Pressemitteilung | Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA)

Wissmann: Wachstum auf wichtigen Märkten gibt Rückenwind für die IAA

(Frankfurt am Main/Berlin) - "Die konjunkturelle Entwicklung auf wichtigen Nutzfahrzeugmärkten gibt uns Rückenwind für die 65. IAA Nutzfahrzeuge, die im September in Hannover beginnt. Westeuropa ist bei schweren Nutzfahrzeugen im bisherigen Jahresverlauf um 3 Prozent gewachsen, der US-Markt hat bis Mai zweistellig zugelegt, China um 4 Prozent", betonte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), auf dem Internationalen Presseworkshop Nutzfahrzeuge vor rund 150 internationalen Journalisten in Frankfurt am Main. Der Presseworkshop wird vom VDA traditionell im Vorfeld der IAA Nutzfahrzeuge durchgeführt. Hochrangige nationale und internationale Vertreter der Nutzfahrzeugindustrie informieren auf diesem europaweit wichtigsten Workshop die Medien über Innovationen und Entwicklungen in der Welt des Nutzfahrzeugs.

Insbesondere der westeuropäische Markt für schwere Nutzfahrzeuge (über 6 t) habe sich bis April mit einem Wachstum von 3 Prozent stärker entwickelt, als vor dem Hintergrund des Vorkaufseffekts von Euro-VI-Fahrzeugen zu erwarten war. Die Einführung der Euro-VI-Norm zu Beginn des Jahres 2014 hatte vor allem im 4. Quartal 2013 noch zu erheblichen Käufen von Euro-V-Fahrzeugen geführt.

"Auch in Deutschland ist der bisherige Jahresverlauf sehr erfreulich: Bis Ende Mai 2014 wurden über 34.000 schwere Nutzfahrzeuge (über 6 t) neu zugelassen, das sind 12 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum", sagte Wissmann. Auch hier mache sich der "Euro-V-Effekt" bemerkbar. Das Wachstumstempo werde voraussichtlich im weiteren Jahresverlauf aufgrund des Basiseffekts nachgeben. Bei den leichten Nutzfahrzeugen (bis 6 t) gab es bis Mai in Deutschland 88.000 Neuzulassungen (+7 Prozent). Besonders dynamisch habe sich das Geschäft der Anhänger und Aufbauten entwickelt: "Hier liegen die Neuzulassungen bis Mai um 14 Prozent im Plus", unterstrich der VDA-Präsident. Die gute Lage zeige sich auch bei den Beschäftigten: "Jeder vierte der mehr als 760.000 Mitarbeiter, die in der Automobilindustrie im Inland beschäftigt sind, ist im Nutzfahrzeugbereich tätig. Das sind rund 190.000 Mitarbeiter", betonte Wissmann.

Kritisch äußerte sich der VDA-Präsident zu den Lkw-Mautplänen. So weist das neue Wegekostengutachen für Bundesstraßen erneut deutlich höhere Kosten pro Lkw-Kilometer aus. "Wird dies so umgesetzt, würden die Mautsätze für Bundesstraßen mehr als doppelt so hoch ausfallen wie auf den Autobahnen. Das hätte erhebliche strukturpolitische Auswirkungen - vor allem, wenn, wie geplant, ab 2018 alle Bundesstraßen bemautet werden sollen. Damit schadet man den strukturschwachen Regionen in unserem Land. Wir schlagen daher vor, dass auf vierstreifigen Bundesstraßen zunächst weiter der Autobahnmautsatz gelten soll", betonte der VDA-Präsident. Bis zum Jahr 2018 könnten dann die Wirkungen der Maut auf den Bundesstraßen insgesamt genau analysiert werden.

Für Hersteller von Nutzfahrzeugen sei die weitere Reduktion des Kraftstoffverbrauchs - und damit der CO2-Emissionen - "die zentrale Herausforderung", unterstrich Wissmann. "Allerdings sind schwere Nutzfahrzeuge nicht vergleichbar mit Pkw oder Transportern, für die es ja bereits EU-weite CO2-Regulierungen gibt. Die Nutzfahrzeugbranche ist wie eine Fußballmannschaft: Es gibt nicht nur Abwehrspieler, sondern auch ein Mittelfeld und Stürmer. Beim schweren Lkw ist die Variantenvielfalt der Fahrzeuge so groß, dass es keinen 'CO2-Einheitswert' geben kann. Die Bandbreite reicht vom Baustellenkipper über Lieferfahrzeuge bis zum Fernverkehrs-Lkw. Auch Stadt- und Reisebusse zählen dazu. Viele Fahrzeuge werden maßgeschneidert für die Kunden gefertigt. Der Verbrauch wird von sehr vielen Faktoren beeinflusst: Größe, Gewicht, Einsatzbereich, Fahrleistung, aber auch Anwendungsbedingungen und vor allem die Ladung von Lkw sind verschieden", erläuterte Wissmann.

"Es ist der Markt, der schon seit vielen Jahren bei schweren Nutzfahrzeugen für ständig sinkenden Kraftstoffverbrauch sorgt - ganz ohne CO2-Regulierung. Die Transportunternehmer kalkulieren mit spitzem Bleistift - sie müssen in ihrem Geschäft auf jeden Cent achten und fordern daher immer effizientere Lkw. Schon heute gibt es Lkw, die bei hoher Auslastung im Fernverkehr lediglich 1 Liter Diesel je transportierter Tonne auf 100 Kilometer verbrauchen", betonte Wissmann. Er sprach sich für größere Flexibilität bei den Fahrzeugabmessungen sowie für mehr Aerodynamik und zusätzlichen Bauraum für alternative Antriebe aus: "Auch damit können wir CO2-Emissionen senken."

Ein wichtiges Instrument für mehr Effizienz und Klimaschutz im Straßengüterverkehr sei der Lang-Lkw, so Wissmann: "Schon heute zeigt der Feldversuch mit dem Lang-Lkw, wie mit vergleichsweise einfachen Mitteln die Kapazität des Straßengüterverkehrs erhöht werden kann. Das spart Fahrzeugkilometer und CO2." Mittlerweile fahren im Rahmen des Feldversuchs 79 Fahrzeuge auf festgelegten Routen. Die bisherigen Erfahrungen zeigten, dass der Lang-Lkw die Erwartungen erfülle: weniger Fahrten, weniger Spritverbrauch und damit auch weniger CO2-Emissionen. Der Lang-Lkw könne zudem "problemlos am täglichen Straßenverkehr" teilnehmen, bis heute sei kein Zwischenfall zu verzeichnen. "Nachdem das Bundesverfassungsgericht die strittigen rechtlichen Fragen eindeutig geklärt hat, appelliere ich an die Bundesländer, die noch nicht teilnehmen: Beteiligen Sie sich aktiv am Feldversuch! Es geht um die wichtige Frage, ob und wie wir die Stärken des Lang-Lkw für einen zukunftsfähigen Straßengüterverkehr nutzbar machen können. Das betrifft alle Regionen in Deutschland - und auch den Einsatz in Europa", betonte Wissmann.

Eine "echte Erfolgsgeschichte" sei die Liberalisierung des Fernbusmarktes, unterstrich der VDA-Präsident: "Der Fernbus hat sich in kurzer Zeit als wichtiges zusätzliches Mobilitätsangebot auf der Langstrecke durchgesetzt. Die Zahl der Fernbusverbindungen hat sich in nur 15 Monaten auf rund 250 verdreifacht." Schätzungen zufolge waren bereits im ersten Jahr der Liberalisierung des Marktes rund 8,3 Mio. Fahrgäste mit dem Fernbus unterwegs. Das Potenzial sei damit noch nicht ausgeschöpft. Bei vielen Fernbusbetreibern seien die Fahrzeuge faktisch im Dauereinsatz - mit einer Jahreslaufleistung von rund 300.000 km. Schon nach wenigen Jahren stehe daher eine Erneuerung an. "Einige Anbieter haben bereits angekündigt, dass sie 2014 ihre Busflotten kräftig aufstocken und auch das Liniennetz deutlich erweitern werden", sagte Wissmann. Notwendig sei nun der rasche Aus- und Aufbau von Busterminals und Parkmöglichkeiten. Hier seien vor allem die Kommunen gefordert. "Der Fernbus ist auch in Sachen Klimaeffizienz und Sicherheit vorn", unterstrich Wissmann. Ein voll besetzter Reisebus verbrauche nur etwa 0,5 Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer und Fahrgast. Zahlreiche Assistenz- und Sicherheitssysteme sorgten in modernen Bussen zudem für höchste Sicherheit der Insassen. Einer Busmaut erteilte der VDA-Präsident eine klare Absage: "Erst im vergangenen Oktober hat die Verkehrsministerkonferenz eine Busmaut verworfen, um das mittelständische Bus-Gewerbe nicht zusätzlich zu belasten. Dabei sollte es bleiben."

Mit Blick auf die weltweit wichtigste Leitmesse für Transport, Mobilität und Logistik betonte Wissmann: "In drei Monaten fällt der Startschuss für die 65. IAA Nutzfahrzeuge in Hannover. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Der Anmeldestand ist sehr gut, alle wichtigen Hersteller und sehr viele Zulieferer sind mit dabei, wenn die IAA am 25. September in Hannover ihre Tore öffnet. Im Mittelpunkt stehen natürlich die zahlreichen Weltpremieren. Dazu passt das IAA-Motto wie maßgeschneidert: 'Nutzfahrzeuge - Zukunft bewegen'."

Vom Kleintransporter über den mittelgroßen Lkw bis hin zum schweren Lkw reiche die Palette. Hinzu kommen die Busse, die Hersteller von Anhängern und Aufbauten sowie die vielen innovativen Zulieferer und Dienstleister. "Effizienz, Flexibilität, Vernetzung - das sind die Stichworte für die Innovationen, die uns auf der IAA erwarten", unterstrich Wissmann. Die IAA ist zudem ein großer Kongress mit rund 30 Fachveranstaltungen. Dazu zählen u. a. der China-Day, der India-Day, eine CO2-Veranstaltung sowie die Symposien zum Thema Fernbusse, zur Ladungssicherung und zum Gefahrguttransport. Und natürlich können sich die Besucher auf zahlreiche spannende Probefahrten freuen.

Quelle und Kontaktadresse:
VDA Verband der Automobilindustrie e.V. Pressestelle Behrenstr. 35, 10117 Berlin Telefon: (030) 897842-0, Fax: (030) 897842-600

(sy)

NEWS TEILEN: