteiligten darunter leiden. Wenzel wĂŒnscht sich Reformen, die Kindern, Eltern und Lehrern helfen. Mit der vom BLLV seit langem geforderten Freigabe des Elternwillens könnte die Situation deutlich entkrampft werden. "Wie kinderfeindlich das derzeitige Verfahren ist, und wie sehr es die AtmosphĂ€re an den Schulen vergiftet, wissen diejenigen, die damit zu tun haben." An den bayerischen Grundschulen gebe es inzwischen viele LehrkrĂ€fte, die sich davor scheuen, in einer vierten Klasse zu unterrichten.

GrundsĂ€tzlich sei die Grundschulzeit fĂŒr viele Kinder zu kurz, um Defizite auszugleichen, sagte Wenzel. "Weil das so ist, helfen Eltern, die es sich leisten könnten, schon bei acht- und neunjĂ€hrigen Kindern mit privat finanzierter Förderung nach. Oder sie geben ihren Nachwuchs gleich in Privatschulen mit besten Rahmenbedingungen." Sozial schlechter gestellte Kinder bekĂ€men diese Förderung nicht. "Das ist auch der Grund, warum in Bayern die Bildungsungerechtigkeit unverĂ€ndert hoch ist."

Wenzel möchte den Eltern keinen Vorwurf machen: "Ich verstehe sie gut. Sie wollen nur das Beste fĂŒr ihr Kind. Sie wissen, je höher der erreichte Bildungsabschluss ist, umso grĂ¶ĂŸer sind die Chancen fĂŒr den beruflichen Erfolg." Leider wĂŒrden viele engagierte MĂŒtter und VĂ€ter aber ĂŒbersehen, dass sie Druck auf ihr Kind ausĂŒben. "Und der schadet mehr, als er nutzt." Nach wie gelte der Besuch eines Gymnasiums als "Königsweg", was dazu fĂŒhre, dass viele MĂ€dchen und Buben einem jahrelangen Leidensweg ausgesetzt seien. Scharfe Kritik ĂŒbte Wenzel vielmehr am Kultusministerium: "Dort ist bekannt, was sich an den Grundschulen abspielt. Offenbar wird es aber billigend in Kauf genommen, um tatsĂ€chliche Reformen zu vermeiden." Letztendlich seien alle Beteiligten - SchĂŒler, Eltern und Lehrer - Opfer eines Schulsystems, das zu frĂŒh aussortiert und zu spĂ€t fördert.

Eltern sollten dafĂŒr nicht die LehrkrĂ€fte verantwortlich machen, sondern die zustĂ€ndigen Politiker. Daran sollten Eltern denken, bevor sie den Rechtsweg beschritten: "Lehrerinnen und Lehrer sind ZwĂ€ngen ausgesetzt. Sie mĂŒssen Kinder benoten und verteilen, auch wenn das viele von ihnen fĂŒr pĂ€dagogisch ĂŒberholt und ungerecht halten", betonte der BLLV-PrĂ€sident.

Den Druck vermindern könnte in einem ersten Schritt die Freigabe des Elternwillens, "nach eingehender Beratung durch die Grundschullehrkraft."

Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV) Pressestelle Bavariaring 37, 80336 MĂŒnchen Telefon: (089) 72100129, Fax: (089) 72100155

(sy)

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