Pressemitteilung | (bvse) Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.

Werkstoffliches Kunststoffrecycling mit Zukunftspotenzial

(Bonn) - Einen Korb gaben die Teilnehmer des 7. Internationalen bvse-Altkunststofftages in Bonn der gemeinsamen Erfassung von Restabfall und Wertstofffraktionen in einem Behältnis. Weder die stofflichen Verwerter, noch die Hersteller von Ersatzbrennstoffen waren für diese Option zu begeistern. Einhelliger Tenor: Wer auf Qualität setzt, muss schon die Erfassung optimieren.

Dementsprechend forderte bvse-Hauptgeschäftsführer Hans-Günter Fischer in seinem Vortrag „klare Perspektiven“ für die werkstoffliche Verwertung. Fischer: „Das bedeutet auf der einen Seite die Stärkung des Vorrangs für werkstoffliche Verwertung als ressourceneffiziente Variante und auf der anderen Seite die Verteuerung der Beseitigung von Abfällen beispielsweise durch eine Deponieabgabe. Ziel muss sein, eine Stärkung von Ressourceneffizienz und hochwertiger Verwertung gegenüber rein thermischen Verwertungswegen zu erreichen.“

Nach Ansicht von Dr. Michael Scriba, Geschäftsführer der purus GmbH, werden die hochwertigen Verwertungskapazitäten für Altkunststoffe nach 2005 wieder gefragt sein. Allerdings setze dies voraus, dass Kunststoffe aus dem allgemeinen Abfall-Strom herausgehalten werden (kein Grau in Gelb oder Gelb in Grau), weil sonst die Qualität zwangsläufig abnehme. Er forderte in diesem Zusammenhang auch, dass Kunststoffe vor der Aufbereitungsanlage (MBRA) separiert werden, da die heute installierte bzw. absehbare Technik die Querverschmutzung verstärke und so die Herstellung verwertbarer Kunststofffraktionen erschwere.

Auf einen weiteren Aspekt machte Andreas Vogt von der Vogt-Plastic GmbH aufmerksam. Vogt erläuterte, dass nach seiner Ansicht das werkstoffliche Kunststoffrecycling einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung des Primärenergieeinsatzes leiste. Derzeit koste der durch die Verwertung von Leichtverpackungen eingesparte Liter Heizöl zwar 1,01 Euro. Vergleiche man dies jedoch mit der Förderung der Fotovoltaik nach dem Energieeinsparungsgesetz mit 0,49 Euro pro Kilowattstunde, so komme man auf einen Betrag von 2 Euro für den Liter Heizöl.


Insofern brauche sich das werkstoffliche Kunststoffrecycling auch in dieser Hinsicht nicht zu verstecken, zumal Vogt noch Potenzial ausmachte, die Kosten des Kunststoffrecyclings um bis zu 40 Prozent zu senken. Seiner Ansicht nach stecke dieses Potenzial in einer Verbesserung des Input-Materials und in einer Reduzierung des Energieeinsatzes.

Zuvor hatte Gerd Billen, Hauptgeschäftsführer des Naturschutzbundes (NABU) deutlich gemacht, dass der NABU die derzeitige Struktur der getrennten Erfassung verschiedener Wertstoffe im Haushalt unter dem Gesichtspunkt der Ökoeffizienz als vorbildlich ansehe.

Billen: „Die getrennte Erfassung von Papier, Kompost, Verpackungs- und Kunststoffabfällen und Restmüll ist nach unserer Auffassung eine beispiellose Erfolgsgeschichte, die wir ausbauen sollten. Wir sollten uns dabei nicht beirren lassen von einigen Entsorgern, die mit Ein-Tonnen-Modellen werben und an günstige Brennstoffe für ihre Kraftwerke kommen möchten.“ Als „völlig inakzeptabel“ bezeichnete er es, dass das Bundeskartellamt die DSD AG dazu zwinge, weniger Kunststoffe einzusammeln, als bisher eingesammelt wurden. Billen: „Ich frage mich, wer in diesem Land eigentlich die Ziele für die Umweltpolitik setzt – das Kartellamt oder das Umweltministerium?“

Dr. Thomas Mehler, zuständiger Berichterstatter im Bundeskartellamt, hob hingegen hervor, dass es seinem Amt nur darum gehe, einen Wettbewerb bei den Verpackungsmengen zu ermöglichen. Deshalb solle sich die DSD AG als bisheriger Monopolist darauf beschränken, nur die Mindestmengen nachzufragen. Mehler machte auch deutlich, dass eine Verzögerung von Wettbewerb, wie sie durch die Klage der DSD AG gegen den Feststellungsbescheid der Interseroh AG in Hamburg erfolge, eine Verschärfung der marktbeherrschenden Stellung der DSD AG bedeute.

Auf der mit über 150 Teilnehmern sehr gut besuchten bvse-Veranstaltung im Bonner Maritim Hotel wurde deutlich, dass die Kunststoffrecycler mit der Nachfrage im Markt durchaus zufrieden sind. Kritisch wurden die deutlich erhöhten Einkaufspreise und die Materialknappheit gesehen.

Der Export von Altkunststoff vor allem in den asiatischen Raum sei schmerzhaft spürbar, berichtete der Vorsitzende der bvse-Fachvereinigung, Michael Stechert von der Firma Multiport. Er schilderte, dass auch seine Firma momentan mit unverhältnismäßig hohen Preisen bei Altkunststoffen zu kämpfen habe, die nur höchstens zu einem Drittel in die Produktpreise einfließen könnten. Er prognostizierte angesichts dieser Lage, dass der kommende Winter für einige Unternehmen sehr schwierig werden könnte.

Dr. Michael Heyde, Generalbevollmächtigter der DKR, machte auf die seit Jahren sinkenden Verwertungskosten aufmerksam. So lagen diese 1997 noch bei 400 Euro pro Tonne und seien bis heute auf 250 Euro Zuzahlung pro Tonne gesunken. Ziel der DKR sei es, die Zuzahlung auf 150 Euro pro Tonne zu senken. Gelänge dies, so Heyde, ginge es nur noch um den sinnvolleren Entsorgungsweg und nicht mehr um den kostengünstigsten. Heyde begründete diese Annahme damit, dass er auch die Beseitigungskosten „in einer Benchmark von 150 bis 200 Euro pro Tonne“ sehe.

Der DKR Generalbevollmächtigte äußerte auch die Ansicht, dass effiziente werkstoffliche Verwertungsverfahren mittelfristig durchaus in der Lage sein könnten, mit der energetischen Verwertung zu konkurrieren. Selbst dann, so Heyde, wenn die Kosten der unterschiedlichen Vorsortierung mit berücksichtigt würden.

Quelle und Kontaktadresse:
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