Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

„Wir brauchen eine nationale Bildungsstrategie“ / GEW: Bund nicht aus der Bildung vertreiben / Gespräch mit Cornelia Pieper (FDP)

(Berlin) – „Wir brauchen einen nationalen Bildungsplan. Der Bund darf nicht vollständig aus der Bildungspolitik vertrieben werden“, kommentierte Ulrich Thöne, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), heute (23. August) in Berlin die Ankündigung von Angela Merkels Schatten-Bildungsministerin, Annette Schavan (CDU), aus dem Bildungsministerium ein reines Forschungsressort zu machen.

In einem Gespräch mit der Vorsitzenden des Bundestagsausschusses für Bildung und Forschung und stellvertretenden Vorsitzenden der FDP, Cornelia Pieper, hat die GEW die Notwendigkeit einer nationalen Bildungsstrategie unterstrichen. „Bei allem, was uns sonst politisch trennt: Es freut uns, dass die Liberalen den Bund nicht aus der Verantwortung für die Bildung entlassen wollen.“

Das deutsche Bildungswesen sei in vielen Fragen europäisches Schlusslicht. In der Versorgung mit Krippenplätzen, bei der Zahl der Ganztagsschulen sowie der Förderung der Kinder und Jugendlichen aus bildungsfernen Schichten. Länder und Gemeinden seien alleine mit der Schaffung eines zukunftsfesten Bildungssystems überfordert. Das habe die Vergangenheit gezeigt, sagte der GEW-Vorsitzende. Ohne die finanzielle Unterstützung des Bundes würde die Bilanz noch düsterer aussehen. „Wir brauchen in der Bildungspolitik eine nationale Aufholjagd. Unser Land muss endlich wieder Anschluss an die europäische Spitze finden. Hier muss der Bund tatkräftig mithelfen“, erklärte Thöne unter Zustimmung von Pieper.

Hinzu komme ein weiterer Trend: die Europäisierung der Bildungspolitik. Die Ausgestaltung des gemeinsamen Hochschul- und Forschungsraumes (Bologna-Prozess), die Harmonisierung der beruflichen Bildung (Kopenhagen-Prozess) – und dies sind nur zwei Beispiele - machten eine Zusammenarbeit von Bund und Ländern unverzichtbar. „Wenn wir in Europa mit sechzehn Stimmen sprechen, wird der deutsche Einfluss noch mehr schwinden“, betonte Thöne.

Die GEW hat ein Zehn-Punkte-Programm für eine bessere Bildung vorgelegt. Es soll Messlatte für jede neue Bundesregierung nach der mutmaßlichen Bundestagswahl am 18. September 2005 sein. „Viele Menschen wollen eine andere, eine bildungsfreundliche Politik. Sie wollen endlich eine sozialere Politik, die reguläre Arbeitsplätze schafft“, erklärte der GEW-Vorsitzende. Bei der Erneuerung der Bundesrepublik habe das Bildungswesen eine Schlüsselfunktion. Im Bundestagswahlkampf diskutiert die GEW diese Zukunftsfragen mit den Parteien. Das Gespräch des GEW-Vorsitzenden Thöne mit Cornelia Pieper war das zweite Treffen in dieser Reihe.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt Telefon: 069/78973-0, Telefax: 069/78973-201

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