Pressemitteilung | Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. (BDM)

Zahlreiche Aktionen anlässlich des Europäischen Protesttags der Milchviehhalter am 12. November 2015

(Berlin) - Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter BDM e.V. hat heute mit dezentralen Aktionen am Europäischen Protesttag der Milchviehhalter teilgenommen, der in zahlreichen europäischen Ländern einheitlich am 12. November stattfand. Der Aktionstag in Deutschland stand unter dem Motto "Die Politik dreht sich im Kreis und blockiert alle Ansätze der Milchviehhalter, Verantwortung für den Milchmarkt zu übernehmen. Mit dieser Krisenpolitik wird das Geld der Milchviehhalter verbrannt".

Im Vorfeld der Agrarministertagung in Brüssel (16./17.11.) wurde mit verschiedenen Protest-Aktionen der Milchviehhalter ein unmissverständliches Signal an die Politik gesendet, dass das, was bisher in dieser Milchkrise von politischer Seite unternommen wurde, völlig unzureichend und ungeeignet ist, die Krise schnellstmöglich zu beenden. Es gelingt so noch nicht einmal, sie zu mildern oder wenigstens zu verkürzen. Der Europäische Protesttag verdeutlicht die extreme Dimension dieser Krise, die alle europäischen Milchviehhalter trifft.

Auf breiter Ebene wird mittlerweile erkannt, dass die dringende Notwendigkeit besteht, das Milchangebot zu verringern, da nicht absehbar ist, dass sich die Nachfrage in absehbarer Zeit so deutlich steigern wird, wie dies nötig wäre, um die Krise zu überwinden.
In dieser Situation wird auf EU- und Bundes-Ebene noch immer wertvolle Zeit für ein sinnvolles Krisenmanagement verspielt. Gleichzeitig werden alle Ansätze der Milchviehhalter, in der Krise Verantwortung für ihre produzierte Milchmengen übernehmen zu wollen, massiv blockiert. Statt die von den Milchviehhaltern geforderten Sofortmaßnahmen anzugehen, die ganz schnell eine Marktentlastung bringen und statt das Marktverantwortungsprogramm im Rahmen eines effizienten Milchmarkt-Krisenmanagement-Konzepts zu installieren, operiert man mit Liquiditätshilfen, die keine zusätzliche Wertschöpfung auf die Betriebe bringen, sondern lediglich weitere Kredite ermöglichen sollen.
"Wer so auf Zeit spielt und auf die vermeintlichen Selbstreinigungskräfte des Marktes setzt, nimmt die Existenzgefährdung von Milchbetrieben nicht nur billigend in Kauf, sondern baut mit voller Absicht darauf, dass der Markt sich dadurch erholt, dass Betriebe aus der Produktion ausscheiden", kritisiert EMB-Präsident und BDM-Vorsitzender Romuald Schaber. "Wer so eine Politik verfolgt, vertritt nicht die Interessen der Landwirtschaft, sondern ausschließlich der Industrie. Für das Landwirtschaftsressort sind solche Personen eine komplette Fehlbesetzung."

Dass EU-Agrarkommissar Phil Hogan offenbar jeder Realität entrückt ist, zeigen nach Ansicht der Milchviehhalter im EMB und BDM Äußerungen Hogans, wonach er nicht glaube, dass "die Bauern ihre Milch unter den Produktionskosten verkaufen würden, sie würden das nur behaupten und produzierten am Ende des Tages munter weiter." Mit derartigen Äußerungen verhöhnt er die Milchviehhalter und ihre Familien, die trotz aller Schwierigkeiten versuchen, ihre Betriebe irgendwie über die Krise zu retten. Ein völlig inakzeptables Verhalten! Auch die Haltung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft mit Agrarminister Christian Schmidt an der Spitze ist angesichts seiner maßgeblichen Position für Europa weiter kontraproduktiv. Man versucht weiter, dieser Krise, die längst die Dimension der Krisen 2009 und 2012 gesprengt hat, mit Mitteln beizukommen, die sich schon bei den genannten Krisen als unwirksam gezeigt haben.


Zum Hintergrund:
Bereits vor Monaten haben die Milchviehhalter ein Konzept entwickelt, wie man Milchmarktkrisen nach dem Wegfall der Quote mit neuen Instrumenten effizient begegnen könnte, und haben dies mit verschiedenen Vertretern der Branche und der Politik intensiv diskutiert. Die anhaltende Verweigerung der EU-Kommission, der Bundesregierung und des Agrarministeriums die aktuelle Krise - auch mit neuen Kriseninstrumenten - aktiv und effizient zu managen, führt die Milchviehbetriebe in den Ruin! Es reicht! Zukunft bedeutet Handeln!
Der BDM kämpft gemeinsam mit seinen europäischen Kollegen im European Milk Board EMB dafür, den Milchviehhaltern in dieser Krise eine Perspektive zu geben. Dafür gilt es, mit Sofortmaßnahmen die katastrophale Milchmarktsituation anzugehen, um damit wieder für Liquidität auf den Milchviehbetrieben zu sorgen. Parallel dazu muss mit der gleichen Dringlichkeit nicht nur die Marktstellung der Milchviehhalter verbessert werden, sondern insbesondere das Milchmarkt-Krisenmanagement-Konzept aktiv angeschoben werden

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. (BDM) Pressestelle Gutenbergstr. 7-9, 85354 Freising Telefon: (08161) 5384730, Fax: (08161) 53847350

(cl)

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