Pressemitteilung |

Windkraft entwickelt sich weltweit zum Jobmotor

(Osnabrück/Hannover) - Der rasante Ausbau der Windkraft-Nutzung belebt immer mehr den Arbeitsmarkt, vor allem in strukturschwachen Regionen. Ende des vergangenen Jahres waren allein in Deutschland rund 35.000 Menschen in der Branche beschäftigt, unter anderem bei Herstellern, Zulieferern und Projektierern. „In diesem Jahr erwarten wir mindestens 3.000 weitere neue Jobs in der Windbranche“, sagt Andreas Eichler, Sprecher des Firmenbeirates im Bundesverband WindEnergie (BWE), am 15. April zum Auftakt der Hannover Messe 2002.

Schon im vergangenen Jahr hatten mehrere Hersteller und Zulieferer ihre Produktionskapazitäten an vorhandenen Standorten ausgebaut und neue Fabriken errichtet. Beispielswiese nahm der deutsche Marktführer Enercon GmbH in Magdeburg-Rothensee eine neue Rotorblattfabrik in Betrieb, die Nordex AG errichtete ein ähnliches Werk in Rostock, und die Pfleiderer Wind Energy GmbH eröffnete in Coswig bei Dresden ein neues Montagewerk für Windturbinen.

Weitere Produktionsstätten sind sowohl im In- als auch im Ausland im Bau. So errichtet beispielsweise die Vestas Deutschland GmbH derzeit in Lauchhammer (Südbrandenburg) eine Produktionsstätte für Rotorblätter, die Ende Mai von Bundeskanzler Gerhard Schröder besichtigt wird, wo 450 neue Arbeitsplätze entstehen. Der Mutterkonzern, die Vestas Wind Systems A/S aus Dänemark, will im US-amerikanischem Portland (Oregon) ebenfalls noch in diesem Jahr ein Windturbinen-Werk mit rund 1.000 Arbeitsplätzen errichten. „Diese Investitionen machen die Unternehmen natürlich nur, weil sie weltweit hervorragende Aussichten für den weiteren Ausbau der Windkraft sehen“, betont Eichler.

Bereits im vergangenen Rekordjahr wurden in Deutschland 2.659 Megawatt (MW) Windkraft-Leistung neu installiert, der Umsatz der Branche betrug rund 3,5 Milliarden Euro. Für dieses Jahr rechnen Experten mit einem ähnlichen Zubau in der Größenordnung von 2.500 bis 3.000 MW. Damit wird Deutschland seine Position als Windkraft-Weltmeister weiter ausbauen.

Der Windbranche eröffnen sich künftig neben dem weiteren Ausbau an neuen Standorten zwei relativ neue Geschäftsfelder: Neben dem Ersatz älterer Maschinen durch neue, leistungsstärkere Anlagen, dem so genannten „Repowering“ setzen die Unternehmen große Hoffnungen auf die maritime Windkraft-Nutzung („Offshore“). Im Jahr 2030 sollen nach Vorstellung der Bundesregierung rund 25 Prozent des Strombedarfs durch Windkraft gedeckt werden, wobei die Offshore-Windfarmen in Nord- und Ostsee rund 15 Prozent liefern sollen.

Auch der internationale Windkraft-Markt wird boomen: „Branchenkenner gehen davon aus, dass sich die installierte Windkraft-Leistung weltweit von heute rund 25.000 MW in den nächsten fünf Jahren auf über 75.000 MW mehr als verdoppeln wird“, verweist BWE-Mann Eichler auf die jüngste Studie des dänischen Beratungsbüros BTM Consult ApS. Vor allem Europa und Nordamerika werden dabei im Fokus der Entwicklung stehen.

„Internationale Kooperationen im Umweltschutz sind deshalb nicht nur gut fürs Klima, sie würden auch dem deutschen Arbeitsmarkt weitere Impulse geben“, betont Eichler die Bedeutung des weltweiten Windkraft-Ausbaus. „Die Windbranche schafft zusätzliche Beschäftigung und Aufträge. Das spürt auch zunehmend die Zuliefererindustrie.“ So haben sich die Windschmieden im Lande beispielsweise nach der Automobilindustrie zum zweitgrößten Kunden der deutschen Stahlindustrie gemausert, eine Entwicklung, die bislang kaum bekannt ist. Ob Anlagenbau, Kabel- und Chemische Industrie oder Bauwirtschaft – auch sie zählen zu den Gewinnern des Windbooms. „Diese Branchen, die sich auch hier in Hannover präsentieren, leben mittlerweile in einem großen Umfang von Aufträgen aus dem Windsektor“, hebt Eichler die Bedeutung der weltweit größten Industrieschau für die weitere Entwicklung der Windkraft hervor.

Hintergrundinformationen
Zur Windkraft-Technik:
Eine moderne Windkraft-Anlage der Megawatt-Klasse hat eine Nennleistung von 1,5 Megawatt und einen Rotordurchmesser von 70 Metern. An einem durchschnittlichen Standort erzeugt solch ein Windrad im Jahr rund 3,5 Millionen Kilowattstunden Strom – genug Energie für 1.000 Vier-Personen-Haushalte.
Eine Windturbine für die Offshore-Nutzung wird künftig eine Nennleistung zwischen drei und fünf Megawatt haben. Eine Fünf-MW-Anlage kann dank der stärkeren Winde auf hoher See im Jahr rund 17,5 Millionen Kilowattstunden Ökostrom produzieren – genug Energie für rund 5.000 Vier-Personen-Haushalte.

Zur Offshore-Windkraft:
Derzeit gibt es weltweit neun maritime Windkraft-Projekte. In Dänemark (3), Schweden (3), den Niederlanden (2) und in England. Den Anfang machten Anfang der Neunzigerjahren zwei Windparks in der Ostsee Dänemarks: Vindeby (11 x 450 kW) und Tunø Knob (10 x 500 kW). Auch im niederländischen Ijsselmeer gibt es seit Mitte der Neunzigerjahre zwei Projekte (4 x 500 kW und 28 x 600 kW). 1997 folgte der Windpark „Bockstigen“ vor Gotland in Schweden (5 x 550 kW). In den zurückliegenden 18 Monaten kamen die Windparks „Blyth“ bei Newcastle in England (2 x 2,0 MW), Utgrunden (7 x 1,5 MW) und Yttre Stengrund (5 x 2 MW) im schwedischen Kalmarsund sowie das derzeit größte Offshore-Projekt „Middelgrunden“ vor den Toren Kopenhagens (20 x 2 MW) hinzu.

Am 9. November 2001 wurde vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie das erste Off-shore-Projekt in Deutschland genehmigt: Rund 45 Kilometer nördlich der Insel Borkum errichtet die Prokon Nord GmbH aus Leer aller Voraussicht nach im Jahr 2003 in einer Pilotphase zwölf Windturbinen der Multi-Megawatt-Klasse mit jeweils bis zu fünf MW Nennleistung. Insgesamt liegen beim zuständigen Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg 30 Anträge mit einer Gesamtleistung von über 60.000 MW vor.

Zum Weltmarkt:
Weltweit war Ende 2001 eine Windkraft-Leistung von knapp 25.000 Megawatt installiert, davon rund 20.000 MW in Europa. Zu den führenden Ländern gehören nach Deutschland, wo Ende 2001 rund 8.750 MW installiert waren, die USA (4.250 MW), Spanien (3.350 MW) und Dänemark (2.500 MW). Insgesamt hat sich die weltweit installierte Windkraft-Leistung im Jahr 2001 um rund 6.500 MW erhöht. Neue Studien gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2010 eine Windkraft-Leistung von rund 60.000 MW in Europa installiert sein wird.

Zum Bundesverband WindEnergie (BWE):
Der BWE engagiert sich seit Jahren für eine nachhaltige Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien: Windkraft, Solarenergie, Wasserkraft, Bioenergie und Geothermie. Mit derzeit über 11.500 Mitgliedern ist der BWE der bundesweit größte Verband im Bereich regenerativer Energien.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE) Herrenteichsstr. 1 49074 Osnabrück Telefon: 0541/350600 Telefax: 0541/3506030

NEWS TEILEN: