Pressemitteilung | ifo Institut - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V.

Zur Interpretation der neuen Arbeitsmarktzahlen aus Nürnberg

(München) - Monat für Monat kommen neue Hiobsbotschaften aus Nürnberg. Auch die Anfang September veröffentlichten Zahlen machen keine Ausnahme. Im August waren 4,018 Mio. Personen arbeitslos, 229.000 mehr als im August des Vorjahres. Die Arbeitslosenquote liegt mit 9,6 Prozent um fast einen halben Prozentpunkt über dem Vorjahreswert.

Von Juli bis August hat die saisonbereinigte Zahl der Arbeitslosen allerdings nur um 2000 Personen zugenommen. Das kann auf den ersten Blick als Anzei-chen einer Entspannung gedeutet werden.

Die Wahrheit ist indes, dass sehr viele Arbeitslose aus der Statistik ver-schwunden sind. Die Zahl der Abmeldungen aus der Arbeitslosigkeit, die nicht aufgrund einer Arbeitsaufnahme verzeichnet wurden, nahm in den Monaten Juni bis August im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 14 Prozent oder 135.000 Personen zu. Dabei handelt es u.a. um zusätzliche Vorruheständler, deren Gesamtbestand nun bei über 300.000 Personen liegt, und insbesondere um Personen, denen mit dem Job-AQTIV-Gesetz und verwandten Maßnahmen lukrative Möglichkeiten angeboten wurden, nicht mehr erwerbstätig zu sein. Ohne diesen Zuwachs an Abmeldungen, der offenbar im Juli und August stark an Bedeutung gewonnen hat, hätte die Zahl der Arbeitslosen noch sehr viel stärker zugenommen, als es die Statistik ohnehin schon verzeichnet.

Einen wirklichen Eindruck vom Geschehen am Arbeitsmarkt bietet nur der Blick auf die Erwerbstätigenzahlen selbst, und hier sind die letzten verfügbaren Zahlen, die den Juni betreffen, alles andere als ermutigend. Innerhalb nur eines Monats ging die saisonbereinigte Zahl der Erwerbstätigen um 40.000 Personen zurück und lag damit um 0,6 Prozent unter dem entsprechenden Vorjahresni-veau.

Besonders bedrohlich ist die Entwicklung in den neuen Ländern. Seit 1994 hat die Zahl der (voll) sozialversicherungspflichtigen Personen Jahr um Jahr mit einer Rate von etwa 2 Prozent abgenommen. Vom Juni des Jahres 2001 bis zum Juni des Jahres 2002 betrug die Abnahme nach den gerade vorgelegten Zahlen sogar 2,9 Prozent.

Die Ursache für die Misere am Arbeitsmarkt liegt darin, dass die sozial- und tarifrechtlichen Regelungen in Deutschland nicht an die sich ändernden weltwirt-schaftlichen Entwicklungen angepasst wurden und eine Struktur und Höhe der Lohnkosten festschreiben, die nicht mehr wettbewerbsfähig ist. Das ifo Institut hat in einer Vielzahl von Stellungnahmen Wege aufgezeigt, den Arbeitsmarkt durch eine Flexibilisierung des Tarifrechts und eine Änderung der Anreizstruktu-ren des Sozialstaates wieder funktionsfähig zu machen.

Quelle und Kontaktadresse:
ifo Institut für Wirtschaftsforschung e.V. Poschingerstr. 5 81679 München Telefon: 089/92240 Telefax: 089/985369

NEWS TEILEN: